Tour de France, E-Roller und erstes Bundesligator : Interview mit Max Jaeger

Neuer HSG-Linksaußen spricht über Sportliches und Nicht-Sportliches

29.07.2024

Er gehört zu den Neuzugängen unserer HSG Nordhorn-Lingen zur bevorstehenden Spielzeit, doch die Fans in Rot-Weiß dürfen sich nicht nur auf einen starken Handballer freuen: Max Jaeger ist einfach ein richtig guter Typ! Ein paar Tage vor dem Trainingsauftakt trafen wir ihn zum Gespräch in Nordhorn. Übrigens: Sein Name schreibt sich richtigerweise mit „ae".

Die wichtigsten „Facts" vorab im Schnelldurchlauf: Als eineiiger Zwilling 1997 in Gummersbach geboren, wurde ihm sein Sport quasi in die Wiege gelegt („Wenn du von dort kommst, ist es sehr wahrscheinlich, dass du mit dem Handball anfängst."). Zwillingsbruder Felix ist weiter in Coburg aktiv, der ältere Philipp spielt in der 3. Liga. Allein der erstgeborene Bruder Florian „hat nichts mit Handball zu tun". Dafür ist Vater Gunnar ein VfL-Urgestein, und der 2011 verstorbene Großvater Rolf wird in Gummersbach sogar eine Handball-Legende genannt. Das Wichtigste: Max ist ein Familienmensch und er pflegt eine sehr enge Verbindung z. B. zu seinen Eltern und Brüdern.

Als 18-Jähriger bestritt der Linksaußen sein erstes Bundesligaspiel für Gummersbach. Vor dieser Partie gegen Kiel sicherte ihm ein erfahrener Mannschaftskamerad zu, kurz vor Schluss einen potenziellen 7-Meter werfen zu dürfen. Und so kam's: 7-Meter, der Teamkollege gibt ihm den Ball, Max verwandelt – ein prägender Moment. Ach ja: Der Mannschaftskamerad hieß Mark Bult ...!

Mit 21 Jahren verließ Max Jaeger das heimische „Nest", wechselte zum HSC 2000 Coburg in die 2. Liga und kam wie erwünscht prompt auf viel mehr Spielzeit („sportlich die beste Entscheidung"). Den nächsten Schritt ging er dann im Jahr 2020 – zum Erstligisten HC Erlangen, wo er auch schon mit Tarek Marschall zusammen spielte. Hier lief es jedoch nicht so gut wie erhofft, wozu entscheidend auch seine Corona-Erkrankung beitrug. Mit der Diagnose Long COVID wurde Max monatelang davon abgehalten, seinem Beruf und seiner Leidenschaft nachzugehen.

All das trug dazu bei, im Sommer 2022 wieder zurück nach Oberfranken zu gehen. Der gleichzeitige Wechsel seines Zwillingsbruders zu den Schwarz-Gelben bestärkte ihn zusätzlich, und es trat das ein, was er sich erhofft hatte: „Ich konnte wieder ich selbst sein, Spaß am Handball haben und einfach glücklich sein. Dafür bin ich sehr dankbar." Seine Rückennummer war und bleibt übrigens die 6 (die seines Bruders Felix beim HSC 2000 ist die 66, welche bei der HSG nun Björn Zintel tragen wird).

Max Jaeger spricht sehr positiv über seine Zeit in Coburg. Ein Grund für seinen Wechsel sei neben des sportlichen Anreizes gleichwohl der Umstand gewesen, dass Nordhorn näher an seiner Heimat im Oberbergischen liegt. Und seine Frau hat bereits eine Stelle als Verwaltungsbeamtin beim Landkreis Emsland angetreten, mit der sie mehr als zufrieden ist. Michelle stammt wie Max aus Gummersbach, hat jedoch selbst nie Handball gespielt. Dafür unterstützt sie ihren Mann umso mehr bei den Spielen. Der ist „nebenbei" auch noch Student und für Wirtschaftsinformatik an der IU eingeschrieben. „Muss auch fertig werden", sagt er entschlossen zum bevorstehenden Bachelor.

