Ein hartes Stück Arbeit steht der HSG Nordhorn-Lingen am Samstagabend in der HUK-COBURG arena bevor, wo es ab 19:30 Uhr gegen den HSC 2000 Coburg geht. Coburg gilt als eine der heimstärksten Mannschaften der Liga, dessen letzte und einzige Heimniederlage bereits einige Monate zurückliegt. Lediglich gegen Erstliga-Absteiger
Die letzten fünf Duelle mit dem HSC 2000 Coburg hat die HSG Nordhorn-Lingen allesamt und teilweise deutlich verloren. Das letzte Mal, dass die HSG gegen die Vestestädter erfolgreich war, war im Oktober 2021, nachdem beide Teams zuvor zusammen in die 2. HBL abgestiegen waren.
In der laufenden Saison trennen den HSC und die HSG aktuell zwar vier Tabellenplätze, jedoch nur zwei Punkte. Die Gelb-Schwarzen sind mit 15:13 Zählern Achter, die Rot-Weißen rangieren auf Platz 13 mit 13:15 Punkten. Das Tabellenmittelfeld ist in dieser Saison besonders eng, weshalb ein Sieg oder eine Niederlage von Spieltag zu Spieltag gleich mehrere Plätze Unterschied bedeuten können. Nach dem 13. Spieltag stand der HSC noch auf Platz elf, katapultierte sich jedoch mit einem souveränen 32:26-Sieg über die Eulen Ludwigshafen auf Platz Sieben der Abschlusstabelle des 14. Spieltags. Gleichzeitig hat der aktuelle Tabellensechste ASV Hamm-Westfalen auch nur zwei Punkte mehr als die HSG, welche, Stand jetzt, dem Tabellenkeller näher ist als der Spitze.
Während die HSG ihr letztes Spiel vergangenen Freitag bestritten hat, hatten die Gastgeber eine verkürzte Vorbereitungszeit. Sie spielten zuletzt am Dienstag dieser Woche und befinden sich mitten in einer englischen Woche. Das Spiel des 15. Spieltag am Samstag ist das letzte Ligaspiel, bevor der HSC vier Tage später, am 18. Dezember, um den Einzug ins Lidl Final4 im DHB-Pokal kämpft.
Die hohe Belastung und der langfristige Ausfall von Mittelmann Arkadiusz Ossowski bewegte den HSC nochmal auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Seit einigen Tagen verstärkt der 22-jährige Kroate Marin Lisac das Team von Anel Mahmutefendic. Zuvor spielte er bei HRK Gorica in der ersten kroatischen Liga, war dem HSC aber nicht gänzlich unbekannt. Davor Rokavec Co-Trainer des Zweitliga-Teams trainierte den talentierten Spielmacher in der Vergangenheit.
Spielentscheidende Coburger Akteure sind unter anderem Janis Valkovskis, Mikael Helmersson, Bortlomiej Bis, Merlin Fuß und Jesper Schmidt. Der Litauer Valkovskis übernimmt trotz seines jungen Alters viel Verantwortung im linken Rückraum und ist Coburgs erfolgreichster Torschütze. Ligaweit steht er mit 75 Toren auf dem zweiten Platz der Feldtorschützenliste. Mikael Helmersson, der nun seit etwa einem Jahr das gelb-schwarze Trikot trägt, strahlt eine hohe Wurfgefahr aus und besitzt ein sehr gutes Auge für seine Mitspieler. Der Italiener hat sein letztes Spiel jedoch am 11. Spieltag bestritten, bevor ihn ein Nasenbeinbruch für weitere Spiele außer Gefecht setzte. Bortlomiej Bis hält die HSC-Abwehr zusammen wie kein Zweiter und überzeugt in der Offensive mit einer 80%igen Wurfquote vom Kreis. Währenddessen spielen Fuß, im rechten Rückraum und Schmidt auf Linksaußen, eine ihrer besten Saisons. Jesper Schmidt ist Coburgs Nummer Eins Siebenmeter-Schütze und hat bereits dreißig mit einer, über 80%igen Effektivität, verwandelt. Schmidt nimmt jetzt, als fast gesetzter, erster Linksaußen, die Position von Maximilian Jaeger ein, der im Sommer dem HSC den Rücken gekehrt hatte und zur HSG gewechselt war. Das ist einer der Gründe, weshalb es für Jaeger ein besonderes Spiel wird. Der zweite ist die Tatsache, dass sein Zwillingsbruder Felix Jaeger noch immer auf der Gegenseite spielt und es zum direkten Bruder-Duell kommt.
