HSG am Sonntag zu Gast bei Spitzenreiter Gummersbach

Auch VfL unter der Woche mit Niederlage

30.04.2022

Am Sonntag, den 1. Mai, tritt die HSG Nordhorn-Lingen um 16 Uhr in der Gummersbacher SCHWALBE arena zum Topspiel der 2. Handball-Bundesliga an. Unser Team will die beiden vergangenen Niederlagen in Rimpar sowie gegen Ferndorf vergessen machen und beweisen, dass es zu Recht weiterhin auf einem Aufstiegsplatz steht – und wo geht das besser als beim Tabellenführer? Die Reise ins Oberbergische wird erstmals seit dem Ende der Aufstiegssaison 2019 auch wieder ein vollbesetzter Fanbus antreten. Fahrt und Tickets sind für die HSG-Anhänger frei, welche sich ganz aufs Anfeuern und – hoffentlich – Jubeln konzentrieren können!

Am gestrigen Freitagabend zog der ASV Hamm-Westfalen mit einem 31:30-Auswärtssieg beim nächsten HSG-Gegner Hagen (ohne Vorlicek) in der Tabelle an unserer HSG vorbei. Pouya Norouzi war in der Schlusssekunde mit einem 7-Meter am Hammer Keeper gescheitert. Doch auf der anderen Seite gilt auch: Nicht nur Hamm hatte Anfang der Woche verloren (-7 in Bietigheim => drei Minuspunkte mehr als die HSG) , sondern auch Klassenprimus Gummersbach zog am Montagabend im Nachholspiel in Dessau überraschend den Kürzeren – darauf kommen wir noch zu sprechen! Übrigens mussten Gummersbach und Hamm vor drei Wochen noch gegeneinander ran: 3.000 Zuschauer sahen einen klaren +8-Heimsieg in der SCHWALBE arena.

Erst einmal die nackten Zahlen:

Der VfL steht mit 48:12 Punkten immer noch einsam an der Tabellenspitze. Nordhorn-Lingen (ein Spiel weniger; 40:18) und Hamm (39:21) folgen. Die Tordifferenz ist bei Gummersbach um mehr als 100 besser als bei beiden Verfolgern. Insbesondere die Trefferzahl ist in der Liga unerreicht, im Schnitt werfen die Oberbergischen den Ball 32-mal pro Spiel ins gegnerische Tor (HSG: 27). In der Defensive sieht es etwas anders aus: Der VfL fängt sich durchschnittlich 27,5 Gegentreffer, die HSG dagegen nur knapp 26 (Ligabestwert – übrigens vor Bayer Dormagen!).

Vor der schon angesprochenen Niederlage am Montag in Dessau (s. u.) gewann Gummersbach neunmal nacheinander. Allein das Auftaktspiel im Jahr 2022 in Lübeck ging vorher verloren, genauso wie in der Hinrunde die Matches in Rimpar, Ludwigshafen, Hagen und Rostock. Zu Hause ist die Weste dagegen noch blütenweiß.

Ende November siegte der VfL auch in der EmslandArena mit 28:22. Dieser Erfolg war verdient, fiel gleichwohl um einige Tore zu hoch aus. Ivanisevic hielt 14 Bälle, vorn waren Pregler (6) und Blohme (5) am erfolgreichsten, auf der Gegenseite Torbrügge (4) und Weber (4/3). Schon Mitte Dezember trafen beide Mannschaften im Pokal wieder aufeinander. Nach kurzfristigen Corona-Ausfällen gab es für die personell arg geschwächte HSG dort nichts zu holen, am Ende siegte der Gastgeber mit voller Kapelle deutlich (38:26). Der inzwischen verletzte Isländer Styrmisson traf 7-mal.

Bevor wir auf einige aktuelle News aus dem Lager unseres Gegners eingehen, ist hier nur ein kurzer Abriss seiner ruhmreichen Vergangenheit: 

Der VfL Gummersbach gehört zweifellos zu den traditions- und erfolgreichsten Handballklubs Deutschlands: siehe 12 Meisterschaften, 5 Erfolge im Pokal sowie 13 internationale Titel. Der VfL war Gründungsmitglied der Bundesliga und lange der einzige Verein, der ununterbrochen dem Oberhaus angehörte. Kein Geringerer als Heiner Brand war hier mehr als 20 Jahre als Spieler und anschließend sechs Jahre als Trainer aktiv.

