Starker Dessau-Roßlauer HV stellt sich im Euregium vor

Mittwoch ab 19:30 Uhr gegen Wasies Ex-Kollegen

01.11.2022

Mit dem Dessau-Roßlauer HV kommt am Mittwoch eine Mannschaft ins Euregium, die nicht nur ein sehr unbequemer Gegner ist, sondern noch dazu einen hervorragenden Start in die neue Saison hingelegt hat: Das Team aus Sachsen-Anhalt rangiert nach acht Spieltagen zwei Plätze vor der HSG in der Zweitliga-Tabelle auf Rang 4. Auf die Performance der „Biber“ um Trainer Uwe Jungandreas in der laufenden Saison gehen wir später noch genauer ein – und mit dem Ex-Dessauer Johannes Wasielewski haben wir auch gesprochen. Doch zunächst ein paar Informationen vorab – und damit rein in den Gegner-Check!

Dessau-Roßlau hat 80.000 Einwohner und liegt in Sachsen-Anhalt. Halle, Leipzig und Magdeburg sind jeweils nur ca. eine Stunde entfernt, nach Nordhorn sind es hingegen über 400 km. Der Bus in die Grafschaft dürfte am Mittwoch also annähernd fünf Stunden brauchen. Doch nun endlich zum Handball:

Nach der Zusammenlegung der Städte Dessau und Roßlau fusionierten auch die beiden örtlichen Handballvereine 2006 zum Dessau-Roßlauer HV (=> DRHV 06). Nebenbei: Den Beinamen „die Biber“ gibt es sogar schon zwei Jahre länger. 2011 stieg das Team erstmals aus der 2. Liga ab, 2016 kehrten die Biber zurück (übrigens: in diesem Jahr kam der damals 18-jährige Johannes Wasielewski aus Magdeburg nach Dessau [siehe unten] und warf z. B. im November 2017 sechs Tore zum Sieg gegen die HSG).

Als unsere HSG 2019 ins Handball-Oberhaus aufstieg, ging es für die Biber abermals in die Drittklassigkeit, doch am Ende der folgenden, später abgebrochenen Saison stand die erneute Rückkehr in die 2. Liga. Die Blau-Weißen hielten die Klasse und hatten auch in der Vorsaison mit dem Abstieg gar nichts zu tun – am Ende rangierte der DRHV auf Position 12. Linksaußen Jakub Hrstka stand mit 208/42 Treffen auf Platz 7 der Torschützenliste – und damit knapp vor Georg Pöhle.

Die HSG hatte das Hinspiel kurz vor Weihnachten mit 29:26 in der EmslandArena gewonnen, beim Rückspiel Ende Mai revanchierte sich der DRHV mit einem knappen 31:30-Heimsieg. Unser Team hatte einen 20:26-Rückstand aufgeholt, war sogar in Führung gegangen, um am Ende doch zu unterliegen. Die Niederlage stand seinerzeit sinnbildlich für die schwierige Rückrunden-Performance unserer Mannschaft.

Zurück zum Gegner: Vor der Saison konnte der erfahrene DRHV-Coach Uwe Jungandreas, der vor seinem Engagement in Dessau (seit 2014) auch schon in Leipzig und Magdeburg als Trainer tätig war und Anfang des Jahres seinen 60. Geburtstag feierte, fünf Neuzugänge begrüßen.

Wie schon viele Spieler vor ihnen – inklusive unseres Wasie – stießen drei junge Handballer aus der Kaderschmiede des großen Nachbarn aus Magdeburg zum Team. Den neuen, ebenfalls ganz jungen Rechtsaußen David Misovych (19) dürfte Dominik Kalafut aus der slowakischen Nationalmannschaft kennen. Als neuer Kreisläufer wurde dann noch Ende Juni Patrick Gempp vom Erstligisten Wetzlar nach Sachsen-Anhalt geholt. On top gab es Mitte Oktober das Rückraumtalent Paul Bones (mit Zweitspielrecht aus Leipzig), und zwar als Reaktion auf die angespannte Personalsituation mit drei Verletzten.

