Foto: Quelle: Felix Müller

HSG trotzt Personalproblemen und gewinnt in Großwallstadt

Ausgezeichnete Leistung und Torrekord beim 39:35-Auswärtssieg

25.02.2024

Überhaupt keine guten Voraussetzungen für unsere HSG vor dem heutigen Spiel in Aschaffenburg gegen den TV Großwallstadt: Neben den langzeitverletzten Alex Feld und Luca de Boer konnten auch Frontmann Georg Pöhle, der sich zuletzt gegen Bietigheim eine Handverletzung zugezogen hatte, sowie Kreisläufer Dominik Kalafut wegen einer Zerrung im Sprunggelenk nicht spielen. Lucas Firnhaber, der sich auch mit einer Blessur geplagt hatte, stand immerhin im Kader.

So gab es ein neues und nicht nur für die HSG-Fans unbekanntes Gesicht, das heute auf der Platte zu sehen war, und zwar im Trikot mit der Nr. 19 von Luca de Boer, dessen Name fachmännisch abgeklebt war. Der zuletzt vertragslose Tscheche Jakub Stryc – bis zum Sommer beim Drittligisten Oppenweiler/Backnang – hatte in dieser Woche bei der HSG mittrainiert und wurde direkt gebraucht. Dazu gleich mehr.

Zunächst rein in die erste Halbzeit, die aus Sicht von Nordhorn-Lingen trotz der erwähnten und noch weiterer (!) Probleme weitgehend hervorragend lief: Beim 1:0 führte der TVG zum einzigen Mal, dann rollte der HSG-Express – und zwar buchstäblich und im wahrsten Sinne des Wortes, denn es war das Tempospiel unserer Mannschaft, das die Gastgeber immer wieder vor Probleme stellte und für sie kaum zu verteidigen war. Immer wieder ging es schnell, immer wieder antworteten die HSG-Angreifer auf Abschlüsse der Weiß-Blauen nur Sekunden später – davon zeugen unter anderem sechs Tore per Tempogegenstoß vor der Pause.

Beim 2:4 lag Nordhorn-Lingen zum ersten Mal mit +2 in Führung, die Großwallstadt – vornehmlich aus dem Rückraum – jedoch wieder ausglich. Die HSG blieb dran und ging wieder nach vorn: 4:7 (9.), bevor Nebosja Simovic sich seine erste Zeitstrafe einfing. Maxi Lux scheiterte kurz darauf zwar per 7-Meter am TVG-Keeper, doch schnappte sich den Abpraller – erinnert ihr euch an letzte Woche? – und versenkte den Ball zum 5:8. Der Vorsprung hielt zunächst, bis die Schiedsrichter wieder eine persönliche Zeitstrafe verhängten – und die war zwar hart, doch vertretbar und auf jeden Fall richtig bitter:

Denn beim Stand von 7:10 (16.) zeigten sie Nebosja Simovic nach einem Griff ins Gesicht seines springenden Gegners die Rote Karte. Unsere Nr. 33 hatte bis dahin – neben Jakub Stryc – den Innenblock gebildet und vorn als Kreisläufer agiert. Auch dort war unser neuer Tscheche, der bis dahin zu den Angriffen immer auf die Bank gewechselt war, von nun an auch gefordert. Ob er sich das vor acht Tagen hätte träumen lassen? Sekunden später wurde auch Joscha Ritterbach – kaum nachvollziehbar – für zwei Minuten vom Feld geschickt, doch die HSG hielt den Schaden trotz doppelter Unterzahl in Grenzen und drehte danach wieder auf.

