HSG will’s nach Auftaktniederlage besser machen

Drei Rote mit Emsdettener Vergangenheit

16.09.2021

Enttäuscht. Kein anderes Wort ist geeigneter, um nach dem 19:22 in Rostock die Gemütsverfassung derer zu beschreiben, die es mit der HSG Nordhorn-Lingen halten: Fans, Verantwortliche und natürlich die Spieler selbst. Nachkarten werden wir hier nicht mehr, die Spielanalyse obliegt dem Trainer und der Mannschaft. Und dass sie in dieser Woche einiges aufzuarbeiten hatten, ist selbstverständlich. Und daran, dass es am Samstag, 19 Uhr, in der Emsdettener Ems-Halle besser läuft, glauben wir!

Am Sonntag also Emsdetten – Spiele beim gar nicht so direkten Nachbarn werden gern als Derby bezeichnet. Die Entfernung nach Nordhorn beträgt zwar knappe 60 km, doch immerhin liegt kein Zweitligastandort näher dran. Die Stadt im Kreis Steinfurt hat gut 36.000 Einwohner, und wer dort ein Stöckchen in den Fluss wirft, kann es in Lingen wieder herausfischen.

Ihr größter Sportverein ist der TV von 1898. Die Handballmannschaft gehört seit 1985 zum Inventar der Zweiten Liga, nur einmal (2013/14) schnupperte sie Erstligaluft. Nach dem direkten Wiederabstieg übernahm ein gewisser Daniel Kubeš das Traineramt beim TV, das er fünfeinhalb Jahre innehatte. In dieser Zeit gehörte auch Georg Pöhle zum Team der Nord-Münsterländer (2016-18).

Damals fanden auch die letzten Duelle unserer HSG gegen den TVE statt. Im August 2018 siegten die Roten auswärts mit 33:20 (Buhrmester [Foto] 18 Paraden; Mickal 10/6 Tore, Verjans 9, Pöhle 6). Am 2. Weihnachstag 2018 gewann die HSG auch das Rückspiel in der EmslandArena mit 34:30 (Buhrmester 16 Paraden; Pöhle 8 Tore, Possehl 6).

Nach insgesamt durchaus guten und erfolgreichen Jahren wurde Kubeš Anfang 2020 in höchster Abstiegsnot freigestellt und von Aaron Ziercke beerbt. Bereits ein knappes Jahr später wurde auch Ziercke beurlaubt, der Niederländer Peter Portengen übernahm das Amt somit Anfang 2021. Doch damit nicht genug ...

Schon im Mai diesen Jahres erfolgte der nächste Wechsel auf der Trainerposition, sodass seitdem nun der vierte Coach in anderthalb Jahren die Geschicke der TVE-Handballer leitet: Ex-Spieler Sascha Bertow übernahm im Abstiegskampf der vergangenen Saison zunächst interimsweise, hatte Erfolg und durfte bleiben. Sein Co ist die TVE-Legende Andrej Kurchev.

Wie war das also nochmal in der letzten Saison? Den Klassenerhalt sicherte sich der TV Emsdetten tatsächlich erst an den letzten beiden Spieltagen. In der vorletzten Partie gewannen die Grün-Weißen mit +2 gegen Schlusslicht Fürstenfeldbruck, konnten die Konkurrenz aus Konstanz überholen und sprangen über den Strich. Am letzten Spieltag musste ein Sieg in Lübeck-Schwartau her, um Konstanz auf Abstand zu halten – und das gelang beim 32:27 sehr eindrucksvoll, der viertletzte Platz war gesichert.

Nach der Saison setzte bei den TVE-Handballern, die das Wort „Herzblut“ im Wappen tragen, einmal mehr ein Umbruch ein. Viele Spieler gingen (u. a. Tomáš Urban, Sven Weßeling, Johannes Wasielewski => siehe unten), viele kamen dazu (sieben Neuzugänge). Und am ersten Spieltag der gerade begonnenen Saison gelang ihnen gleich ein hörbarer Paukenschlag: 30:29-Auswärtssieg beim hoch gehandelten HC Elbflorenz aus Dresden. Keeper Paske sowie der Niederländer Jansen (9 Tore) gingen dabei voran, Holzner und Schliedermann trafen jeweils fünfmal.

Da war doch noch was? Ja, klar, einer der Emsdettener „Abgänge“ ist unser Neuzugang Johannes Wasielewski (23), der uns vor dem Spiel gegen sein Ex-Team gern einige Fragen beantwortete. Über Magdeburg und Dessau war er für zwei Jahre nach Emsdetten gekommen und hatte dort auch unter „Kubi“ gespielt. Seit dem HSG-Testspiel in Minden genau vor einem Monat ist der Linkshänder leider verletzt, dort war er umgeknickt und hatte sich den Mittelfuß gebrochen. Bereits zwei Tage später unterzog er sich einer Operation und hat seitdem eine verschraubte Platte im Fuß, die zum Ende der Saison wieder entfernt werden soll.

Johannes, erste Frage, wie geht es dir?

Soweit ganz gut, mit dem Heilungsverlauf bin ich sehr zufrieden. In zwei Wochen kann ich endlich die Krücken wegschmeißen und den Fuß wieder voll belasten, danach folgen 3-4 Wochen Aufbautraining, und dann geht es bald wieder voll auf die Platte.

Können sich die HSG-Fans also auf dein Comeback noch in diesem Jahr freuen?

Auf jeden Fall, ich tue alles dafür. Seit ein paar Tagen kann ich wieder auftreten, und wir können die Reha-Arbeit ausweiten. Gerade komme ich auch vom Training – die Jungs in der Halle und ich nebenan bei den Physios.

Wie hast du denn das Auftaktspiel in Rostock erlebt?

Die weite Fahrt habe ich mit meinem Fuß nicht mitgemacht, sondern das Spiel vor dem Bildschirm verfolgt. Ich war schon ein bisschen geschockt. Klar gibt es da nichts schönzureden, es gibt keine Ausreden und das wissen die Jungs auch. Und wir sind jetzt in der Verpflichtung, es am Samstag besser zu machen.

Vor dem Spiel in Emsdetten – woran denkst du gern aus deiner Zeit beim TVE zurück?

Ich habe dort viele Freunde gefunden, super tolle, nette Leute, echt Freunde fürs Leben. Auch die Fans waren super – wenn die Halle voll war, hatten wir eine geile Stimmung. Und zum Beispiel auch die Physios kann ich nennen, die mir immer wieder toll auf die Beine geholfen haben, wenn ich Probleme hatte.

Bist du am Samstagabend dabei?

Ja, klar, das lasse ich mir nicht entgehen. Ich hatte mich auch riesig darauf gefreut, gleich am zweiten Spieltag wieder in Emsdetten zu spielen. Aber die Hauptsache ist, dass die HSG am Samstag gewinnt!

Das hoffen wir natürlich auch. Ob neben Johannes und dem inzwischen ebenfalls operierten Bart Ravensbergen auch der andere Linkshänder im Team – Julian Possehl – weiter fehlen wird oder wieder angreifen kann, stand Tage vor der Partie in Emsdetten noch nicht fest. Wie dem auch sei, drücken wir von Herzen die Daumen – Johannes für die Heilung seines Fußes und dem Team unserer HSG für die ersten Punkte in der neuen Saison!