Dem gegenüber standen sieben Abgänge von Akteuren, deren Verträge zum Teil nicht verlängert wurden. Mit Kreisläufer Seidler haben wir einen gerade kennengelernt (fünf Treffer für die Wölfe Würzburg gegen die HSG). Apropos Tore: Die interne Torschützenliste des DRHV führen wieder die etablierten Kräfte an: Rückraumschütze Timo Löser (44), Linksaußen Jakub Hrstka (43/15) und Spielmacher und Kapitän Vincent Sohmann (30/18). Im Kasten steht seit sechs Jahren Philipp Ambrosius.

Und die Spiele der Biber in dieser Saison? Einem knappen Pokalsieg beim Drittligisten Braunschweig folgten ein +3-Sieg in Dormagen sowie ein +4-Erfolg gegen Hagen. In Rostock gab es einen Buzzer-Beater-Sieg (7-Meter von Sohmann in der Schlusssekunde), bevor es Ende September gegen Hüttenberg genau umgekehrt lief: Der TVH gewann mit der Schlusssirene in Dessau – die einzige Niederlage des DRHV bis jetzt. Verrückt: In Lübeck fiel zum dritten Mal nacheinander das spielentscheidende Tor in allerletzter Sekunde: Patrick Gempp traf zum 28:28.

Gegen den starken TV Großwallstadt holten die Blau-Weißen vor der Länderspielpause einen +3-Sieg, dann wurde das Zweitliga-Topteam aus N-Lübbecke mit einem +4-Erfolg aus dem Pokal geworfen und anschließend holten die Biber auch bei TuSEM Essen (+3) zwei Punkte. Last but not least: Auch am Samstagabend gab es einen Sieg, als Motor Zaporizhzhia 32:29 bezwungen wurde.

Nach starken ersten dreißig Minuten gegen das ukrainische Team, in denen die Hausherren ihr „gewohntes Tempospiel und schnelle Abschlüsse“ (Zitat Trainer Jungandreas) gezeigt hatten, gab es eine klare Halbzeitführung (+6). Zehn Minuten vor Schluss stand es nach einem „Spannungsabfall“ jedoch wieder unentschieden, bevor der DRHV doch noch die nächsten Punkte unter Dach und Fach brachte. Jakub Hrstka war einmal mehr erfolgreichster Werfer (7 Tore, davon 6/6 7-Meter), vor Max Emanuel und Timo Löser (je 6).

Summa summarum: 13:3 Punkte und Tabellenplatz 4. Das bedeutet den besten Saisonstart für den DRHV unter dem in der neunten Spielzeit amtierenden Trainer Uwe Jungandreas. Das verdient unseren Respekt und macht gleichzeitig viel Lust auf das Duell mit unserer HSG am Mittwochabend im Euregium. Bist du mit dabei?

Und, wie angekündigt, wir sprachen auch noch mit unserem Linkshänder Johannes Wasielewski, der in Lübeck zum ersten und bei den Wölfen zum zweiten Mal in dieser Saison zum Einsatz gekommen war – und zwar nach der Halbzeitpause fast ausschließlich in der Defensive. Weil er auch in der vergangenen Saison aufgrund von zwei schweren Verletzungen (Mittelfuß und Hand) noch nicht richtig Fahrt aufnehmen konnte, freut er sich richtig über sein Comeback und hofft nun auf mehr und mehr Spielrhythmus.

Nachdem er seine ganze Handballjugend beim SC Magdeburg zugebracht hatte, war er 2016 als knapp 19-Jähriger nach Dessau gegangen – wie schon so viele vor und nach ihm. „Das war definitiv der richtige Schritt. Es war schon geil, als ganz junger Spieler in der Zweiten Liga spielen zu dürfen.“ Und das gelte auch trotz des Abstiegs im Jahr 2019, nach dem Wasie für zwei Jahre zum TV Emsdetten wechselte. DRHV-Trainer Uwe Jungandreas war auch damals schon dabei, und ihn bezeichnet unsere Nr. 77 als „super Typ“ von der „alten Schule“. Aus dem heutigen Kader hat er mit den hier schon erwähnten Schlüsselspielern Ambrosius und Sohmann noch zusammengespielt.

Und was macht das Dessauer Spiel aus? „Da ist ordentlich Power und richtig Druck dahinter. Sie haben eine ganz aggressive Abwehr, aus der sie immer wieder ihr Tempospiel aufziehen, sogar in Unterzahl.“ Wir sind gespannt, wie Wasie und seine Mannschaftskameraden sich dem entgegenstellen und ihrerseits versuchen, ihre Power auf die Platte zu bringen – die Daumen sind gedrückt!