„Mission Possible“ Richtung Aufstieg in Dessau?

Auswärtsspiel in Sachsen-Anhalt am Freitagabend

26.05.2022

Noch vier Partien sind’s für unsere HSG Nordhorn-Lingen, und das bei einem Spiel sowie einem Minuspunkt weniger als die direkte Aufstiegskonkurrenz aus Hamm-Westfalen. Das heißt, trotz der seit Ende März insgesamt eher durchwachsenen Leistungen und Ergebnisse hat unser Team den Aufstieg in die Erste Liga weiter in der eigenen Hand. Dazu fehlen nur vier Siege. Nur ...

Als einzige Mannschaft der Liga hat der Dessau-Roßlauer HV 06 sogar noch fünf Spiele auszutragen ... – das wollten wir schreiben! Ein Blick in den Matchkalender zeigte jedoch, dass die Biber am Mittwochabend, also genau 48 Stunden vor der Partie gegen unsere HSG, noch beim TV Emsdetten gefordert waren. Darauf gehen wir später noch ein. Vorab wie gewohnt ein paar Infos rund um den DRHV:

Dessau-Roßlau ist eine Stadt mit 80.000 Einwohnern in Sachsen-Anhalt. Halle, Leipzig und Magdeburg sind jeweils nur ca. eine Stunde entfernt, von Nordhorn aus sind es hingegen über 400 km. Ein Bus aus der Grafschaft (oder dem Emsland) dürfte annähernd fünf Stunden brauchen. Und damit zum Handball:

Nach der Wiedervereinigung spielte der Club als SV ZAB Dessau (ZAB = Zementanlagenbau) eine Saison lang in der 1. Liga, stieg jedoch direkt wieder ab. Aufgrund finanzieller Probleme wurde der Verein 1996 als Dessauer HV neu gegründet. Nach der Zusammenlegung der Städte Dessau und Roßlau fusionierten auch die beiden Handballvereine Dessauer HV und TV Roßlau 2006 zum Dessau-Roßlauer HV (=> DRHV 06). Nebenbei: Den Beinamen „die Biber“ gibt es sogar schon zwei Jahre länger. 

2011 stieg das Team erstmals aus der 2. Liga ab, 2016 kamen sie zurück (nebenbei: In diesem Jahr kam der damals 18-jährige Johannes Wasielewski aus Magdeburg nach Dessau, blieb für drei Zweitliga-Jahre und warf z. B. im November 2017 sechs Tore zum letzten Sieg gegen die HSG). Als unsere HSG 2019 dann ins Handball-Oberhaus aufstieg, ging es für die Biber abermals in die Drittklassigkeit, doch am Ende der folgenden, später wegen Corona abgebrochenen Saison stand die erneute Rückkehr in die 2. Liga. Und im Sommer 2021 hatten die Blau-Weißen auf Platz 15 den Klassenerhalt geschafft.

Vor der Saison sprach DRHV-Coach Uwe Jungandreas, der auch schon in Leipzig und Magdeburg als Trainer tätig war, von einem weiteren schweren Jahr für seine Mannschaft. Einigen Abgängen standen Neuzugänge gegenüber, von denen keiner älter als 23 Jahre alt war. Vor dem Hinspiel in Lingen am 4. Advent standen die Biber zwar wieder im unteren Mittelfeld der Zweiten Liga, hatten jedoch immerhin das Zwischenziel, die Abstiegsränge zu vermeiden, erreicht.

