HSG chancenlos gegen den Dessau-Roßlauer HV

22:34 beim Tabellennachbarn bedeutet höchste Saison-Niederlage

03.04.2023

Es wird wehtun, den Spielbericht zu lesen, denn viel Positives über die Partie unserer HSG Nordhorn-Lingen in Dessau gibt es nicht zu erzählen. Während der DRHV nach einer zerfahrenen Anfangsphase zunehmend wie entfesselt aufspielte, konnte unser Team weder im Angriff noch in der Abwehr an in 2023 schon oft gezeigte gute Leistungen anknüpfen. Sieben Spiele in Folge gegen Spitzenteams der Liga begannen also mit einer mehr als schmerzhaften Niederlage. Also dann:

Bei der HSG fehlte heute neben unseren Langzeitverletzten auch der erkrankte Markus Stegefelt. Beim DRHV waren alle Mann an Bord, am prominentesten zweifellos die Herren Philipp Ambrosius (Tor), Rechtsaußen Jakub Hrstka, Kapitän und Spielmacher Vincent Sohmann sowie der – vor dem Spieltag – ligaweit beste Feldtorschütze Timo Löser.

Und damit „live" rein ins Spiel:

Ravensbergen, Lindberg, Wasielewski, Simovic, Pöhle, Kalafut und Ritterbach beginnen defensiv. Terwolbeck und Firnhaber kommen im Angriff. Heute hält Ravensbergen gleich den ersten Ball, Firnhaber trifft auf der Gegenseite zum 0:1. Dann muss Pöhle bereits auf die Strafbank. Das Spiel ist zerfahren, die Biber aus Dessau-Roßlau sind noch gar nicht „drin". Das 1:1 fällt nach Tempogegenstoß (6.), bevor die HSG erstmals in Überzahl kommt – und das kurz darauf sogar doppelt.

Den fälligen 7-Meter kann Pöhle jedoch nicht verwandeln, und der nächste Wurf unserer heute in Schwarz spielenden Mannschaft landet nur am Pfosten. Ravensbergen wirft leider am „Empty Net" vorbei, den zahlenmäßigen Vorteil haben unsere Jungs nicht nutzen können. Dann gehen die Biber in Front und setzen per 7-Meter gleich noch einen drauf. Als der Ball schon wieder verloren geht und die Gastgeber in Überzahl auf 4:1 stellen, nimmt Daniel Kubes schon die erste Auszeit (10.).

Das 5:1 fängt sich die HSG ins leere Tor, Gleiches gilt für das 6:1. Die Halle in Dessau kocht bereits, und der HSG-Fan macht große Augen. Lindberg wirft den erst zweiten Treffer für die HSG, doch die Biber kontern direkt: 7:2 (12.). Dann muss mit Marschall der Nächste mit Zeitstrafe vom Feld. Pöhle folgt ihm Sekunden später mit der Roten Karte nach Foulspiel am Kreis. Der 7-Meter sitzt zum 8:2. Als Ritterbach den nächsten Wurf aufs leere Tor nach Meinung der Schiedsrichter im Kreis klärt, ist er der dritte HSG-Mann auf der Strafbank – der 7-Meter führt zum 9:2 (14.). Zweite Auszeit durch Kubes.

Einen Livestream-Kommentator gibt es heute nicht, wir haben vor dem Bildschirm nur die Außengeräusche aus der Anhalt-Arena in Dessau – und es ist soo laut! Wen wundert das auch bei dem Spielstand? Terwolbeck kann verkürzen, doch bis zum 10:3 dauert es wieder nur Sekunden. Und noch einmal: Einen Treffer von Marschall beantworten die für ihr Tempospiel bekannten Biber direkt: 11:4. Wieder gerät die HSG in Unterzahl – Marschall muss zum zweiten Mal vom Feld. 12:4 – Ravensbergen hat seit der Anfangsminute keine Hand mehr am Ball, doch was soll er machen? Sein Team ist fast ständig in Unterzahl und die Gastgeber haben sich längst in einen Rausch gespielt. 13:4 nach Tempogegenstoß.

13:5 durch Ritterbach, und abermals stellt der DRHV nur Sekunden später den alten Abstand wieder her: 14:5 (19.). Wann war ein Spiel unserer HSG jemals so früh entschieden? 14:6 durch Tarek Marschall – für die Mannschaft, die in der (nicht bereinigten) Tabelle vor der Partie einen Platz höher stand. Dann trifft Possehl – zum ersten Mal hat Nordhorn-Lingen zwei Tore in Folge gemacht. Für ihre Antwort brauchen die leider auch heute wieder extrem offensivstarken Biber – ihr ahnt es schon – nur Sekunden. Der allgegenwärtige Sohmann steht bei 5 von 5.

Marschall zum 15:8 – und ebenfalls zum 15:9 (25.). Kampflos geben unsere Jungs das Spiel natürlich nicht her. Dann fällt das 16:9 für das Team des dienstältesten Zweitligatrainers Uwe Jungandreas, das kaum einmal in einen längeren Positionsangriff geht. Auszeit ... und 17:9. An ein „Herankommen" ist für unser Team derzeit nicht zu denken. Mit etwas Glück verkürzt erneut Marschall, nun ist Nordhorn-Lingen zweistellig. Doch dem DRHV gelingt im Angriff nahezu alles: 18:10. Marschall wirft nun das vierte HSG-Tor in Folge, unsere Nr. 11 hat bereits sechs Treffer erzielt (100 %)!

