Nach dem Engagement von Tim Diekmann zum 1. August stellt sich die HSG Nordhorn-Lingen im Bereich Marketing und Vertrieb nun noch breiter auf. Der Emlichheimer Hendrik Pollex wird sich mit all seiner jahrzehntelangen beruflichen Erfahrung ab sofort an der Seite von Geschäftsführer Matthias Stroot und seinem Team für die Belange der HSG einsetzen. Im Interview erwies sich der 66-Jährige als wahrer Tausendsassa – universell begabt, hochmotiviert, regional tief verwurzelt und handballbegeistert.
Hallo Hendrik, erkläre uns zunächst einmal: Was ist im Moment noch dein Beruf, in welchem Bereich und für wen bist du tätig?
„Ich bin gelernter Maschinenbauer, doch seit Jahrzehnten in der Energiebranche tätig. Sehr lange habe ich für Energieversorger in der freien Wirtschaft gearbeitet und so auch schon viele Kontakte in Europa und insbesondere nach Brüssel geknüpft. Bereits seit Jahren kümmere ich mich nun für den Verband Europäischer Fernleitungsnetzbetreiber (kurz: ENTSO-G) um die Versorgungssicherheit mit Gas in Europa. Die ENTSO-G hat ihren Sitz in Brüssel und arbeitet zum Beispiel mit der EU-Kommission zusammen. Somit bin ich eine Art Unternehmensberater für EU-Behörden und dafür zuständig, den Handel mit Erdgas zu koordinieren und zu erleichtern, was mit dem Ukraine-Krieg natürlich nochmal viel schwieriger geworden ist."
Arbeitest du zu Hause in Emlichheim oder in Brüssel?
„Beides. Im Jahr 2020 habe ich mich selbstständig gemacht, und die Beratertätigkeit ist ein Vollzeitjob, für den ich in Telefonkonferenzen und Online-Meetings zu Hause arbeiten kann, aber auch sehr oft nach Brüssel fahre. Doch mein Vertrag läuft Ende des Jahres aus, sodass ich dann ständig hier vor Ort sein werde."
Stichwort „vor Ort": Was verbindet dich mit deiner Heimat?
„Ich stamme aus Emlichheim-Weusten. Das liegt ganz nah an der niederländischen Grenze, sodass wir oft auch auf der anderen Seite waren. Lange haben wir mit unserer Familie dann in Vechta gelebt, doch schon im Jahr 2000 hat es uns zurück nach Emlichheim gezogen. Man sagt ja, dass Grafschafter ganz tiefe Wurzeln haben, und das trifft auch auf mich zu. Hier fühlen wir uns wohl."
Und hier warst und bist du auch im Ehrenamt aktiv – erzähl mal.
„Ich stamme aus einer sozial eher schwächeren Schicht. Wir waren früher auf Leute angewiesen, die an uns glaubten – und die gab es. Somit wollte ich immer auch etwas zurückgeben. Ich habe mich – schon in der Vechtaer Zeit – 35 Jahre lang im Tennissport engagiert und schwinge natürlich auch selbst noch den Schläger. Mit dem TC Emlichheim sind wir gerade in die Oberliga aufgestiegen."
Was hat es denn mit deiner Liebe zum Handball auf sich?
„Früher habe ich in erster Linie Fußball gespielt, in Holland als Torwart sogar in der 3. Liga. Doch auch beim Handball haben sie mich zum Beispiel in der Schulauswahl ins Tor gestellt. Aber, dass die Schützen bis zu einen Meter an mich herankamen – das hat mir nicht so gelegen (lacht). Was ich an dem Sport auf jeden Fall liebe, ist, dass ständig etwas passiert. Und ich finde es gut, wie die Spieler miteinander umgehen, da gibt es kein Lamentieren, keine Allüren."
Und deine Verbindung zur HSG, für die du ja seit vielen Jahren eine Dauerkarte hast?
„Schon seit den 90ern verfolge ich die HSG genau und dachte seinerzeit schon: Da tut sich was in Nordhorn. Und so kam es dann ja auch. Unsere Tochter Saskia hat mich bereits als junges Mädchen in den frühen Erstligazeiten zu den Heimspielen begleitet, um dann später als Physiotherapeutin für die Mannschaft tätig zu sein. Wie meine Frau kommt sie auch heute noch gern mit in die Halle, die Handball-Leidenschaft teilen wir alle."
Wie ist es denn zur Zusammenarbeit mit der HSG im Bereich Marketing und Vertrieb gekommen, die nun beginnt?
„Als ich mitbekam, dass der Verein sich in dem Bereich noch breiter aufstellen und weiter professionalisieren will, kam bald eins zum anderen. Wir haben Gespräche geführt und sind uns schnell einig geworden. Bis zum Jahresende bin ich auch noch in Brüssel verpflichtet, die Arbeit beginnt also erstmal mit einer ‚Reinschnupperphase'. Doch danach bin ich nicht mehr termingebunden und stelle meine Zeit sehr gern der HSG zur Verfügung."
Was sind deine besonderen Kompetenzen und welche Ziele hast du im Blick?
„Ich bin ein Visionär und möchte mit meiner Arbeit, mit meiner Erfahrung und mit meinen Kontakten in Deutschland, den Niederlanden und darüber hinaus dabei helfen, dass es mit der HSG stetig nach oben geht. Mittelfristig möchte ich die Gänsehaut miterleben, den Aufstieg in die Handball-Bundesliga zu feiern. Dafür muss natürlich gerade jetzt einiges zusammenwachsen. Ich halte mich für einen ganz guten Mediator und Moderator und möchte zum Erfolg beitragen – auch mit meinem Talent, mit Menschen umzugehen."
Wie hast du von deinem Sitzplatz hinter den Trainerbänken das erste Saisonspiel erlebt?
„Sehr, sehr positiv. Vorher war ich sehr nervös, denn als Teil des Teams, der ich jetzt bin, habe ich das Spiel zum ersten Mal mit anderen Augen gesehen. Und in den ersten drei Minuten fiel ja auch gar kein Tor – doch dann bis zur Halbzeit noch zwanzig! Nach der Halbzeit hat dann nicht mehr alles perfekt geklappt, doch in dieser Liga das erste Spiel mit zwölf Toren Unterschied zu gewinnen, das musst du erstmal schaffen."
Lieber Hendrik, herzlich willkommen im Team hinter dem Team der HSG Nordhorn-Lingen. Wir wünschen dir von Herzen viel Freude und Erfolg in deiner neuen Tätigkeit!