HSG steuert am Donnerstag gegen Dormagen auf Kurs Wiedergutmachung

Luca de Boer zur aktuellen Lage – bei sich selbst und beim Team

26.03.2024

HSG steuert am Donnerstag gegen Dormagen auf Kurs Wiedergutmachung

Luca de Boer zur aktuellen Lage – bei sich selbst und beim Team

Donnerstag, 20 Uhr, EmslandArena: HSG Nordhorn-Lingen gegen TSV Bayer Dormagen – das steht an. Doch bevor wir zum Gegner-Check kommen, wenden wir uns unserem „Comebacker" zu. Luca de Boer war am Freitag nach fünfmonatiger Verletzungspause zurückgekehrt, hatte gleich das erste Tor markiert (und später noch eins) – und musste nach 60 sehr enttäuschenden Minuten dann mit seinen Teamkollegen in eine krachende Niederlage gegen die Eulen Ludwigshafen einwilligen. Vor der Partie gegen die „Wiesel" hat er uns nun ein paar Fragen beantwortet:

Hi Luca, zunächst mal: Wie kam es zu deinem dann doch für viele überraschend schnellen Comeback, und wie geht es dir und deiner Schulter jetzt?

„Nach meiner dreimonatigen Reha in Lemgo war ich seit Anfang März wieder in Nordhorn und habe angefangen zu trainieren. Wir haben das langsam gesteigert und zwei Wochen später bin ich ins Mannschaftstraining eingestiegen. Alles hat sehr gut geklappt, es ist bei mir wirklich der bestmögliche Fall eingetreten. Und so kam ich dann schon gegen die Eulen wieder in den Kader."

Bevor wir zu dem Spiel kommen – war es nach deiner Schulterverletzung und vor deinem Abschied bei der HSG im Sommer eine Option für dich, dich nicht wieder zurückzukämpfen?

„Nein, das war überhaupt kein Thema. Ich kann mich ja nicht nach 14 Jahren bei der HSG so verabschieden. Das Allerwichtigste für mich war, nochmal im roten Trikot einzugreifen."

Und dann standest du gegen die Eulen direkt in der Startaufstellung. Und du hast zudem – mit deiner Spezialität, dem „Heber" – gleich das erste Tor des Spiels gemacht ...

„Ja, erst kurz vor dem Spiel war klar, dass Nebo nicht spielen konnte. So habe ich auf einmal angefangen. Ich habe mich super gefühlt, und dieser Moment, als ich dann per ‚Kopfleger' das erste Tor warf, war wirklich toll. Auch danach habe ich lange gespielt, hatte vor allem auch in der Abwehr keinerlei Bedenken wegen der Verletzung und konnte frei aufspielen. Handballerisch war es bei mir sicher noch nicht perfekt, doch körperlich hat alles gut geklappt."

Und damit sind wir beim Spiel: Was antwortest du auf Frage, wie es zu einer derartig herben Pleite kommen konnte?

„Das ist extrem schwer. Wir hatten uns viel vorgenommen, die Stimmung war gut und es war auch eine ganz positive Anspannung da. Dass dann fast von Anfang an nichts klappte, hat uns alle regelrecht geschockt. Es kam zu einer Abwärtsspirale, die sich bei jedem in den Kopf gesetzt hat. Alles, was schlecht laufen konnte, lief auch schlecht. Und während die Eulen sich in einen Rausch spielten, hatten wir einen rabenschwarzen Tag. Sie wurden immer größer, und wir immer kleiner."

Nach dem Spiel wurde moniert, dass sich kein HSG-Spieler für ein Interview bereitgefunden habe ...

„Das möchte ich so nicht stehen lassen. Wenn mich oder einen der anderen Spieler, die nach Abpfiff bei den Fans auf der Platte waren, jemand gefragt hätte, dann hätten wir natürlich zur Verfügung gestanden. Denn natürlich gehört das auch bei Niederlagen dazu."

Wie verlief das erste Training nach dem Eulen-Spiel?

„Wir haben uns erstmal zusammengesetzt und geredet, jeder hat seine Meinung gesagt. Die meisten von uns haben so etwas Ähnliches auch schon mal erlebt. Doch es ist gut, dass nicht viel Zeit ist und es am Donnerstag schon wieder weitergeht."

Wie blickst du voraus auf die nächste Partie und den Gegner aus Dormagen?

„Das ist eine ganz junge, wilde und motivierte Mannschaft. Es wird kein leichtes Spiel, doch wir werden alles geben."

Danke dir, Luca! Und damit sind wir auch schon beim Gegner, dem TSV Bayer Dormagen. Wusstet ihr, ...

