Die HSG Nordhorn-Lingen hat ihre Partie des 28. Spieltags gegen den VfL Lübeck-Schwartau vor 2.160 Handballfans mit 31:34 verloren. Nach einer miserablen ersten Halbzeit war die Hypothek in den zweiten dreißig Minuten zu groß, um noch die Wende herbeizuführen. Deshalb muss sich der Blick der Rot-Weißen in der denkbar engen Tabelle der 2. HBL zunehmend nach unten richten. Denn aus den letzten sieben Begegnungen steht nur ein Sieg zu Buche. Vorläufig rutscht die HSG mit nun 28:26 Zählern auf Platz 7. Lübeck-Schwartau hat jetzt 25:31 Punkte und klettert zumindest bis zum Samstag auf Platz 13.
Bei der HSG fehlte heute neben den seit Längerem verletzten Firnhaber und Kalafut auch der angeschlagene Georg Pöhle. Alle drei unterstützten ihr Team von der Seitenlinie aus. Auf der anderen Seite konnte mit dem verletzten Paul Skorupa der Abwehrchef der sehr jungen Gästemannschaft ebenfalls nicht mitspielen. Im wie immer sehr stimmungsvollen Euregium war auch eine größere Gruppe VfL-Anhänger von Beginn an sicht- und hörbar. Der Fanbus des Traditionsclubs war schon kurz nach Mittag im 340 km entfernten Lübeck gestartet.
Die Gastgeber begannen offensiv mit van der Merwe, Jaeger, Lux, Sajenev, Bandlow sowie Erlingsson und Zintel. Letzterer tauschte im Abwehr-Angriff-Wechsel mit Sokolic. Doch von Anfang an lief es nur für die Gäste gut, die sich direkt mit mehreren Toren Vorsprung absetzten. Das erste Feldtor gelang der HSG erst in der 12. Spielminute zum 2:4. Allein van der Merwe hielt seine Mannschaft einigermaßen in der Partie, indem er zum Beispiel gleich die ersten zwei Strafwürfe parierte. Doch auch VfL-Keeper Conrad zeigte ein ums andere Mal sein Können. Wenn er denn überhaupt eingreifen musste, denn allzu häufig leisteten sich die Rot-Weißen technische Fehler und vermeidbare Ballverluste.
Beim 2:6 betrug der Rückstand vier Tore, und als Mark Bult in der 19. Minute den Auszeit-Buzzer betätigte, stand es bereits 4:10. Lübeck-Schwartau hatte gerade einen 4:0-Lauf hingelegt und setzte sogar noch einen Treffer drauf. Auffällig, dass Topscorer Schrader bis dahin noch gar nicht unter den Torschützen war. Das übernahmen heute andere, allen voran der immer wieder freigespielte junge Kreisläufer Heinemann. Beim 9:13 war die HSG wieder in Sichtweite, doch den sehr variabel spielenden Gästen gelang es immer wieder, Chancen zu kreieren und zu nutzen. Abermals erzielten sie drei Tore nacheinander. Der Treffer zum 9:16 fiel dabei ins leere Tor, als die HSG mit Sieben gegen Sechs angriff (27.).
Symptomatisch dann die letzte halbe Minute vor der Pause: Per Kempa-Trick stellte der Gast auf 12:18, auf der Gegenseite hielt Dreyer bravourös, und dann handelte sich Bauer auch noch eine Zeitstrafe ein. Zu diesem Zeitpunkt war der Kreisläufer bester Feldtorschütze der Gastgeber (3), Bandlow stand bei 5/4 Treffern. Und die Fans der Rot-Weißen hofften darauf, dass Mark Bult, der schon früh Bauer für Sajenev gebracht und auch den gut aufgelegten Marschall aufs Parkett geschickt hatte, seinen Jungs in der HSG-Kabine noch Ideen für die zweite Halbzeit mitgeben konnte.
Die begann zwar mit dem Ausbau der Gästeführung auf 15:22, doch nun wurde endlich auch von der HSG Handball gespielt. Erlingsson erzielte sein viertes Tor zum 21:25 (40.). Der ins Tor gerückte Budalic parierte gleich zwei Siebenmeter und Sajenev verkürzte mit der Rückhand auf 23:26 (44.). Die HSG, die in der Offensive einmal mehr vom lange kaum zu haltenden Bandlow angeführt wurde, hatte in der Folgezeit mehrmals die Chance, auf -2 zu verkürzen. Doch der zweite VfL-Keeper Dreyer hatte etwas dagegen und auch zwei Zeitstrafen gegen Sokolic spielten den Gästen in die Karten. Als es 27:30 stand, kam es zu einer Schlüsselszene: Bei Erlingssons Durchbruch blieb die Pfeife der Referees stumm, und im Tempogegenstoß erhöhte der Gast wieder auf +4 (54.)
Angetrieben vom großartigen Publikum, probierte Nordhorn-Lingen alles und stellte auf eine offensive Deckung um. Im vierten Versuch gelang es dann auch endlich, den Rückstand auf zwei Tore zu verkürzen: 29:31. Doch die junge Gästemannschaft hielt dagegen und brachte den Auswärtssieg ins Ziel. Am Ende hieß es 31:34. Bandlow hatte bei einer Quote von 100 % 13/7 Treffer erzielt, teamintern folgten ihm Marschall (5) und Erlingsson (4). Bei den Gästen ragte Kreisläufer Heinemann mit neun Toren heraus, Rechtsaußen Holzhacker traf fünfmal.
In der PK sprach VfL-Coach David Röhrig einmal mehr von einer „verrückten Liga". Dass sein Team die ganze Zeit über geführt und letztlich gewonnen habe, bezeichnete er als „größte Überraschung". Gerade in den ersten zwanzig Minuten habe seine Abwehr eine sehr starke Leistung gezeigt und sein Angriff „ein fast perfektes Spiel" gemacht. Als im Verlauf der Partie Bandlow aufgedreht und sich später Marschall und Erlingsson in Szene setzten, habe seine Offensive weiter geliefert und sein Team am Ende „auch das Quäntchen Glück gehabt". Mark Bult sparte zunächst nicht mit Kritik: „So wie wir in den ersten zwanzig Minuten darfst du zu Hause nicht auftreten." Seine Mannschaft habe einen guten Matchplan gehabt, doch der Gegner habe mehr Willen gezeigt, die Partie zu gewinnen. 31 eigene Tore sprächen auch dafür, einige Sachen gut gemacht zu haben, doch das eigene allzu oft nicht konsequente und fehlerhafte Spiel sei von Lübeck gnadenlos bestraft worden. Nun gelte es, für die nächste schwere Begegnung in Ferndorf mental bereit zu sein.
Weiter geht es für die HSG erst am Montag, den 28. April. Dann steigt die Partie beim TuS Ferndorf, der heute bei den Eulen Ludwigshafen mit 31:26 gewann und mit nunmehr 27:29 Punkten zumindest vorübergehend auf Platz 9 der Tabelle rangiert. Und damit trotz der Niederlage auch von dieser Stelle aus: Frohe Ostern!