Hamm-Bezwinger HC Elbflorenz am Sonntag zu Gast im Euregium

02.04.2022

Nach der klaren Niederlage in Bietigheim erwartet unsere HSG Nordhorn-Lingen die nächste knifflige Aufgabe. Der Tabellen-Sechste HC Elbflorenz tritt am Sonntag um 17 Uhr im Euregium an. Und damit rein in den Gegner-Check ...

So einen coolen Spitznamen haben die Städte Nordhorn und Lingen leider nicht, und wir geben es zu: HC Elbflorenz klingt schon gediegener als einfach HC Dresden. Wie auch immer: Die Gäste aus der 600 km entfernten sächsischen Landeshauptstadt reisen an.

Zurück zum „Florenz an der Elbe“: Als in Dresden 2006 ein Handballclub gegründet wurde, griffen die Verantwortlichen auf diese 200 Jahre alte Betitelung zurück. Seither heißt der Verein HC Elbflorenz, startete seinerzeit in der Oberliga und spielt seit 2017 in der 2. Handball-Bundesliga.

Dort ging es zunächst dreimal gegen den Abstieg, bevor es in der abgelaufenen Saison in der Tabelle nach oben ging. Die Spielzeit 20/21 wurde auf einem starken vierten Rang abgeschlossen, sozusagen als „Best of the Rest“, denn die Aufsteiger Hamburg und N-Lübbecke sowie Gummersbach waren am Ende dann doch deutlich voraus.

Vor der aktuellen Saison gab es keine Runderneuerung im eingespielten Dresdner Kader, der stattdessen gezielt ergänzt wurde. Die meisten Stammkräfte wurden gehalten. Zu nennen sind neben Julius Dierberg (90/15), Nils Kretschmer (88/23) und dem Litauer Mindaugas (88) insbesondere Lukas Wucherpfennig und Sebastian Greß, die 2020/21 beide zur Top 10 in der Torschützenliste der Zweiten Liga gehörten.

Rechtsaußen Wucherpfennig (84/35) und Rückraumshooter Greß (118) gehören bis dato auch schon wieder zu den treffsichersten Dresdnern. Letzterer hat im Winter bereits bis 2026 verlängert, Wucherpfennig bis 2024, was für den Vertrag des knapp 36-jährigen Torhüters und Kapitäns Mario Huhnstock nicht gilt. Dafür verpflichtete der Club mit Marino Mallwitz von den Rimpar Wölfen hochkarätigen Ersatz ab Sommer.

Vor der Saison wurden die Sachsen als Anwärter auf einen der oberen Plätze gehandelt. Das gilt zwar in dieser Zweiten Liga für viele Mannschaften, doch auch die Dresdner selbst formulierten das Ziel, wenigstens wieder Platz 4 in Angriff zu nehmen. Aktuell werden sie diesem Anspruch noch nicht ganz gerecht – doch sie nähern sich an (siehe unten).

Wir schauen zunächst noch einmal auf das Hinspiel. Ende Oktober gab die HSG Nordhorn-Lingen ihre Visitenkarte in Dresden ab – und es sollte ein denkwürdiges Spiel werden.

Beim Gastgeber fehlten einige Akteure und Cheftrainer Rico Göde wegen Corona. Und der Spielfilm der Partie erzählt sich zunächst wie folgt: 1:4 für die HSG, auch noch 4:7, doch dann 10:9 für Dresden, und zur Halbzeit 13:11. Spiel gedreht – erst einmal ...

Kurz nach der Halbzeit kommt es noch schlimmer für unser Team, als sein bis dato bester Torschütze Georg Pöhle die Rote Karte sieht. Und das vor den Augen seines Fanclubs aus seiner Heimat! Der BSV Grün-Weiß Finsterwalde ist – wie schon öfter bei Auswärtsspielen im Osten der Republik – mit einer großen Abordnung von rund 70 Personen in der Halle und unterstützt Georg und seine Mannschaftskameraden lautstark. Großartig!

Das Spiel läuft indes weiter in Richtung der ersatzgeschwächten Gastgeber. 17:14, auch noch 19:16, doch das ist mitnichten eine Vorentscheidung. 22:22 zehn Minuten vor Schluss, dann Rote Karte für Dresden und trotzdem 24:22. In dieser dramatischen Phase mit 7-Metern auf beiden Seiten geht die HSG mit 25:26 in Führung, fängt sich den neuerlichen Ausgleich und nimmt 18 Sekunden vor Schluss die Auszeit. Der Angriff läuft, landet am Kreis und wird von Nils Torbrügge nahezu in der Schlusssekunde verwandelt. Unsere Nr. 3 hat drei der letzten fünf Treffer erzielt. Der Rest ist Jubel! Und die Elbflorenz-Homepage schreibt: „Maximal gekämpft! Maximal stolz! Maximal bitter!“. So kann Handball sein.

Aktuell befindet sich der HC Elbflorenz im vorderen Mittelfeld der Tabelle mit Blickrichtung nach oben, genauer gesagt auf Platz 6. Das Jahr 2022 hatte mit einer Niederlage gegen das wiedererstarkte Lübeck-Schwartau und einem dramatischen Unentschieden in Emsdetten begonnen (Buzzer-Beater für Dresden). Es folgten ein knapper Sieg gegen Großwallstadt, eine deutliche Niederlage in Essen und ein Remis gegen Hüttenberg (nebenbei: schon fünf Unentschieden).

Das Auf und Ab mit positiver Tendenz fand seinen vorläufigen Abschluss beim klaren +8-Sieg in Rostock (13 Tore durch Linksaußen Dierberg!), bevor auch im Derby gegen Aue zwei Punkte eingefahren werden konnten (+3). „Es war von der Stimmung her das beste Spiel, was ich hier je erlebt habe“, sagte der scheidende HC-Torhüter Mario Huhnstock nach dieser Partie. Er selbst hatte mit 15 Paraden (50 %) maßgeblich dazu beigetragen, der Litauer Dumcius die meisten Tore geworfen (7).

Vor dem Spiel in Nordhorn standen noch eine Auswärtspartie in Dormagen sowie ein Heimspiel gegen Hamm-Westfalen auf dem Programm. Beim Schlusslicht setzte es am Freitag vor acht Tagen eine unerwartete -6-Niederlage. Auf der eigenen Homepage ist von einer „katastrophalen“ Leistung der Dresdner die Rede („von vorn bis hinten keine Chance“). Der schon erwähnte Nils Kretschmer (7/3) wird hier als einer der wenigen Lichtblicke genannt.

Tja, und fünf Tage später? Da besiegte der HC Elbflorenz den Tabellen-Dritten aus Hamm mit 33:28: „Der HC zeigte eine Reaktion auf das letzte Spiel, die besser nicht hätte ausfallen können.“ Angeführt von Spielmacher Greß spielten die Gastgeber sehr variabel und waren von allen Positionen aus erfolgreich. Und schließlich: „Am Ende gewann der HC verdient und unerwartet souverän mit 33:28.“ Neben Greß wird Linksaußen Dierberg (7/3) als in diesem Spiel auffälligster Akteur der Sachsen bezeichnet.

Wir sind gespannt! Und zum Abschluss noch ein Fun-Fact am Rande: Der HC Elbflorenz hat wie die HSG Nordhorn-Lingen einen Tiger als Maskottchen. Wollen wir doch mal sehen, wer nach der Partie im Euregium noch Lust aufs Brüllen hat – „Florenz“ oder „Tiga“!?