... dass der Verein 4.000 Mitglieder und 14 Abteilungen hat? Davon ist Handball die größte. Dormagen hat heute den Status eines Landesleistungsstützpunktes und DHB-Stützpunktes. Die Nachwuchsförderung gehört zu den Besten in ganz Deutschland, und auch nationale Meistertitel konnten schon eingefahren werden.

… dass der Club im Herbst mit der Meldung einer prekären finanziellen Lage an die Öffentlichkeit gegangen war? Anfang Dezember hieß es dann erfreulicherweise: „Liquiditätslücke für die laufende Saison geschlossen", und der TSV bedankte sich für die „breite Unterstützung der Handball-Familie" – inklusive Gehaltsverzicht der Spieler. Die Insolvenzgefahr sei zumindest bis zum Ende der Spielzeit gebannt.

... dass Bayer Dormagen und der benachbarte Bergische HC im Winter einen Kooperationsvertrag geschlossen haben, der sowohl wirtschaftlich als auch sportlich Früchte tragen soll? Den vielumworbenen Junioren-Weltmeister Sören Steinhaus hat der BHC ab dem 1.7.2024 verpflichtet. Dem Kader der Wiesel bleibt er für die kommende Spielzeit jedoch erhalten. Doch Achtung: Die Löwen, zu denen auch Johannes Wasielewski wechseln wird, sind inzwischen auf einen Abstiegsplatz in der 1. Liga abgerutscht.

… dass die Dormagener Handballprofis zuletzt 16. und 15. in der 2. Liga geworden sind? Aktuell rangieren sie (im um zwei Teams verkleinerten Tableau) mit 17:33 Punkten auf Platz 14 – vier Punkte vor dem ersten Abstiegsplatz 17. Hiermit wäre Trainer Matthias Flohr, der im Sommer nach Balingen wechseln wird, am Ende sicherlich zufrieden. Vor der Saison war einmal mehr der Klassenerhalt als Ziel ausgegeben worden. Unsere HSG ist mit einem Punkteverhältnis von 24:26 übrigens zurzeit Tabellenzehnter.

... dass die Wiesel, wie die Dormagener Handballer genannt werden, schon traditionell nicht so viele eigene Tore erzielen (695), dafür jedoch auch wenige Gegentreffer zulassen (744)? Im Vergleich dazu lautet das Torverhältnis unserer HSG 744:767.

... dass Dormagen seine bis dato höchste Saisonniederlage (25:33) gegen einen einstigen Lieblingsgegner kassiert hat – nämlich unsere HSG!? Dominik Kalafut war beim souveränen Auswärtssieg Ende Oktober der „Man of the Match" und warf neun Tore. Damals fehlte den Wieseln unter anderem ihr Kapitän Patrick Hüter (siehe unten).

... dass der schon erwähnte Spielmacher Sören Steinhaus mit 114 Toren bisher erfolgreichster Werfer ist? Es folgen Rechtsaußen Jan Reimer (82/52; im Sommer zu TuSEM Essen) und Joshua Reuland. Der Rechtsaußen ist zurzeit verletzt. Ian Hüter, Bruder von Kapitän und Abwehrchef Patrick, hat von Rückraum Mitte 61-mal getroffen. Er wechselt im Sommer nach Hamm. Finn Schroven (66/2) weist die drittmeisten (!) Assists der Liga auf. Rechtsaußen Peter Strosack hat in dem jungen Team mit 29 Jahren die meiste Erfahrung, im Tor steht Ole Christian Simonsen.

... dass der TSV zuletzt gegen die Topteams aus Hagen und Bietigheim verloren hat? Davor gab es Siege gegen die direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, und zwar gegen Dessau sowie in Aue.

Schauen wir noch kurz auf den letzten Freitagabend, als die Wiesel – vor der Saison-Rekordkulisse von knapp 1.800 Zuschauern – gegen Hagen mit 28:32 (13:16) unterlagen. Dabei kamen sie gegen die starke Eintracht in der zweiten Halbzeit nicht näher als drei Tore heran. Trainer Flohr übernahm anschließend die Verantwortung für die Niederlage. Gleichzeitig lobte er den Kampf seiner Mannschaft und hob die „überragenden Leistungen" von Sören Steinhaus und dem 18-jährigen Linksaußen Felix Böckenholt (7 von 7) hervor.

Dormagen braucht weiterhin Punkte für den Klassenerhalt und wird auch in der EmslandArena am Donnerstag alles versuchen. Davon, dass unsere Mannschaft gerade nach dem Eulen-Spiel etwas dagegen haben wird, dürfen wir fest ausgehen. Also dann, wir freuen uns auf die Partie. Hoffentlich sehen wir uns!