Die HSG Nordhorn-Lingen treibt die Personalplanungen für die Spielzeit 2022/23 weiter voran. Nach mehreren Vertragsverlängerungen und der Verpflichtung von Spielmacher Alexander Feld von der HSG Wetzlar, der sich leider inzwischen eine schwere Knieverletzung zugezogen hat, vermelden die Roten einen weiteren Neuzugang:
Der Spanier Jaime Fernández, der im Januar 25 Jahre alt geworden ist, schließt sich im Sommer unserer Mannschaft an. Der Linksaußen, dessen voller Name Jaime Fernández Fernández lautet, wurde in León geboren. Dies ist eine Stadt mit 125.000 Einwohnern im Nordwesten Spaniens. Ihr sportliches Aushängeschild ist zweifellos der Handballclub Ademar León. In den Jahren 2017, 2018 und 2020 wurde das Team hinter Serienmeister FC Barcelona Zweiter. In der vergangenen Spielzeit landeten die Kastilier auf Rang 7, vor dem Wochenende standen sie auf Rang 9 der spanischen Liga ASOBAL.
Jaime Fernández war in all diesen Spielzeiten bereits dabei. Genauer gesagt, wird er schon seit 2014 im Profikader von Ademar León geführt, und seit 2016 weisen die Statistiken für den 1,76 m großen Linksaußen jeweils rund 40 Spiele sowie zuletzt ca. 70 Treffer pro Saison aus. Dabei mitgezählt sind die Tore, die Jaime Fernandez in der European League (früher EHF-Pokal) und in der Champions League für seinen Club erzielt hat. In 2021/22, als Ademar León bereits in der Quali zur European League scheiterte, liegt die Ausbeute von Fernández, der inzwischen sogar zum Mannschaftskapitän ernannt worden ist, aktuell schon bei 70 Pflichtspieltoren – inklusive des Spiels vom Sonntag (siehe unten).
„Jaime Fernández no renueva con el Abanca Ademar y mira al extranjero” – so stand es Ende Februar in spanischen Zeitungen geschrieben. Übersetzt: Der Kapitän verlängert seinen Vertrag bei Ademar nicht und schaut ins Ausland. An anderer Stelle ist von vielen Emotionen im Zusammenhang mit der Ankündigung seines Wechsels nach acht Jahren im Club die Rede.
Dies zeigte sich auch in der Pressekonferenz zum Abschied des beliebten Spielers, in der sowohl die Vereinsverantwortlichen als auch Jaime Fernández selbst gegenseitig sehr lobende Worte füreinander fanden. Der Spieler bedankte sich beim Verein, seinen Trainern, seiner Familie und Freundin. Der Vereinspräsident wünschte ihm von Herzen alles Gute in der „weiten Welt“ und äußerte die Hoffnung, dass Jaime eines Tages nach León zurückkehren würde.
Nicht zuletzt in den Sozialen Medien fand der angekündigte Abschied im Sommer ein großes Echo, die Fans von Ademar León bezeichneten ihren scheidenden Kapitän als „grande amigo“ und wünschten „mucha suerte, capitán“.
Wir sprachen mit Jaime Fernández, als er mit seinem Team am Samstag zum Auswärtsspiel beim Tabellen-2. Bidasoa Irún unterwegs war, und führten unser Bus-Interview auf Englisch. Dabei lernten wir ihn als sehr freundlichen und sympathischen jungen Mann kennen.
Auf die Frage nach den Gründen für den Wechsel aus seiner „Komfortzone“ in León sagte er, dass jetzt für ihn der richtige Moment gekommen sei, etwas anderes auszuprobieren und den nächsten Karriereschritt zu machen. Den Wechsel sieht er zum einen als persönliche Herausforderung. So habe er z. B. großes Interesse daran, mit Deutsch eine neue Sprache zu lernen. Dies habe er als Schüler schon eine Zeitlang getan, und seit zwei Wochen lerne er unsere Sprache mit einem Lehrer ganz intensiv. Natürlich sei sein Wechsel nach Deutschland auch sportlich eine „Challenge“, da hier unter anderem viel körperlicher gespielt werde als in der spanischen Liga. Er sei aufgeregt und freue sich auf das neue Kapitel.
Mit Daniel Kubeš habe er bereits einige Male telefoniert, und auch diese Gespräche haben seinen Entschluss bekräftigt, zur HSG zu wechseln. Jaime Fernández, der übrigens auch schon für sein Land gespielt hat, sagte uns, dass er sich natürlich noch auf Ademar León konzentriere und auf die aktuelle Saison fokussiere, doch die Resultate seines neuen Vereins verfolge er natürlich schon. Wie wir wünscht er der HSG den Aufstieg in die 1. Liga, davon abhängig ist sein Kommen im Sommer gleichwohl nicht.
Schließlich fragten wir unseren Neuzugang noch nach seinen Interessen außerhalb des Handballs. Er sagte uns, dass er an der Uni von León einen Bachelor im mechanisch-technischen Bereich erworben habe, um für später ein zweites Standbein zu haben. Er habe mit dem Golfspielen angefangen und verbringe ansonsten am liebsten Zeit mit seiner Familie sowie seiner Freundin. Und die letzte Frage danach, ob der sich auch für Fußball interessiere, bejahte er und nannte Real Madrid seine Lieblingsmannschaft.
Daniel Kubeš zeigte sich sehr glücklich darüber, dass der Transfer gelungen sei. Er bezeichnete den Spanier als sehr interessanten Spieler, der mit vielen Emotionen spiele, die er auch auf seine Mannschaftskameraden übertrage. Jaime Fernández trete in die großen Fußstapfen von Pavel Mickal, doch der Trainer zeigte sich überzeugt davon, dass der neue Linksaußen auch sehr beliebt bei den Fans in Nordhorn und Lingen sein werde.
Bleibt noch der Blick auf das schon angesprochene schwere Auswärtsspiel seines Clubs Ademar Léon bei Bidasoa Irún. Jaime Fernández und sein Team gewannen am Sonntagnachmittag tatsächlich mit 27:26 beim Favoriten und schoben sich auf Platz 8 der spanischen Liga. Der Kapitän selbst steuerte drei Treffer zum Sieg bei, darunter ein 7-Meter. Nosotros te esperamos, Jaime!