Saisonfinale am Samstag in der „Hanse-Hölle“ beim VfL Lübeck-Schwartau

Auch Jonas Patzel verlässt die HSG Nordhorn-Lingen

10.06.2022

Das, was am vergangenen Wochenende im letzten Heimspiel dieser Saison gegen Dormagen nicht geklappt hat, wollen Alex Terwolbeck und seine Mannschaftskameraden am Samstag (18 Uhr) noch einmal in Angriff nehmen: Einen Sieg zum Abschluss einer Saison, in der mit Blick auf die Niederlagenserie im letzten Drittel sicher mehr drin war, was letztlich enttäuschend ist. Gleichwohl hat die Mannschaft oben mitgespielt, was das vorab ausgegebene Saisonziel gewesen ist.

In der Partie gegen die um den Klassenerhalt kämpfenden Wiesel aus Dormagen war es für unsere HSG nach den Enttäuschungen der vergangenen gut zwei Monate um nichts mehr gegangen. Obwohl sich unser Team sichtbar viel vorgenommen hatte, kam eine weitere Enttäuschung hinzu. „Wir haben einfach zu viele vermeidbare Fehler gemacht. Und vielleicht war Dormagen auch im Endeffekt ein bisschen heißer als wir“, räumt unser Kapitän ein. Alex Terwolbeck spricht weniger von der frühen roten Karte gegen Georg Pöhle, als vielmehr von der Verunsicherung, die sich in den Wochen zuvor im Team breitgemacht hatte. „Wir hatten dieses Selbstverständnis nicht, mit dem dir letztlich alles gelingt.“

Wie auch im Rahmen der Verabschiedung unserer fünf Akteure betont er auch uns gegenüber noch einmal die Nähe zu den Fans, die in den letzten zwei Jahren so sehr gefehlt habe. Und dafür, wie sich die Anhänger der HSG während des Spiels und danach wieder von ihrer allerbesten Seite gezeigt hätten, ist Alex sehr dankbar. Der Support sei „einmalig“ gewesen, genauso wie die Atmosphäre beim Goodbye an seine Kollegen Mickal, Miedema, Weber, Torbrügge und Fontaine. Und auch den anschließenden Ausklang mit den Fans hinter dem Euregium bezeichnet er rückblickend trotz der vorherigen Niederlage als eine schöne und gelungene Sache (wir waren dabei und können das nur bestätigen).

Zuletzt hatten Wasielewski, Torbrügge und Seidel gefehlt, und auch in Lübeck wird die HSG mit einem dezimierten Kader antreten müssen. Dass unser Team es trotzdem draufhat, dort erfolgreich zu sein, steht außer Frage – und das in einer Partie, um die herum es ganz sicher auch emotional werden wird. Denn mehrere Verabschiedungen teilweise langjähriger Spieler stehen auch beim VfL an. Dazu kommen wir gleich – nach einem kurzen Saisonrückblick. 

Nach dem zehnten Platz in der Vorsaison erlebten die Blauen mit dem Ex-Nordhorner Piotr Przybecki auf der Trainerbank bis Weihnachten eine Berg- und Talfahrt. Dabei zeigte die Richtung auch mit der 31:33-Niederlage des VfL am 2. Weihnachtstag in Lingen nach unten – das Team war damit in der Tabelle auf Rang 15 abgerutscht und befand sich in akuter Abstiegsgefahr. In diesem Spiel zweier ersatzgeschwächter Teams vor damals 499 Zuschauern hatte Georg Pöhle übrigens 14 Treffer erzielt – das kann man mal machen! Am Ende hatte sich unsere HSG zum Sieg gekämpft und gearbeitet.

In der Winterpause drehte sich dann das Personalkarussell beim VfL Lübeck-Schwartau. Zunächst wurde der Wechsel ihres besten Torschützen Niels Versteijnen bekannt (188/26; auch in Lingen 9/1 Treffer). Der 22-jährige Niederländer wechselt zur neuen Saison zum TBV Lemgo. Auch Spielmacher Markus Hansen verlässt den Club, für den er (mit einer zweijährigen Unterbrechung) seit 2009 aktiv gewesen ist. Der Vertrag des 30-Jährigen wird nicht verlängert. Zudem beendet Jan Schult (35) seine Karriere. Seit 2007 lief die VfL-Legende für die Blauen auf! Und auch der schon länger verletzte Fynn Ranke (29), Linksaußen Joscha Ritterbach (28) sowie der erst im Winter „aushilfsweise“ verpflichtete Keeper Blaz Voncina (38) werden am Samstagabend verabschiedet. Die Stichworte „Umbruch“ und „Verjüngung“ waren also auch im Umfeld unseres Gegners vom Samstag in letzter Zeit des Öfteren zu hören und zu lesen gewesen.