Zurück zum Handball: Er hat als Coburger Kapitän in 2023/24 insgesamt 130 Tore erzielt, allesamt aus dem Feld – davon 12 gegen unsere HSG (gegen kein Team traf er öfter). Dass er damit der erfolgreichste Außen der Liga war, liegt auch daran, dass er „fast alles durchgespielt" hat. Denn auch in der Defensive kommt der 1,89 m große Max auf der Halbposition zum Einsatz. „Tore sind mir gar nicht am wichtigsten, ich will gerade auch in der Abwehr einen guten Job machen", meint er und fügt hinzu: „Wenn wir erfolgreich sind, mache ich von mir aus auch null Saisontore." Seine Defensivqualitäten weiß zweifellos auch Kristian van der Merwe zu schätzen. Der dänische Keeper kommt ebenfalls aus Coburg zur HSG. „Wir liegen auf einer Wellenlänge und verstehen uns gut. Und hier in Nordhorn sind wir jetzt sogar Nachbarn", sagt Max über seinen alten und neuen Mannschaftskameraden. Zum Wiedersehen mit dem HSC 2000 kommt es übrigens erst am 3. Advent.

Nun noch einige Fragen „außerhalb" des Handballs:

Wie und wo hast du bzw. habt ihr euren Urlaub verbracht?

„In Südfrankreich. In der ersten Woche war ich mit meiner Frau allein, und in der zweiten Woche sind meine Eltern und meine Brüder mit ihren Familien nachgekommen."

Hast du die Fußball-EM verfolgt? „Ja, ich habe ganz viele Spiele geschaut und dabei fast mein ganzes Datenvolumen aufgebraucht, weil wir hier noch kein WLAN hatten."

Hast du eine Lieblingsfußballmannschaft?

„1. FC Köln – da bin ich als Fan letzte Saison ja durch die Hölle gegangen. Doch ich mag das kölsche ‚Leben und leben lassen'. Ein großer Karnevalsfan bin ich auch, und Musik von Bands wie Cat Ballou oder Kasalla könnte ich rauf und runter hören."

Für welche Sportarten interessierst du dich außer Handball und Fußball?

„Gerade läuft ja noch die Tour de France, die Übertragungen schaue ich mir sehr gern an. Und dann steht ja auch Olympia vor der Tür. Auch da interessiert mich eigentlich alles, gerade kleinere Sportarten, von denen man sonst nicht viel mitbekommt. Ich find's gut, einfach reinzappen zu können und so dabei zu sein."

Neben Sport am Bildschirm, Handball, Studium und Familie und dürfte nicht mehr allzu viel Zeit bleiben, oder? Liest du z. B. gerade ein Buch?

„Ein großer Leser bin ich nicht, mein letzter Roman war „Starless", ein Thriller, den mein Bruder Philipp geschrieben hat – richtig gut. Ansonsten spiele ich gern Gesellschaftsspiele. Auf Social Media bin ich dagegen eher weniger aktiv."

Wie wirst du in Kürze zum Training fahren?

„Ich habe tatsächlich noch kein Fahrrad, weil das in Coburg gar nicht so praktisch gewesen wäre. Dafür fahre ich mit meinem E-Roller."

Für die vorletzte Frage zieht Max eine Karte aus einem Stapel: Was ist dein Lieblings-Gegenstand?

„Meine Frau ist ja kein Gegenstand, oder? (lacht) Also, da fällt mir dann mein Hausschlüssel ein. Oder mein Ehering, obwohl ich den gar nicht immer trage, z. B. beim Training. Mein Bett könnte ich auch nennen, da ich es liebe, ausgeschlafen zu sein."

Was sollten die HSG-Anhänger abschließend noch über dich wissen?

„Ich möchte immer sehr nah an den Fans sein, bin jederzeit offen für Gespräche und bereit, auch mal Kritik einzustecken."

Lieber Max, vielen Dank für das gute Gespräch. Nochmals herzlich willkommen und von Herzen alles Gute für deinen bzw. euren Start bei uns in Nordhorn und Lingen! (B. Liene)