Kraftakt in der zweiten Halbzeit bringt den Sieg über die Wölfe

HSG schlägt Würzburg mit 29:25

27.03.2023

Trainer und Spieler sprachen nach dem am Ende verdienten Arbeitssieg gegen das mitnichten wie ein Absteiger auftretende Team der Wölfe Würzburg davon, sich nach dem „Schock am Mittwoch" (Daniel Kubeš), also von der sehr bitteren Niederlage gegen Lübeck, noch nicht 100-prozentig erholt zu haben. Und genau das war unserer Mannschaft heute über weite Strecken des Spiels anzumerken, in dem erst im Verlauf der zweiten Halbzeit die Weichen auf Sieg gestellt wurden. 29:25 (15:15) hieß es am Ende vor 1.863 Zuschauern im Euregium. Wir gratulieren zu diesem Erfolg!

Und damit rein ins Spiel:

Das heißt, wer um kurz nach 16 Uhr ins Euregium kam, dachte zunächst, dass womöglich gar kein Spiel stattfindet, denn die Gegner aus Würzburg waren noch gar nicht da. Die Autobahnen bzw. deren Ausfahrten waren nicht so frei, als dass sie zeitiger hätten eintreffen können. Bei den Wölfen, die unter der Woche nicht gespielt hatten, fehlten mit Julius Rose und Oliver Seidler zwei ihrer bislang und auch zuletzt torgefährlichsten Männer. Auf dem Parkett besonders herzlich begrüßt wurde dagegen Jonas Maier, der in der vorherigen Saison noch drei Monate lang für Nordhorn-Lingen im Tor gestanden hatte – von ihm wird noch die Rede sein.

Unsere HSG schickte dasselbe Aufgebot ins Rennen wie bei der denkbar knappen Niederlage am Mittwoch gegen Lübeck-Schwartau, allein Fynn Lügering war heute nicht dabei. Gleiches galt für den erkrankten Hallensprecher Wolle Kösters, der einmal mehr sehr gekonnt von Sören Menke vertreten wurde, der ansonsten vom EmsTV bekannt ist. Jetzt aber los:

Buhrmester, Lindberg, Wasielewski, Stegefelt, Pöhle, Kalafut und Seidel begannen heute offensiv. Das erste Tor warfen die Gäste, Kalafut glich aus. Und schon gab es die erste Unterbrechung, denn einer der großen Werbe-Aufkleber auf dem Hallenboden war nicht richtig befestigt und musste entfernt werden – das gleiche Schicksal ereilte später übrigens auch noch ein weiteres Fußboden-Banner. Beim 1:2 war das Team des sehr jungen Trainers Julian Thomann (31) noch einmal in Führung. Dann schweißte Stegefelt den Ball aus 10 Metern in die Maschen – einen Pass hätte er nicht mehr zur Verfügung gehabt.

Kurz darauf hielt Maier einen 7-Meter unseres Schweden, der jedoch – wir nehmen es vorweg – ein gutes Spiel machte und wie am Mittwoch wieder erfolgreichster Schütze in Rot werden sollte (6). Auch in der Abwehr, die phasenweise sehr offensiv ausgerichtet war, packte er in vorderster Front mit an. Beim 5:3 führte die HSG erstmals mit +2. Lindberg – heute ebenfalls sechsmal erfolgreich (bei sieben Versuchen) – hatte nach Tempogegenstoß getroffen (10.). Beim Stand von 6:4 hielt Maier einen freien Ball und innerhalb weniger Sekunden hieß es plötzlich nicht +3, sondern unentschieden 6:6. Kubeš bat zur Auszeit (13.).

Als es 9:7 stand, vereitelte Maier im Tor abermals die 3-Tore-Führung seiner Ex-Kollegen, als er nach Tempogegenstoß parierte. Und erneut schafften die Wölfe prompt den Turnaround, warfen drei Tore in Folge und lagen wieder in Führung: 9:10 (20.). Ravensbergen rückte nun zwischen die Pfosten, doch zumindest bis zur Pause wurde auch er noch nicht zu einem „Faktor". Die Tore fielen nun abwechselnd, insbesondere aus dem Rückraum waren die Grün-Weißen aus Mainfranken treffsicher. Zum Beispiel war Kapitän und Spielmacher Patrick Schmidt kaum zu halten – bis zum Schluss warf er acht Tore. 15:15 hieß es nach 30 Minuten. Die guten Schiedsrichter waren bis dahin übrigens nur mit einer Zeitstrafe ausgekommen.