Hinten trotz völlig neuer Formation gewohnt kompakt und vorn schnell, sehr variabel und für den Gegner überraschend sowie vor allem treffsicher zeigten sich die heute wieder in Schwarz spielenden Schumann-Jungs. Ritterbach und Lux von außen sowie Marschall, Wasielewski und Terwolbeck von den Halbpositionen bzw. durch die Mitte taten dem Gegner, der zwar beim 13:13 (22.) noch einmal ausglich, immer wieder weh. Vier Tore in Folge bedeuteten vier Minuten vor dem Halbzeitpfiff das 13:17. Mithilfe des Pfostens erzielte dann Frieder Bandlow sein erstes Tor gegen die HSG, für die er ab Sommer auflaufen wird. Zur Pause hieß es dann 16:20. Wann hatte es einmal so viele Treffer für unsere HSG in einer Halbzeit gegeben?

Und die zweite Hälfte? Die gibt's jetzt „live": Los geht's mit einer Parade von Buhrmester, der Budalic im Verlauf der ersten dreißig Minuten abgelöst hatte. Marschall steigt hoch: 16:21 – und die HSG-Bank springt wieder komplett auf. Das war auch schon vor der Pause auffällig: Der Support von außen ist großartig. Dazu zählen wir auch gern die rund zwei Dutzend Gästeanhänger unter den 2.178 Zuschauern in der Halle, darunter die Fanclubs Äppler Crew und Sektion. Ihr habt euren Anteil am bisher sehr guten Spiel unserer Mannschaft!

Das 17:21 beantwortet Lux wieder von außen – sein 17:22 fällt aus „unmöglichem" Winkel. Buhrmester pariert abermals, Wasielewski dreht den Ball rein, Großwallstadt verkürzt (18:23) und zieht obendrein eine Zeitstrafe gegen unsere Nr. 77 – die vierte gegen die HSG, während der TVG erst einmal in Unterzahl war. Mit dem letzten Pass vor dem Zeitspiel-Pfiff findet Terwolbeck die Nr. 19 am Kreis – und Stryc trifft! Sein erstes Tor bedeutet das 18:24. Die Gastgeber erzielen noch in Überzahl einen weiteren Treffer, bevor Stryc schon wieder erfolgreich ist – diesmal per Dreher. Das 20:25 folgt prompt, das Tempo bleibt hoch und das Torfestival geht weiter (36.).

Zeitstrafe gegen die Unterfranken. Fehlversuch HSG, dann zweimal Pech. Dem von Buhrmester beinahe gehaltenen 21:25 folgt ein Wurf am leeren TVG-Tor vorbei. Kein Tor für unser Team in Überzahl, doch immerhin: Buhrmester pariert erneut. Doch dem ins Tor gerückten zweiten Keeper des TVG gelingt dasselbe, und kurz darauf verkürzt Großwallstadt erneut: 22:25. Schlag auf Schlag: Nächste Zeitstrafe gegen die Gastgeber. Schlagen unsere Jungs diesmal Kapital daraus (40.)?

Noch nicht, denn der Keeper hält wieder spektakulär. Doch dann: Ballgewinn durch Marschall! 22:26 ins leere Tor – Yes! Das war wichtig von unserer ganz hier aus der Nähe stammenden Nr. 11. Die Abwehr arbeitet, und übrigens ist auch Luke Stricker mit dabei und zeigt, wie wertvoll er für seine Mannschaft ist. Und Buhrmester ist es auch – nächste Parade. Weiter geht's: „Sensationell", heißt es von den Kommentatoren – und damit meinen sie den Pass des ganz, ganz starken Terwolbeck sowie das Tor mit der Rückhand von Stryc: 22:27.

Buhrmester packt wieder zu. Und dann ist es – etwas überraschend – Frank Schumann, der zur Auszeit bittet. Ganz sicher, er weiß, was er tut! Verschnaufpausen für seine Vielspieler sind angesagt. Großwallstadt verteidigt nun offensiv, unter anderem gegen den nun auch ins Spiel gekommenen Robin Leunissen. Das Tor macht Wasielewski: 22:28 (44.). Und schon wieder Ballgewinn, Pass auf Stryc an den Kreis: 22:29! Gegenseite: 23:29. Firnhaber ist jetzt dabei. Ritterbach spielt weiter auf Linksaußen, Lasse Seidel kommt trotzdem auf die Platte und nun durch die Mitte. Leunissen holt den 7-Meter heraus, den Lux ... leider nicht verwandelt. Auf der Gegenseite fällt postwendend das 24:29.