In den 80er-Jahren war der VfL Gummersbach neben Essen und Großwallstadt die stärkste Mannschaft in Deutschland. Ende der 90er wurden erstmals finanzielle Probleme bekannt. Von da an konnte ein drohendes finanzielles Ende des Clubs mehrmals nur knapp verhindert werden. Doch der VfL erreichte eine finanzielle Konsolidierung und konnte vor gut zehn Jahren – insbesondere international – auch wieder Titelgewinne feiern.

Seit den 10er-Jahren zogen erneut dunklere Wolken am Gummersbacher Himmel auf, und nachdem es 2017 und 18 schon sehr knapp gewesen war, stieg der VfL am letzten Spieltag der Saison 2018/19 erstmals aus der Bundesliga ab. Es folgte in der abgebrochenen Spielzeit 19/20 Rang 4, bevor im Sommer 2020 der ehemalige isländische Weltklassespieler Isländer Guðjón Valur Sigurðsson das Traineramt bei den Oberbergischen übernahm. 

Mit neuem Coach landete das Team zuletzt auf dem undankbaren dritten Rang. Die Zielvorgabe für 2021/22 konnte nur heißen, wieder oben mitzuspielen und den Wiederaufstieg zu schaffen. Zum Team stießen internationale Neuzugänge wie der Tscheche Zeman, die Keeper Ivanisevic (Serbien) und Nagy (Ungarn), der Pole Dzalakiewicz sowie der Isländer Styrmisson. Der junge Ole Pregler kam aus Melsungen, der Portugiese da Rocha Viana stieß aus der eigenen Handball-Akademie (!) zum Zweitligateam. Diese bildet seit 2005 junge Handballtalente aus. Fast alle der hier genannten Gummersbacher Neuen haben eingeschlagen und gehören heute zum Stamm der Mannschaft.

Auch interessant: Obwohl der VfL die mit Abstand meisten Treffer in der Liga erzielt hat, findet sich kein Spieler in der Top-20 der Torschützenliste. Intern liegt der deutsche Nationalspieler und Rückraumshooter Julian Köster vorn (131) – zum Vergleich: Georg Pöhle steht bei 159/18 Treffern. Es folgen Rechtaußen Lukas Blohme (124/19) und der 36-jährige Österreicher Janko Bozovic (Rückraum rechts; 124/50), dessen Vertrag im Übrigen nicht verlängert wird. Wir nennen hier noch den isländischen Kreisläufer Vidarsson (86) und Ole Pregler (Rückraum, 83). Linksaußen und Trainer-Landsmann Styrmisson (76) fällt seit Weihnachten mit einem Kreuzbandriss aus.

Für die nächste Saison konnte mit dem Zugang von Dominik Mappes aus Hüttenberg bereits ein Transfercoup vermeldet werden, zudem kommen der Niederländer Tom Jansen aus Großwallstadt sowie Tilen Kodrin aus Celje/Slowenien.

Und damit noch einmal zu der jüngsten Niederlage des VfL, die wieder gezeigt hat, dass Gummersbach in dieser ohnehin so starken und ausgeglichenen Liga eben doch schlagbar ist. Beim Dessau-Roßlauer HV führte der Tabellenführer zur Halbzeit noch mit 20:16 und später sogar mit 29:24 – bevor der Außenseiter aufkam und die Partie tatsächlich noch drehte. Köster (7) und Blohme (7/2) warfen die meisten Tore gegen die „Beavers“, letztlich scheiterten sie und ihre Mitspieler jedoch auch allzu häufig an Dessaus Keeper Ambrosius, der nach der Pause ins Spiel kam und in 22 Minuten 9 Paraden zeigte (47 %).

Also dann: Exzellente Keeper haben wir auch, unsere Abwehr steht regelmäßig ausgezeichnet. Und wenn wir nun auch wieder Lösungen im Angriff finden, dann sind wir für Sonntag guten Mutes: Zusammen ein Ziel!