Wasielewski eröffnete die zweite Halbzeit, doch kurz darauf drohte das Spiel in Richtung der für manche Zuschauer sicherlich überraschend starken Gäste zu kippen. Weitere Maier-Paraden und drei Tore nacheinander brachten die Wölfe mit +2 nach vorn: 16:18 (34.). Beim Stand von 17:19 geriet die HSG in Unterzahl und die Gäste bekamen einen 7-Meter zugesprochen – das war ihre Chance auf eine 3-Tore-Führung (37.). Doch nun hielt Ravensbergen gegen Schmidt! Der ins Spiel gekommene Possehl (heute 4 von 4) verkürzte. Schmidt stellte den alten Abstand zwar noch einmal her, doch innerhalb von fünf Minuten machten die Roten aus dem 18:20 ein 23:20 (43.) – das war die Wende! Besonders spektakulär war in dieser Phase ein hoch-raffiniertes Tor von Rechtsaußen Lindberg nach Tempogegenstoß. Wenn ihr es euch im Stream noch einmal anschauen wollt => gemeint ist das 21. HSG-Tor in Minute 40.

Gleichwohl: Absetzen konnte sich unser Team nicht. Die Wölfe hatten ja auch schon im Hinspiel einen großen Kampf geliefert und waren dort nur knapp unterlegen. Beim 24:23 (50.) waren sie wieder dran. Doch auch Ravensbergen war jetzt auf Betriebstemperatur und nahm einige Bälle des Gegners weg. Und nochmals wurde es brillant: Possehl hinter dem Rücken auf Lindberg, Kempa-Anspiel auf Stegefelt – Tor! Die Halle bebte. War das 26:23 ins „Empty Net" von Lindberg dann schon die Vorentscheidung (52.)?

In Überzahl kam Würzburg noch einmal auf 27:25 heran. Gepusht und angetrieben von ihrem Keeper, gaben sie nicht auf. Doch Ravensbergen hinten und Stegefelt vorn machten den Deckel drauf. Possehl setzte den Schlusspunkt zum 29:25 und die Party konnte beginnen. Erleichterung allenthalben auf Seiten der Gewinner, Respekt für eine gute Leistung des Verlierers.

In der PK gratulierte der sympathische Julian Thomann zum „am Ende auf jeden Fall verdienten Sieg". Viel hätten sich er und seine Männer vorgenommen – z. B. mit einer aggressiven und offensiven Abwehr – und „bis zur 35., 38. Minute war es für uns ein perfektes Handballspiel", als sogar die Chance zum +3 bestanden habe. Die Niederlage sei „sehr bitter, sehr schade". Womöglich habe den Ausschlag gegeben, dass er nicht über so eine breite Bank verfüge, so Thomann. Dass ihm heute zwei Leistungsträger (und damit knapp 200 Tore) fehlten, erwähnte er gar nicht.

„Froh und glücklich", nannte Daniel Kubeš sein Befinden und ging noch einmal auf den schon erwähnten „Schock am Mittwoch" ein, der noch nicht ganz aus den Köpfen der Spieler verschwunden gewesen sei. Im Gegensatz zu den Wölfen, die als klarer Außenseiter heute gleichsam nichts zu verlieren hatten, sei sein Team „teilweise verkrampft" zu Werke gegangen. Von der „mentalen Seite" sei es heute ein schwieriges Spiel gewesen.

Blick voraus: Weiter geht's am kommenden Sonntag (2.4.) um 17 Uhr beim Dessau-Roßlauer HV. Das Team aus Sachsen-Anhalt, das die letzten beiden Partien gegen die HSG gewonnen hat, unterlag am Samstagabend im für die Tabelle bedeutungslosen Spiel bei Motor Zaporizhzhia mit 30:32. Das Team des dienstältesten Zweitligatrainers Uwe Jungandreas steht mit 34:16 Punkten auf Rang 4 der für Auf- und Abstieg maßgeblichen Tabelle. Die HSG ist 5. mit 33:17 Punkten. Auf den Aufstiegsplätzen liegen Balingen (heute in letzter Sekunde nur remis in Essen) mit 9 Minuspunkten – sowie N-Lübbecke (heute +5 in Rostock) mit 13.

P. S.: Nach der Partie am Sonntag in Dessau geht es gegen Spitzenreiter Balingen (Ostersamstag in Lingen), nach Eisenach (3.), gegen Bietigheim (6.), nach Potsdam (7.), gegen Coburg (8.) und nach N-Lübbecke (2.). Das sind doch mal Herausforderungen – wir freuen uns darauf und sind natürlich mit dabei. Ihr hört und lest wieder von uns!