Natürlich geben die Gastgeber nicht auf und kommen per Tempogegenstoß zum nächsten Treffer: 25:29 – und noch viel Zeit auf der Uhr (47.). Zum dritten Mal nach der Pause heißt es nun: Überzahl für die HSG, und Wasielewski nutzt diese sofort aus: 25:30. Er ist es im Übrigen auch, der seit der Hinausstellung von Simovic mit Stryc den Innenblock bildet. Großwallstadt ... drüber. Ritterbach ... Tor: 25:31. Aus dem Rückraum fällt das 26:31, und der nächste Ball geht verloren. „Leider geil" ist der nächste Torerfolg der Weiß-Blauen von Rechtsaußen: 27:31. Doch schön ist auch die Antwort von Marschall: 27:32 – der Vorsprung hält (52.).

Auch das 28:32 des TVG ist sehenswert. Dann hält der TVG-Keeper, bevor die HSG-Abwehr wieder zupackt: Ballgewinn. Fast unglaublich, dass – ohne drei Kreisläufer – schon wieder ein Kreisläufer-Tor fällt: Stryc trifft nach genialem Pass von Marschall. Es macht Spaß heute! Auszeit durch Großwallstadts Interimstrainer Babarskas. 29:33 – noch sechs Minuten und der Gastgeber verteidigt weiter sehr offensiv. Was bleibt ihnen übrig? Ballverlust ... Ballgewinn ... wieder Ballverlust ... nur noch 30:33 (56.). TVG-Parade, Sekunden später schmilzt der Vorsprung noch einmal: 31:33. Knapp vier Minuten vor dem Ende schwört Schumann seine Jungs noch einmal ein.

Offene Manndeckung durch Großwallstadt. Wasielewski ist's egal: 31:34. 7-Meter ... Budalic kommt ins Tor ... und hält! Weiter: Ballverlust ... und Treffer durch Bandlow: 32:34. Marschall erhöht: 32:35. Zwei Minuten sind's noch, als das 33:35 fällt. Wenn die HSG jetzt ein Tor erzielt ... YES! Lux wird freigespielt und netzt ein – das 33:36 eine gute Minute vor Schluss wird die Entscheidung sein! Kaum geschrieben: 34:36. Marschall: 34:37. 35:37. Wieder Marschall: 35:38. Und es gibt sogar noch ein I-Tüpfelchen: Stricker schließt einen letzten Tempogegenstoß in der Schlusssekunde zum Endstand ab: 35:39!

Seit dem Auswärtserfolg in Minden haben wir unser Team nicht mehr feiern sehen – wir freuen uns von Herzen mit und sagen: Herzlichen Glückwunsch! Kurzer Blick noch in die Statistik: Marschall (10), Lux (8/1), Wasie (6) sowie Terwolbeck und Stryc (je 5) haben die meisten Tore für die HSG erzielt, die ihren eigenen Rekord aus dem Hinspiel überbietet, als ihr 37 Treffer gelangen. DANKE an die HSG-Fans vor Ort für den „brutalen" Support! Nebenbei: Nur in zwei Partien der Zweiten Liga fielen in dieser Saison insgesamt mehr Tore als heute in Aschaffenburg.

Und noch: Am nächsten Sonntag (3.3.) geht's um 17 Uhr in der EmslandArena gegen Eintracht Hagen. Der aktuelle Tabellen-4. hat die letzten sieben (!) Spiele allesamt gewonnen und behielt auch am Freitag gegen die Eulen Ludwigshafen knapp die Oberhand. Wir melden uns wieder!