Nordhorn entführt als erste Mannschaft in diesem Jahr einen Punkt aus Hagen

Das 28:28-Endergebnis (16:16) ist das sechste Remis der HSG in dieser Saison

12.04.2025

„Ich muss erstmal runterkommen", sagte ein vom Hin und Her in der Partie noch nachdrücklich beeindruckter Mark Bult in der Pressekonferenz. Dementsprechend war er sich auch nicht sicher, ob er seinem Trainerkollegen Pavel Prokopec zum Punkt gratulieren sollte oder nicht. Der Niederländer sprach von einem guten Spiel für die Zuschauer, mit aggressiven Abwehrreihen und viel Kampf. Dass Hagen von einer offensiven Abwehr in der zweiten Halbzeit wieder auf eine 6:0-Deckung umgestellt habe, nahm er als Kompliment für sein gut eingestelltes Team. Seine Mannschaft habe jeweils Lösungen gefunden und Chancen kreiert, doch am Ende, als das Spiel in beide Richtungen hätte laufen können, wohl mehr freie Bälle als der Gegner verworfen. Als der HSG-Trainer mit „ein Punkt ist besser als kein Punkt" schloss, hatte er immerhin schon wieder ein kleines Lächeln im Gesicht. Bults Kollege Prokopec sprach anschließend von einem gewonnenen Punkt für seine Eintracht. 

Die HSG startete mit van der Merwe, Lux, Jaeger, Bandlow, Sajenev, Erlingsson und Pöhle. Letzterer wechselte im Angriff zunächst mit Zintel. Nach verteiltem Beginn gelang es den in Schwarz spielenden Gästen mit einem 4:0-Lauf, das Zwischenergebnis auf 6:11 zu stellen (16.). Doch nun war die Eintracht am Zug und kämpfte sich, auch begünstigt durch einige Ballverluste der HSG, in die Partie zurück. Schon beim 13:13 hatten die gelb-grünen Gastgeber wieder ausgeglichen (23.), und das Remis hatte auch zur Halbzeit Bestand: 16:16. 

Die zweite Hälfte begann für die Gäste in Unterzahl, weil Pöhle bereits seine zweite Zeitstrafe abzusitzen hatte. Für ihn agierte von nun an Sokolic im Innenblock und lieferte eine mehr als solide Vorstellung. Pöhle hingegen verteidigte auf der Halbposition. Zunächst konnte sich noch keine Mannschaft irgendwie absetzen. Beim 19:18 führte die Eintracht erstmals seit der Anfangsphase wieder, doch Bandlow und Co. drehten das Resultat abermals zu ihren Gunsten. Als genau drei Viertel der Partie gespielt waren, bat Mark Bult zur Auszeit. Anschließend stellte seine Mannschaft mit einem 3:0-Lauf auf 23:26 (50.). Die berüchtigte Crunchtime stand bevor. 

Und jetzt kam es zu dem, was Trainer Bult später monieren sollte. Die HSG erspielte sich zwar gute Chancen, doch vermochte diese nicht zu nutzen. So kam die Eintracht innerhalb kurzer Zeit wieder zum Ausgleich. Die allermeisten der knapp 1.200 Zuschauer, unter denen sich rund dreißig lautstarke HSG-Anhänger befanden, wurden in der zuvor schon leiser gewordenen Ischelandhalle wieder richtig zum Leben erweckt. Gut sieben Minuten vor dem Ende hieß es 26:26. 

Bandlow, der mit neun Toren wieder eindeutig treffsicherster HSG-Schütze war, warf jetzt nach vorher drei erfolgreichen Versuchen vom Siebenmeterstrich daneben, nachdem Pröhl zeitgleich die rote Karte gesehen hatte. Und auch der ins Spiel gekommene zweite Hagener Keeper Paske leistete seinen Beitrag und parierte in dieser entscheidenden Phase drei von fünf Würfen. Auf der anderen Seite verhinderte van der Merwe, der im Verbund mit seiner Abwehr wieder ein gutes Spiel machte und am Ende auf 13 Paraden und eine Quote von 33 % kam, den Rückstand seiner Mannschaft. Nun war es Erlingsson, der per Siebenmeter traf, jedoch konterte Pouya Norouzi umgehend. Der Iraner war am Ende mit acht Toren der mit Abstand beste Eintracht-Schütze der Partie. 

Als noch gut zwei Minuten zu spielen waren, gelang wieder Bandlow das Tor zum 27:28 für die Gäste, die in den letzten zehn Minuten nur insgesamt zweimal trafen. Der junge Richter glich kurz darauf per Strafwurf zum letzten Mal für Hagen aus. Sajenev traf nun vom Kreis nur die Querlatte, und die Eintracht war eine Minute vor Schluss in Ballbesitz. Nach einem Freiwurf zehn Sekunden vor Schluss erhielt Sokolic wegen eines Abstandsvergehens eine Zeitstrafe, als die Gastgeber sogar die rote Karte und einen Siebenmeter forderten. Pouya Norouzi kam noch einmal zum Abschluss, doch sein Wurf ging am Tor vorbei. Die Partie war vorbei, und der Live-Kommentator konstatierte: „Spannender kann ein Handballspiel nicht verlaufen." 

Das 28:28 war bereits das sechste Unentschieden für die HSG Nordhorn-Lingen in dieser Saison, was den Höchstwert aller Teams in der 2. HBL bedeutet. In der gesamten letzten Spielzeit hatte es nur zwei gegeben. Und damit nicht genug: In dieser nahezu unglaublich engen Liga gab es am Freitagabend in sieben Partien gleich viermal ein Remis. Die HSG rangiert mit nun 28:24 Punkten weiter auf Position 6. Nächster Gegner ist am Gründonnerstag, den 17. April, um 19:30 Uhr im Euregium der VfL Lübeck-Schwartau. Die Schleswig-Holsteiner stehen nach ihrem 21:21 gegen die Eulen aktuell mit 23:31 Zählern auf Platz 15 der Tabelle.