Nordhorn-Lingen trifft in Hagen auf bärenstarken Aufsteiger

Eintracht Hagen mit Philipp Vorlicek empfängt die HSG am Mittwochabend

30.11.2021

Der Aufsteiger Empor Rostock ist als aktueller Tabellen-6. ja auch schon gut, was jedoch der VfL Eintracht Hagen in dieser Saison als Neuling auf die Platte bringt, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Mit 19:7 Punkten steht das Team aus der 190.000-Einwohner-Stadt vom südöstlichen Rand des Ruhrgebiets, dem „Tor zum Sauerland“, auf Rang 2 des Zweitliga-Rankings. Nur: Wie der Club überhaupt in die Zweite Bundesliga kam, war bei einem außerordentlichen Modus tatsächlich außergewöhnlich.

Die letztjährige Drittligasaison war im Herbst schon nach ein paar Wochen unterbrochen und im Frühjahr in völlig veränderter Form fortgeführt worden. Am Aufstieg in die Zweite Liga interessierte Vereine konnten sich melden, und 14 Clubs taten dies auch, darunter Eintracht Hagen. Es wurden zwei 7er-Gruppen gebildet, jedes Team hatte sechs Spiele zu absolvieren. Hagen landete in seiner Gruppe auf Platz 2 und traf somit auf den Dritten der anderen, Krefeld, das schon im Hinspiel haushoch geschlagen werden konnte. Damit war der Weg in die Finalrunde frei, und hier hatte der HC Oppenweiler/Backnang der Eintracht wenig entgegenzusetzen, die mit +5 und +6 gewann – der Aufstieg war perfekt.

In den 90er-Jahren hatte Hagen bereits lange in der Zweiten Liga gespielt und sogar ein paar Mal ans Tor zum Oberhaus geklopft. Nach langen Jahren in der 3. Liga ging es 2015 erstmals wieder hoch in die 2. Liga, bevor der Fahrstuhl zwischen zweiter und dritter Etage noch mehrmals in Betrieb war. Auch nachdem unsere HSG im Februar 2019 zum letzten Mal in Hagen zu Gast war und mit +9 siegreich blieb, stiegen die Hausherren am Ende der Saison ab. Gut für die Eintracht, dass ihre „Fahrt“ danach wie oben beschrieben ein vorläufiges Ende fand, mit dem abermaligen Aufstieg der Grün-Gelben in das Bundesliga-Unterhaus im Sommer 2021.

Und damit in die aktuelle Saison: Anfang September hatten sich die Eintracht und unsere HSG noch in einem Testspiel gegenübergestanden. Nach einer 15:8-Halbzeitführung der Gastgeber waren unsere Jungs stark zurückgekommen, sogar in Führung gegangen und hatten am Ende 28:28 gespielt. Kurz darauf begann die Eintracht-Erfolgsgeschichte in der Zweiten Liga.

Die ersten vier Spiele wurden gewonnen, bevor der TV Großwallstadt zum ersten Mal ganz knapp die Punkte aus Hagen mitnahm. Es folgten Sieg, Remis (gegen Dessau), Niederlage (in Emsdetten) und ein erneutes Remis (in Rostock). Nach der Länderspielpause gelang ein +1-Sieg bei TuSEM Essen, bevor es Mitte November zu dem Spiel kam, das als bisheriger Saisonhöhepunkt der Zweiten Liga gelten kann: Tabellenführer Gummersbach wurde mit sage und schreibe 40:36 besiegt, in keiner Partie dieser Spielzeit wurden bis dato mehr Treffer erzielt. Nichtsdestotrotz war es der 37-jährige Keeper Tobias Mahnke, der mit 20 (!) Paraden die Gummersbacher schier zur Verzweiflung gebracht hatte.

Auf der anderen Seite war ein gewisser Philipp Vorlicek mit acht Toren einmal mehr erfolgreichster Werfer in Grün-Gelb. Nach vier Jahren bei der HSG Nordhorn-Lingen war der Linkshänder im Sommer nach Hagen gewechselt. Nachdem im Winter festgestanden hatte, dass sein Vertrag bei der HSG nicht verlängert würde, hatte Philipp eine ganz starke Rückrunde gespielt und war mit insgesamt 123 Buden zweiterfolgreichster Torschütze seines Teams geworden. Aktuell steht er gemeinsam mit Robert Weber auf Rang 4 der Zweitliga-Torschützenliste (79 Treffer). Es mag schon sein, dass sich der ein oder andere HSG-Fan auch mit Blick auf die schwere Verletzung von Johannes Wasielewski manchmal wehmütig an die Nr. 22 im roten Trikot zurückerinnert. Doch Philipp spielt nun in Hagen, und wir gönnen dem sympathischen 26-Jährigen seine gute Performance von Herzen – allein, am Mittwoch natürlich etwas weniger ...!

Zurück zur Saison der Eintracht: Dem Topspiel gegen den Tabellenersten folgten weitere Duelle mit Mannschaften von ganz oben. Dem Remis gegen den Vierten (Hüttenberg) schloss sich ein Auswärtssieg beim Fünften (Hamm) an, bevor am morgigen Mittwoch nun der aktuelle Dritte (Nordhorn-Lingen) in Hagen zu Gast ist. Tja, da weiß man, was man hat!

Was bei der Eintracht allgemein gelobt wird, ist die Breite des Kaders. Auch von der Bank kommen Spieler, die keine Qualitätsunterschiede erkennen lassen. So ließ sich das Team auch am Freitagabend in Hamm nicht von dem verletzungsbedingten Ausscheiden ihres Kreisläufers Julian Renninger aus dem Konzept bringen und brachte einen knappen Sieg ins Ziel. Der erst Ende Juli aus Coburg verpflichtete Iraner Pouya Norouzi war mit sieben Treffern erfolgreichster Torschütze und steht insgesamt auch schon bei 68/6.

Auffällig: In bislang 13 Partien hat die Eintracht bereits 42 Tore mehr erzielt als unsere HSG, jedoch auch 30 Gegentore mehr kassiert. Trainer des Teams ist übrigens seit November 2019 der gebürtige Hagener Stefan Neff. Gespielt wird in der Ischelandhalle, die heute Krollmann Arena heißt, Anwurf ist am Mittwochabend um 19:30 Uhr. Noch Fragen zu Hagen? Also dann, wir freuen uns auf das Spiel (live auf sportdeutschland.tv) und drücken unserer HSG Nordhorn-Lingen fest die Daumen!