Zum dritten HSG-Heimspiel nacheinander gastiert heute der TV Emsdetten im Euregium. Spiele gegen den gar nicht so direkten Nachbarn werden gern als Derby bezeichnet. Die Entfernung nach Nordhorn beträgt zwar knappe 60 km, doch immerhin liegt kein Zweitligastandort näher dran. Und wer in der Stadt an der Ems ein Stöckchen in den Fluss wirft, kann es in Lingen wieder herausfischen.
Die Handballmannschaft des TV Emsdetten gehört seit 1985 zum Inventar der Zweiten Liga, nur einmal (2013/14) schnupperte sie Erstligaluft. Nach dem direkten Wiederabstieg übernahm ein gewisser Daniel Kubeš das Traineramt beim Club, das er fünfeinhalb Jahre innehatte. In dieser Zeit gehörte auch Georg Pöhle zum Team der Nord-Münsterländer (2016-18).
Damals fanden auch die letzten Duelle unserer HSG gegen den TVE statt. In der Aufstiegssaison 2018/19 gewannen die Roten zweimal gegen die Grünen. Nach insgesamt durchaus guten und erfolgreichen Jahren wurde Kubeš Anfang 2020 in höchster Abstiegsnot freigestellt (nebenbei: Daniel wohnt immer noch in Emsdetten). Beim TVE folgten weitere Trainerwechsel in kurzer Zeit, und seit Mai 2021 leitet nun Ex-Spieler Sascha Bertow die Geschicke der Zweitliga-Handballer. Er hatte im Abstiegskampf der vergangenen Saison zunächst interimsweise übernommen, war erfolgreich und durfte bleiben. Sein Co ist die TVE-Legende Andrej Kurchev.
Nach der vergangenen Saison setzte bei den TVE-Handballern, die das Wort „Herzblut“ im Wappen tragen, einmal mehr ein Umbruch ein. Viele Spieler gingen – darunter Topscorer Sven Weßeling (Bietigheim, zur neuen Saison N-Lübbecke) und nicht zuletzt unser neuer Linkshänder Johannes Wasielewski, der nach seiner langwierigen Verletzung – Mittelfußbruch während der Saisonvorbereitung – bei der HSG immer besser zurechtkommt. Insgesamt sieben Neuzugänge stießen vor der Saison zum Team des TVE.
Die Spielzeit 2021/22 verläuft für die Münsterländer bis dato ganz passabel. Diese Aussage gilt trotz der 24:28-Niederlage am 2. Spieltag gegen die HSG Nordhorn-Lingen. Mitte September fehlten Wasielewski und Ravensbergen – auch Bartels hütete das Tor – und Seidel (7), Pöhle (6) und Weber (6/3) erzielten vor 1.700 Zuschauern die meisten Treffer. Wir schrieben damals: „Keiner jubelt so schön wie Lasse! Klasse!“. Auf der anderen Seite hatte Linksaußen und Topscorer Dirk Holzner gar achtmal getroffen (vier 7-Meter). Insbesondere dem „Run“ der HSG nach der Pause hatten er und seine Mitspieler jedoch nicht genug entgegenzusetzen. Dafür gab es nach dem Schlusspfiff schöne Bilder für die Fans der Roten, die einen sichtlich erleichterten Daniel Kubeš inmitten seiner feiernden Spieler jubeln sahen.
Also: Nach 19 Partien stand das Team des TVE mit 14:24 Punkten knapp über dem Strich. Eine solche Platzierung würden die Männer von Trainer Bertow sicherlich auch für Spieltag 38 unterschreiben. In der Hinrunde ließen sie mit Siegen in eigener Halle gegen deutlich höher postierte Mannschaften wie Hagen, Rostock und Hüttenberg aufhorchen. Die letzten drei Spiele im alten Jahr gingen jedoch verloren, und auch im ersten Match in 2022 hieß es am Ende 34:25 für Gastgeber Coburg. Das Team um Kapitän Marcel Schliedermann hatte in der Halbzeit noch mit +1 geführt, musste im Verlauf des Spiels jedoch dem Umstand Tribut zollen, nur mit einer personell dezimierten Truppe angetreten zu sein.
Am vergangenen Samstag spielte der TVE zu Hause unentschieden gegen den HC Elbflorenz. „Drama in Emsdetten“ – hieß es danach auf der offiziellen HBL-Seite. Die Gastgeber hatten zur Halbzeit mit +3 und noch zwölf Minuten vor Schluss mit +4 geführt. Fünf Sekunden vor dem Ende traf Anton Runnarsson zum 28:27, doch Dresden kam per Buzzer-Beater tatsächlich nochmal zum Ausgleich. Wieder war Dirk Holzner mit 9 von 10 erfolgreichster Werfer.
Kurz vor diesem „Drama“ hatte Emsdetten eine dreifache Verstärkung bekanntgegeben. Der Isländer Örn Vésteinsson Ostenberg (24, aus Norwegen), Ole Schramm (22, vom SC Magdeburg) sowie Fabian Rußwinkel (23, TV Bissendorf-Holte, Zweitspielrecht) verstärken ab sofort das Team von Trainer Bertow. Ostenberg und Schramm waren gegen Elblorenz bereits dabei, Letzterer traf dreimal.
Vor dem Spiel in Lingen stand für Emsdetten am Mittwoch noch ein Nachholspiel auf dem Programm. Gegner der Grünen war elf Tage nach der am Ende deutlichen Auswärtsniederlage schon wieder der HSC 2000 Coburg.
Und erneut gewannen die Franken – diesmal in der Ems-Halle – mit 29:27. Der TVE war ohne die etablierten Kräfte Schliedermann, Jansen, Langhans und Nowatzki in die Partie gegangen, Kreisläufer Stübner sah nach einem Schlag ins Gesicht des Gegners bereits nach einer Minute die rote Karte. Rechtsaußen Terhaer musste im Rückraum spielen, die Neuen Ostenberg und Schramm waren wieder dabei. Trotz der Personalsorgen führte Emsdetten wieder lange (Halbzeit 15:12), bevor Coburg wie elf Tage zuvor die Partie drehte. Topscorer waren Runnarsson (5) und Holzner (6/4).
Der TV Emsdetten liegt nun nach 21 Partien auf Tabellenplatz 17 (15:27 Punkte). Der schon mehrfach erwähnte Dirk Holzner hat bislang die meisten Treffer für sein Team erzielt (108/41). Übrigens hat der erfahrene Linksaußen gerade seinen Vertrag beim TVE langfristig verlängert. Im Tore-Ranking folgen Rechtsaußen Yannick Terhaer (82/22) sowie Robin Jansen (51, Rückraum links). Und damit: Lasst uns Handball spielen – wir freuen uns auf das Derby!
P. S.: Gerade vermeldet der TV Emsdetten auf seiner Homepage noch einen „Transfer-Coup“. Ab sofort spielt der international erfahrene Kroate Josip Vekic (23) für das Bertow-Team. Der 2,10 m große Linkshänder kommt bis Saisonende aus der Schweiz schließt die verletzungsbedingt entstandene Lücke im rechten Rückraum der Münsterländer.