Die HSG Nordhorn-Lingen hat am Tag nach Weihnachten durch eine Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit und einer ordentlichen Portion Nervenstärke bei den sehr heimstarken Wieseln vom TSV Bayer Dormagen gewonnen und überwintert mit einem positiven Punkteverhältnis von 19:15 Punkte auf Platz 7. Damit hält der Auswärtstrend der letzten Wochen an. In den letzten zehn Begegnungen gab es nur eine Niederlage. Außerdem hat die HSG als einziges Team der Liga die volle Punkteausbeute an den letzten vier Spieltagen.
Die HSG bot dieselbe Anfangsformation wie zuletzt auf. Erlingsson startete wieder als Spielmacher und Pöhle agierte zunächst sowohl in der Defensive als auch in der Offensive. Der Spielbeginn war, wie erwartet, sehr temporeich und fiel positiv für die Hausherren aus. Schnell, auch dank der frühen Überzahl, war Dormagen mit zwei Toren in Front. Bis zur 14. Minute schafften die Gäste den Ausgleich zum 6:6 und hatten sogar die Chance zur Führung, doch dazu kam es nicht. Stattdessen gingen die Wiesel mit zwei Toren in Front und stellten durch einen 3:0-Lauf sogar auf 12:8, was Mark Bult zur Auszeit veranlasste (23.). Er brachte unter anderem Björn Zintel ins Spiel, der von nun an die Angriffe seiner Mannschaft lenkte. Das gefürchtete Tempospiel der Gastgeber hatte die HSG-Defensive allerdings gut im Griff, das Rückzugsverhalten ließ keine Mängel erkennen. Dagegen haperte es im Angriff der in Schwarz spielenden Gäste. Einige Ballverluste sowie Fehlwürfe gegen den zunehmend auftrumpfenden Keeper Simonsen halfen dem Gastgeber, der immer wieder erfolgreich ins Eins-gegen-Eins ging und zudem häufig aus dem Rückraum erfolgreich war. Nicht umsonst zählt mit Sören Steinhaus der beste Feldtorschütze der Liga zum Team. Ebendieser bescherte seiner Mannschaft auch die höchste Führung im Spiel. Mit einem Doppelschlag stellte er in der 27. Minute auf 9:14.
Während das Spiel also nicht mehr so extrem vom Tempo geprägt war, waren es die beiden Torhüter, die sich richtig in Szene spielten. Kristian van der Merwe und Christian Ole Simonsen waren mit spektakulären Paraden gleichauf. Sowohl der Däne als auch der gebürtige Leipziger kamen am Ende der ersten Halbzeit auf zwölf Paraden. Jaeger und Lux nutzten die letzten drei Minuten in Durchgang Eins um nochmal zu verkürzen, weshalb es mit einem Drei-Tore-Rückstand beim 11:14-Zwischenstand in die Halbzeitpause ging. Zu dem Zeitpunkt standen die Weichen Richtung Heimsieg des TSV Bayer Dormagen, der in einem fast ausverkauften TSV Bayer Sportcenter unter dem Motto "Merry Social Christmas" aufspielte. 2.270 Zuschauer und Zuschauerinnen hatten es in die Halle geschafft. Darunter befanden sich auch viele und lautstarke Fans der HSG, die den Gästeblock füllten. Lediglich eines von acht Heimspielen hatte der TSV bis zu diesem Zeitpunkt nicht für sich entscheiden können.
Nach dem Wechsel änderte sich zunächst erst einmal nichts am Tore-Abstand der beiden Teams blieb gleich. Bis zur vierzigsten Minute fielen die Tore abwechselnd und auch eine Zeitstrafe gegen Alexander Senden (36. Minute) half den Gästen nicht, den Abstand zu verkürzen. Christian Ole Simonsen parierte zudem auch schon seinen zweiten Siebenmeter; dieses Mal gegen Elmar Erlingsson und erst als Bandlow einnetze, Joshua Reuland ein technischer Fehler unterlief, im Gegenzug Zintel erneut traf und dann auch noch Ivan Budalic einen Siebenmeter gegen Strosack parierte, lag es an Kalafut zum 20:20 einzusetzen. Die erste Führung zum 22:21 erzielte dann Maximilian Lux wenige Minuten später. Doch diese hatte nur wenige Sekunden Bestand, da Schmidt prompt mit dem Treffer aufs leere Tor konterte. Davon abgesehen stand die Abwehr von Nordhorn zu diesem Zeitpunkt deutlich besser, verschob gut und machte es den Hausherren schwer zum Torerfolg zu kommen. Lux war es auch, der fünf Minuten vor Abpfiff erstmals die Zwei-Tore-Führung erzielte. Es folgte das Time Out von Julian Bauer und Boehnert war es, der wieder auf ein Tor verkürzen konnte, doch die HSG bewies Nervenstärke. Treffer von Frieder Bandlow und Tarek Marschall hielten die HSG in Führung. Auch ein letzter Angriff der Wiesel in den Schlusssekunden, in denen sie nochmal einen Kempa-Trick ansetzten, führte nicht mehr zum Erfolg. Das 27:28 war der Endstand, und die Spieler der HSG Nordhorn-Lingen auf der Platte sowie ihre treuen Anhänger und Anhängerinnen in der Fankurve feierten ausgelassen.
Die Statistik wies am Ende Maximilian Jaeger mit acht Treffern aus neun Versuchen und Frieder Bandlow, der ebenfalls achtmal einnetzte, als erfolgreichste Torschützen aus. Sören Steinhaus traf sechsmal für Dormagen. Beide Keeper kamen auf 16 Paraden. Simonsen hatte dabei eine 36%ige Haltequote, die von van der Merwe lag sogar bei 37%.
In der Pressekonferenz sprach Mark Bult zunächst von einem „tollen Spiel" für die Zuschauer, das sehr viel Tempo zu bieten gehabt habe. Am Ende habe seine Mannschaft auch ein bisschen mehr Glück „oder auch eine entscheidende Parade mehr" gehabt als Dormagen und die schwere Auswärtspartie „in dieser verrückten Liga" gewonnen. Schließlich lobte er noch die seit Jahren hervorragende Arbeit, die beim TSV geleistet werde. Ein enttäuschter Julian Bauer lobte seine Mannschaft insbesondere für die erste Halbzeit und nannte die zweite einen „Abnutzungskampf". Sein Team habe vor der Pause einen und danach „neun Durchbrüche" kassiert. Die Eins-gegen-Eins-Qualität der „abgezockten" HSG habe der TSV „nicht mehr gestoppt bekommen".
Für die Handballer beginnt nun die Winter- bzw. WM-Pause. Die Rückrunde der 2. HBL startet für die HSG Nordhorn-Lingen mit der längsten Auswärtsfahrt der Saison zur HSG Konstanz. Die Partie beim bislang noch punktlosen Tabellenschlusslicht findet am Freitag, den 7. Februar, um 20 Uhr statt. Das erste Heimspiel des neuen Jahres findet am Samstag, den 15. Februar, um 18 Uhr statt. Gegner in der EmslandArena wird GWD Minden sein.
Der Spielbericht wird präsentiert von BE-MOBIL.