TuS N-Lübbecke reist als Tabellendritter nach Lingen

Erstliga-Absteiger gastiert am Samstagabend um 19:30 Uhr in der EmslandArena

09.12.2022

Als Michael Haaß uns zum letzten Mal einen Besuch abstattete, war er noch Trainer des Erstligisten HC Erlangen. Es war Ende Juni 2021 und im aufgeheizten Euregium fand das vorerst letzte Saisonspiel unserer HSG in der Ersten Liga statt. Der Gast gewann mit 31:30. Und es war der damals knapp 21-jährige Tarek Marschall, der seinerzeit in der 2. Mannschaft des HC für Furore sorgte, des Öfteren in der Ersten aushalf und in Nordhorn gleich sechsmal erfolgreich war. Es gibt also eine gemeinsame Geschichte mit dem heutigen Trainer des TuS N-Lübbecke. Und damit rein in den Gegner-Check-Vorbericht:

Der TuS Nettelstedt feierte schon in den 70er- und 80er-Jahren große Erfolge und erlebte auch in den 90ern noch einmal eine Erfolgswelle. Auf dem Briefkopf stehen z. B. ein DHB-und ein Europapokalsieg sowie zwei Titel im Euro-City-Cup (später EHF-Pokal). Nach vereinsinternen Schwierigkeiten und dem Abstieg in die Zweite Liga engagierte sich vor 20 Jahren ein großer örtlicher Spieleautomaten-Hersteller beim Club. Seitdem startet das Team unter dem neuen Namen TuS N-Lübbecke. 

Das Team erlebte in den Folgejahren mehrere Auf- und Abstiege zwischen den beiden höchsten deutschen Spielklassen. Auch 2018 ging es wieder runter, bevor drei Jahre später der Wiederaufstieg gelang. Der TuS schaffte den Klassenerhalt jedoch nicht und stieg nach einer Saison mit sehr vielen Verletzten und Spielerausfällen als Letzter der Tabelle direkt wieder in die Zweite Liga ab. Trainer Emir Kurtagic wurde daraufhin nach drei Jahren im Amt vom Verein freigestellt. Und damit sind wir beim schon angesprochenen Michael Haaß ...

Der 120-malige deutsche Nationalspieler und Weltmeister von 2007, der am kommenden Montag übrigens 39 Jahre alt wird, hatte seine Karriere 2019 beim HC Erlangen beendet, dort dann die A-Jugend und später die Profimannschaft trainiert – von Anfang 2020 bis zu seiner Entlassung genau zwei Jahre später. Seit dem Sommer ist er nun Chefcoach beim TuS N-Lübbecke und macht ganz offensichtlich einen guten Job. Doch dazu gleich.

Schauen wir zunächst auf das Personal: Die zentrale Achse des Kaders blieb nach dem Abstieg erhalten. Prominentester Abgang war der in Nordhorn bestens bekannte Lutz Heiny (nach Erlangen). Dafür kamen interessante Leute hinzu, z. B. Sven Weßeling, der in der 2. Liga schon über 700 Tore erzielt hat (zuletzt Bietigheim). Er hat sich jedoch im Oktober schwer am Knie verletzt und wird in dieser Saison wohl gar nicht mehr spielen. Jo Gerrit Genz kam aus Hamm zurück, und den Niederländer Rutger ten Velde (Linksaußen) kennen wir schon aus Ferndorf. Zudem verstärkt Nikolas Katsigiannis (zuletzt RN-Löwen) das Torhüter-Gespann. Der inzwischen 40-Jährige spielte von 2007 bis 2009 für die HSG Nordhorn.

Der schon erwähnte Jo Gerrit Genz steht aktuell bei 46 Treffern, der junge Marek Nissen bei 44. Im Tore-Ranking folgt der etablierte Rechtsaußen Peter Strosack (43). Nicht nur sie, sondern fast alle Spieler der Liga werden noch vom „ersten“ Linksaußen Tom Skroblien übertroffen, der mit 84 Treffern auf Rang 3 der Torschützenliste steht. Dazu zählen 41 7-Meter, eine Zahl, die ebenfalls fast unerreicht ist. Abwehrchef von N-Lübbecke ist der erfahrene Kroate Tin Kontrec. Eine weitere insbesondere für die Defensive wichtige Stütze ist Kreisläufer Yannick Dräger, der gerade nach Verletzung ins Team zurückgekehrt ist. Stammtorwart ist für diese Saison noch der Norweger Havard Asheim.

Und damit werfen wir einen Blick auf die aktuelle Performance des Absteigers aus dem Mühlenkreis in Ostwestfalen. Die Leistungen während der laufenden Spielzeit sind aller Ehren wert und der TuS N-Lübbecke steht mit 20:8 Punkten auf Tabellenplatz 3. Vor dem letzten Spieltag waren die Roten aus Lübbecke und die Roten aus Nordhorn-Lingen noch punktgleich. Das heißt natürlich auch: Im besten Fall ist der Gleichstand am Samstagabend wiederhergestellt.

Also: Es gab zehn Siege und vier Niederlagen, davon drei auswärts (Großwallstadt, Eulen, Essen). Die einzige Heimpleite setzte es gegen Primus Balingen. Am vergangenen Freitagabend wurde der Dessauer-Roßlauer HV mit 31:26 besiegt. Wie unsere HSG in Coburg hatte der Gast nach gut 20 Minuten noch mit vier Toren geführt. Doch der TuS N-Lübbecke machte aus einem 9:13 über die Halbzeitpause hinweg ein 16:13 und ließ sich den Vorsprung nicht mehr nehmen. Rutger ten Velde (6/2; alle nach der Pause für den ausnahmsweise indisponierten Skroblien) und Dominik Ebner waren am treffsichersten. Die TuS-Verantwortlichen schauten anschließend in der Tabelle nach oben.

Wie sind gespannt auf die Truppe von Michael Haaß und gehen positiv in die Partie. Dass unsere Jungs Spitzenspiele „können“, haben sie schon bewiesen. Also dann, auf geht’s!