Nicht zuletzt steht auch der Trainer der „Tiger“ aus Lübeck-Schwartau vor seinem letzten Spiel. Michael Roth hatte den Posten erst Ende Januar übernommen. Der ehemalige Nationalspieler und erfahrene Coach sollte mit dem Team den Klassenerhalt erreichen, was ihm eindrucksvoll gelang. Unter seiner Regie gab es Anfang des Jahres direkt vier Siege in Folge. Anschließend ging diese Konstanz „ergebnismäßig“ zwar etwas verloren, doch mit dem Abstieg sollte der VfL nichts mehr zu tun bekommen. Aktuell steht das Team mit 36:38 Punkten auf Rang 10, die letzte Partie ging mit 24:29 in Rimpar verloren. Michael Roth geht zur neuen Saison zum österreichischen Pokalsieger und Europacup-Teilnehmer Bregenz Handball. Für seine Nachfolge war bereits vor der Demission von Piotr Przybecki der aktuelle Dormagener Co-Trainer David Röhrig verpflichtet worden.

Wie vor Wochenfrist in Nordhorn dürfte die Stimmung in der „Hanse-Hölle“ vor sicherlich großer Kulisse entsprechend emotional sein – inklusive Gänsehaut und Tränen. Wir gönnen den VfL-Akteuren ihren gebührenden Abschied von Herzen, doch wir sind natürlich Sportler, und mit Alex Terwolbeck, der im Hinspiel übrigens auch gefehlt hatte, hoffen wir darauf, dass unsere Jungs womöglich so davon „angefixt“ werden, dass sie ein bisschen zum „Partycrasher“ werden können. 

Und danach? Wie blickt unser Kapitän auf die kommende Saison, die nach vier Wochen Pause dann ab Mitte Juli eingeläutet wird? „Mit großer Vorfreude! Wir haben für den Umbruch auch Neuzugänge aus verschiedenen Ländern und Kulturen verpflichtet. Auf sie freue ich mich, sie haben den Willen, sich in Deutschland zu profilieren. Gleichzeitig haben wir wichtige Spieler auf Schlüsselpositionen gehalten. Ich bin sehr optimistisch.“

Und das wollen wir auch sein – für das Saisonfinale am Samstag und für die neue Spielzeit, die schon ihre Schatten vorauswirft. Neben dem ukrainischen Meister Motor Zaporozhye werden die Aufsteiger Potsdam und Konstanz in der neuen Zweiten Liga dabei sein, von „oben“ kommen N-Lübbecke sowie – zu 99 % – Balingen. Also dann – wenn ihr noch einmal dabei sein und unsere HSG aus der Ferne unterstützen wollt => wie immer überträgt sportdeutschland.tv die Partie live – am Samstag um 18 Uhr geht es los!

Und damit kommen wir noch zu einer weiteren wichtigen Personalie: In Lübeck nicht mehr dabei sein wird Jonas Patzel. Der junge Tscheche, der erst vor der Saison als 19-Jähriger zum Team gestoßen war, und die Verantwortlichen unseres Clubs haben sich gemeinsam auf die Beendigung ihrer Zusammenarbeit geeinigt. Leider hat Jonas, der nach Tschechien zurückkehren wird, bei der HSG nicht wirklich Fuß fassen können. Womöglich kam der Schritt in den deutschen Profihandball noch etwas zu früh, auch Verletzungsprobleme warfen ihn zwischendurch zurück. Wir werden ihn auch wegen seiner ruhigen und sympathischen Art in sehr guter Erinnerung behalten, wünschen ihm von Herzen alles Gute und sagen: Auf Wiedersehen! Übrigens wird Jonas‘ drei Jahre älterer Bruder Vojtech zur neuen Saison in die Zweite Bundesliga wechseln – und zwar ausgerechnet zum letzten Gegner unserer HSG, dem VfL Lübeck-Schwartau.