Max Jaeger verließ Coburg allerdings nicht alleine, sondern im Doppelpack mit Torwart Kristian van der Merwe. Der Däne, dessen erste Auslandsstation Coburg war, war dort zwei Jahre unter Vertrag, wobei er das erste Jahr verletzungsgeplagt größtenteils verpasst hatte. In der darauffolgenden Saison, der Saison 2023/24, hatte der Däne die meisten Paraden und die beste Quote aller Zweitligatorhüter aufzuweisen. Petros Boukovinas, den der HSC als Nachfolger für van der Merwe holte, stand seinerzeit in Diensten des TV Großwallstadt auf Platz vier. Was damals war, währt auch heute, van der Merwe führt das Torhüter-Ranking der 2. HBL an (152 Paraden und 33%-Haltequote), der Grieche Boukovinas steht ligaweit auf Platz vier mit 139 Paraden und einer 30%igen Haltequote.
Jan Gorr, seit 2013 im Verein, hatte die Trainerbank im Sommer verlassen, um sich wieder alleinig auf den Geschäftsführer-Posten zu konzentrieren. Vorher hatte er eineinhalb Jahre lang beide Posten innegehabt. Akteuller Coach des Teams um Kapitän Merlin Fuß ist der Niederländer Anel Mahmutefendic, der zuvor vier Jahre in Gummersbach als Co-Trainer tätig war. Mahmutefendic war in seiner Karriere als Spieler, ebenso wie Mark Bult, niederländischer Nationalspieler. Damals standen die beiden Seite an Seite zusammen auf dem Spielfeld, während sie am Samstag Seite an Seite, neben dem Spielfeld stehen, allerdings getrennt durch die Mittellinie und das Kampfgericht.
Das sagt Maximilian Jaeger zum Spiel:
In Coburg erwartet uns eine sehr schwere Auswärtsaufgabe in einer großen, schönen Arena, wo ich persönlich sehr gerne spiele. Coburgs größte Stärke ist, dass sie keine klare Schwäche haben, sie haben eine sehr robuste, eins-gegen-eins-kräftige und starke Abwehr. Besonders der Mittelblock ist da zu nennen, mit den drei Kreisläufern Röller, Bis und Schäffer. Die drei bringen ordentlich Körper mit, wobei sich auch die Frage ergibt, wie fit Nils Röller schon wieder ist. Mahmutefendic spielt mit Spezialistenwechsel, was für uns bedeutet, dass wir wieder voll aufs Tempo setzen müssen. Beim Abschluss müssen wir aufpassen, dass wir Boukovinas nicht warmwerfen. Er bereitet sich unheimlich gut mit Videostudium auf die Spiele vor. Für unsere Abwehr ist es wichtig, dass wir uns gut auf die individuellen Spieler vorbereiten. Es gibt einige, die sehr gerne schießen, andere sind eins-gegen-eins-stärker und die müssen wir, zusammen mit Kristian, gut in den Griff kriegen.
Unsere Trainingswoche war sehr akribisch und intensiv. Wir müssen versuchen den Ausfall von Firni zu kompensieren, was die Trainingsqualität aber auch die Spieltaktik angeht. Da werden wir sicher punktuell in Coburg mal etwas Neues versuchen, um Coburg da vor neue Herausforderungen zu stellen.
Für mich persönlich ist das Spiel natürlich sehr emotional. Die Rückkehr nach Coburg, an meine alte Wirkungsstätte, wo ich Großteile meines Erwachsenen-Lebens und meiner Profi-Karriere verbracht habe und wo mein Zwillingsbruder spielt. Mit ihm stehe ich gefühlt ständig im Austausch, aber auch mit dem Athletiktrainer, Jan Schäffer, Flo Billek verbindet mich eine bestehende Freundschaft. Ich freue mich darauf, die ganzen Gesichter wiederzusehen, aber noch mehr darüber, wenn wir beide Punkte aus Coburg entführen.
Anpfiff der Partie ist am Samstag um 19:30 Uhr. Und für alle, die nicht vor Ort sind, beginnt um 19:15 Uhr der Livestream bei Dyn.