Symptomatisch für diese mehr als gebrauchte Halbzeit ist die letzte Szene, als Keeper Ambrosius in der Schlusssekunde noch einen freien Ball nach Tempogegenstoß abwehrt (6. Parade). Es steht 18:11, Pöhle ist seit der 13. Minute nicht mehr dabei, Dessau-Roßlau spielt – wie im Hinspiel im Euregium – großartig auf und die heimischen Zuschauer sind begeistert.

Während der Pause schreiben wir mit der Äppler-Crew, die zusammen mit ungefähr zehn weiteren HSG-Fans die Fahne unserer Mannschaft hochhält. Zitat: „Wir supporten bis zur letzten Sekunde!" So soll es sein! Und auch wir stürzen uns in die zweite Hälfte – mal sehen, was noch geht. Übrigens: Acht Zeitstrafen gab es schon, doch die beiden ligaweit Führenden in dieser Statistik, Simovic und Leu, sind bisher noch verschont geblieben. Und damit weiter:

Zum ersten Mal heute scheitert Marschall am Keeper mit den meisten Paraden der Liga. Dafür fällt das 19:11 auf der Gegenseite. Ambrosius hält erneut, das 20:11 folgt obendrein nach Tempogegenstoß. Wieder der DRHV-Torwart, wieder ein Tor der Gastgeber – beim 21:11 führen die Biber erstmals zweistellig. De Boer mit dem ersten HSG-Treffer nach der Pause, Marschall setzt noch einen drauf: 21:13 (36.).

Die Blau-Weißen machen vor ihren enthusiastischen Zuschauern nicht den Eindruck, einen Gang herunterschalten zu wollen. Gleichwohl: Terwolbeck trifft zum 21:14, zumindest der alte Abstand aus der Halbzeitpause ist wieder hergestellt. Doch leider hält das nicht lange: Nach dem 22:14 nimmt Daniel Kubes bereits seine letzte Auszeit (40.). Den nächsten Treffer erzielt Possehl von der Rechtsaußenposition: 22:15. Doch leider hat Marschall nun das Wurfglück verlassen, weiter verkürzen kann unser Team nicht.

Das 23:15 fällt gegen den ins Tor gerückten Buhrmester, dann trifft Marschall doch wieder zum 23:16. Schon nach dem Hinspiel sagte ein DRHV-Spieler: „Bei uns klappt derzeit alles", und so scheint es auch heute wieder zu sein: Das 24:16 ist leider sehenswert. Der Torwart steht mittlerweile bei 43 %. Vorn fällt das 25:16 (46.)., und beim 26:16 sind es wieder zehn Tore Vorsprung. De Boer erhält eine Zeitstrafe und wir befürchten die höchste Niederlage dieser Saison – im Hinspiel waren es minus sieben.

Kalafut ist es, der nun per 7-Meter trifft, dann verkürzt wieder Marschall – beide Tore sind in Unterzahl gefallen. Die Biber stellen auf 27:18, dann wuchtet Marschall den Ball erneut ins Netz. Auch typisch für den heutigen Tag: Buhrmester hält, doch der Abpraller landet bei einem Blau-Weißen, und es heißt 28:19. Immer wieder zeigen die Gastgeber ihre große Stärke, das Tempospiel, es heißt nunmehr 29:19 (52.). Tilman Leu muss nun auf die Strafbank, mit seiner 35. Zeitstrafe zieht er mit Nebosja Simovic gleich. Kalafut wirft auch seinen dritten 7-Meter der Saison ins Netz ...

... doch auf der Gegenseite kommt gleich zweimal der Rechtsaußen erfolgreich zum Abschluss, und nach zwei weiteren Tempogegenstößen heißt es 33:20. Vier Tore nacheinander hat sich die HSG nun gefangen. Das 33:21 durch Possehl bedeutet Ergebniskosmetik. „Oh, wie ist das schön" und „So was hat man lange nicht gesehen" tönt es in der Arena. Und zumindest die zweite Aussage können wir leider unterschreiben. Seidel kommt in Überzahl noch einmal erfolgreich zum Abschluss, doch den Schlusspunkt setzen die Gastgeber zum 34:22. Wir erfüllen unsere Chronistenpflicht: Tarek Marschall ist erfolgreichster Torschütze des Tages (10, persönlicher Rekord), doch im Tages-Ranking folgen sechs DRHV-Spieler. Wir gratulieren herzlich zum Sieg – und Uwe Jungandreas zum 300. Pflichtspiel im Dienst der Blau-Weißen.

Dass es für die HSG im nächsten Spiel mit einer ähnlichen Leistung ebenso wenig zu holen geben wird, ist Spielern, Verantwortlichen und Fans natürlich klar. Doch wer weiß? Der unangefochtene Spitzenreiter Balingen (heute 29:22 gegen Wölfe Würzburg) hat das Spiel am Ostersamstag (19:30 Uhr) in Lingen noch lange nicht gewonnen. Wir sagen DANKE und Respekt an die treuen HSG-Fans, die ihr Team in Dessau heute bis zum Schluss unterstützt haben. Und gegen Balingen sind wir auch wieder live dabei!