Die Personalplanungen der HSG Nordhorn-Lingen zur Spielzeit 2025/26 laufen auf vollen Touren. Nach den Verpflichtungen von Kreisläufer Christian Wilhelm und Luca Tschentscher stößt ein 25-jähriger Schwede zum Team, dessen Name einigen HSG-Fans ein Begriff ist. Rückraumspieler Oscar Gentzel setzt mit seinem Wechsel die Familientradition fort, die sein Vater in der Zeit von 2001 bis 2009 bei der HSG begründet hat. Denn Weltklasse-Torwart Peter Gentzel hütete während der erfolgreichsten Zeit in der Nordhorner Vereinsgeschichte das Tor der Rot-Weißen, wurde mit dem Team Deutscher Vizemeister und gewann den EHF-Pokal.
Auf der anderen Seite endet mit dem Wechsel von Georg Pöhle zum HBW Balingen-Weilstetten eine kleine Ära. Der Rückraumspieler, der aus Brandenburg stammt, war 2018 aus Emsdetten zur HSG gekommen und wurde zu einem der Garanten des Aufstiegs. Für den 30-Jährigen, der stets zum Stammpersonal des Teams gehörte, stehen bis dato annähernd 1.000 Pflichtspieltore in der Statistik. Seit dieser Saison erledigt er seine wertvolle Arbeit gleichwohl hauptsächlich als Defensivmann im Innenblock.
Georg Pöhle wird mit der Grafschaft immer positiv verbunden bleiben, denn in Neuenhaus hat er seine Frau geheiratet und in Nordhorn kam seine Tochter zur Welt. Mit dem HBW hofft er, wie mit der HSG damals, nochmal in der DAIKIN HBL zu spielen. Dass er bis zum Saisonende einschließlich der Partie gegen Balingen alles für Nordhorn-Lingen geben wird, ist für ihn selbstverständlich. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich bis zum Schluss alles reinwerfen werde, um mit der HSG zu gewinnen. Ich möchte mit dem Team den Prozess weitergehen, das Beste rausholen und mit gutem Gewissen weggehen. Und ab Sommer wird dann ein neues Kapitel aufgeschlagen."
Zu dem bevorstehenden Wechsel sagt Geschäftsführer Matthias Stroot: „Wir möchten Georg von Herzen für seinen unermüdlichen Einsatz für die HSG danken. Er hat auf und neben der Platte immer alles für den Verein gegeben und somit einen großen Teil dazu beigetragen, dass wir in dieser Zeit unsere Ziele erreicht haben. Wir wünschen ihm für seine Zukunft alles Gute und freuen uns auf ein Wiedersehen."
Für dessen Position hat die HSG mit Oscar Gentzel einen Mann verpflichtet, dem die Fans der Rot-Weißen zweifellos wünschen, in die Fußstapfen seines berühmten Vaters treten zu können. Der 1,99m große Rückraumlinke kommt vom schwedischen Erstligisten Alingsås HK, für den er seit 2022 aufläuft. Zum Team, welches im Tabellenmittelfeld platziert ist, gehört auch, der bei der HSG aus der Saison 22/23 gut bekannte, Samuel Lindberg.
Geboren wurde Oscar im spanischen Santander, wo Vater Peter Ende der 90er-Jahre spielte. 2001 ging es für die Familie dann nach Nordhorn, wo seine ebenfalls sehr sportlichen Geschwister Marcus und Emilie zur Welt kamen. Als kleiner Junge schaute Oscar nicht nur im Euregium den Spielen seines Vaters zu, sondern trug in der Jugend auch schon selbst das rot-weiße Trikot der HSG. Nachdem die Gentzels 2009 zunächst für ein Jahr nach Kiel und dann zurück nach Schweden gegangen waren, kehrte Oscar noch einmal als Teenager für einen Besuch in die Grafschaft zurück, wo Peter und seine Frau bis heute gute Freunde haben.
In Sachen Medizincheck und Vertragsunterzeichnung waren Vater und Sohn in dieser Woche zurück in Nordhorn. Peter Gentzel, der Anfang 2023 auch beim HSG-Legendenspiel aktiv war, gibt zu, dass es sich einerseits etwas komisch, andererseits jedoch auch sehr vertraut angefühlt habe, in die Stadt zurückzukehren: „Es ist zwar lange her, doch die Erinnerungen sind da und alles ist bekannt." Und auch Oscar, der Nordhorn mit knapp zehn Jahren verlassen hatte, erkannte viele Straßen und Gebäude direkt wieder. „Erstaunlicherweise habe ich mich gleich wieder sehr zu Hause gefühlt", so der 25-Jährige.
Auf die Frage nach seinen handballerischen Stärken bezeichnet er sich selbst zuerst als „Teamspieler", der seiner Mannschaft in Abwehr und Angriff gleichermaßen helfe. Seine Größe nennt er einen wertvollen Faktor für Würfe aus dem Rückraum. Mit „ich denke Handball" meint er, danach zu streben, clever zu spielen. Das heißt, nicht immer gleich den ersten Wurf zu nehmen, sondern stets die beste Möglichkeit hierfür zu finden.
Auch außerhalb des Handballs hat Oscar, der zunächst ohne seine Freundin nach Deutschland kommen wird, viele Interessen. Gern spielt er Golf, liest Bücher, hört Musik, schaut Filme und Serien und geht im Meer schwimmen. Er fügt hinzu, auch mit Vergnügen zu kochen, woraufhin sein Vater lachend einwirft, dass Oscar ebenso gern esse. Peter Gentzel ist übrigens seit seinem Karriereende ein führender Funktionär im einheimischen Handball. Hier arbeitet er für die Interessenvertretung der Clubs in den schwedischen Profiligen. Auf die Frage, ob er in Zukunft häufiger in Deutschland sei, um die Spiele seines Sohnes in Nordhorn und Lingen anzuschauen, sagt er: „Selbstverständlich, wir werden wieder öfter kommen. Matthias Stroot hat auch schon eine Dauerkarte vorgeschlagen (lacht)."
Im HSG-Trikot hat Trainer Mark Bult übrigens als junger Handballer zwischen 2003 und 2007 gemeinsam mit Peter Gentzel gespielt. Der Torwart war zu dieser Zeit schon Welt- und Europameister und gehörte bei Olympia im Jahr 2000, wo Schweden Silber gewann, zum All Star Team. Zu dem aktuellen Neuzugang sagt der Niederländer: „Ich bin sehr glücklich darüber, dass Oscar aus der ersten schwedischen Liga zu uns kommt. Dort ist er seit mehreren Jahre aktiv, hat auch schon Europapokal gespielt und bringt somit auch eine gewisse Erfahrung mit. Was ihn auszeichnet, ist eine gute Mischung aus Distanzwürfen und 1:1-Situationen mit richtigen Entscheidungen. Aus der Abwehr heraus, wo er nicht nur wegen seiner Größe sehr stabil im Innenblock spielt, kann er sehr schnell umschalten und das Tempospiel mitgestalten. Mit Oscar kommt einiges an Qualität in unsere Mannschaft. Und was auch von Vorteil ist: Weil er viele Jahre in Nordhorn gewohnt hat, spricht er fließend Deutsch und wird nicht viel Zeit gebrauchen, sich einzugewöhnen.
Wir freuen uns auf die Fortführung der Gentzel'schen Familientradition bei der HSG Nordhorn-Lingen und sagen schon jetzt, varmt välkommen, Oscar!