In der EmslandArena waren seinerzeit beide Teams – unter anderem wegen Corona – personell gebeutelt. Bei Dessau fehlte z. B. der verletzte Vincent Sohmann, welcher als Kapitän und Spielmacher zweifellos der Kopf der Mannschaft ist. Zur Halbzeit hatte es 13:12 gestanden. Von Anfang an war viel Feuer in der Partie, ein Gästespieler sah schon vor der Pause die Rote Karte. Nach dem Seitenwechsel blieb es spannend, immer wieder landeten Würfe der Roten an Pfosten und Latte, die knappe Führung gaben sie jedoch nicht mehr aus der Hand. In unserem Spielbericht hieß es dann: „Immer wieder Possehl!“. Der Linkshänder hatte am Ende zehn Treffer (91 %) zum 29:26-Sieg beigesteuert. Beim DRHV waren Timo Löser und der allgegenwärtige Jakub Hrstka am erfolgreichsten, konnten jedoch die damals sechste Niederlage in Serie nicht verhindern. Dagegen freuten sich Fans und Verantwortliche der HSG Nordhorn-Lingen mit der Humba über die Festigung des vierten (!) Tabellenplatzes ...

Das Jahr 2022 begann für die Blau-Weißen dann auch sehr durchwachsen, die Ergebnisse stimmten nicht, die Abstiegsgefahr nahm zu. Doch ab Ende März, also dem Zeitpunkt, als sich zunehmend Sand im Getriebe der HSG befand, lief der Motor des DRHV wieder besser: In zehn Spielen gab es nur drei Niederlagen (zum Vergleich: Unsere HSG holte in derselben Zeit umgekehrt nur drei Siege). Und in eigener Halle konnten die Biber zuletzt sogar gegen Gummersbach und Hamm gewinnen.

Drei Tage vor dem Auswärtsspiel in Emsdetten am Mittwoch hatte Dessau noch mit +6 in Coburg gewonnen – und das trotz erneut großer personeller Probleme. Neben dem erkrankten Yannik Pust (insg. 120 Tore) fehlten die Spieler Danneberg, Seidler und Scheithauer – zusammen 182 Tore und im Hinspiel in Lingen allesamt dabei – die verletzungsbedingt in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz kommen können. In Coburg war Philip Ambrosius einmal mehr eine Bank. Und vorn traf Rückraum-Shooter Timo Löser wie in Lingen neunmal (insg. 125), es folgten Kapitän Vincent Sohmann (insg. 114/54) und nicht zuletzt Linksaußen und Topscorer Jakub Hrstka (insg. 204/42).

Der Tscheche liegt aktuell auf Platz 5 der Torschützenliste. Interessant: Er stellt genau das Gegenteil zum zweitplatzierten Savvas Savvas von unserem letzten Gegner Großwallstadt dar. Denn Hrstka hat eine Wurfquote von 82 % (Savvas 53 %) – das ist in den Top 100 unerreicht und wird erst von einem gewissen Nils Torbrügge auf Rang 119 im Ranking übertroffen, der diesen Wert ja leider nicht noch weiter ausbauen kann.

Und damit noch ein ganz aktueller Blick auf die Partie der Biber am Mittwochabend in Emsdetten (die o. g. Zahlen sind schon auf dem neuesten Stand):  

Das Resultat lautete: 35:34 (18:17) für Emsdetten. So eng, wie das Endergebnis ausweist, war es tatsächlich über 60 Minuten. In der zweiten Halbzeit konnte Dessau zwar immer wieder ausgleichen, doch nicht mehr in Führung gehen. So gewann Emsdetten schließlich, gab die rote Laterne ab und darf wieder vom Klassenerhalt träumen (nächster Gegner des TVE ist übrigens Hamm). Bei Dessau waren einmal mehr Sohmann (7/4) und Löser (7) die erfolgreichsten Werfer, Hrstka kam ausnahmsweise nur auf 2 Treffer bei 5 Versuchen. Das Team steht nun auf Platz 13 der Tabelle (31:37 Punkte) und ist noch nicht aller Sorgen ledig.

Wir freuen uns sehr auf das Spiel unserer Mannschaft beim DRHV. Anwurf ist am Freitag um 19:30 Uhr in der Anhalt-Arena von Dessau-Roßlau. Wie immer könnt ihr im Live-Stream auf sportdeutschland.tv dabei sein. Das tut dann ja vielleicht auch – von Frankreich aus – Nebojša Simović, den wir gestern als weiteren Neuzugang unserer HSG vorgestellt haben. Ein weiterer Daumendrücker kann ja nur gut sein – und wir tun das auch!