Flensburg-Handewitt als Zweiter nach Nordhorn

19.06.2021

Kleiner Paukenschlag an der HBL-Tabellenspitze am Donnerstagabend: Während Kiel seine Hausaufgaben gegen Göppingen souverän erledigte (+8), unterlag der bisherige Tabellenführer Flensburg zu Hause gegen die Füchse Berlin mit 29:33 – die erste Heimniederlage nach 55 Spielen. Damit ist aus dem 1-Punkt-Vorsprung nun ein -1-Rückstand geworden. Kiel spielt noch bei den Eulen, gegen Lemgo und bei den RN-Löwen. Flensburg dagegen tritt noch in Nordhorn, in Erlangen und gegen Balingen an. Tja, wer wird Meister?

Meister kann die HSG Nordhorn-Lingen erst in der nächsten Saison wieder werden – wenngleich eine Etage tiefer. So weit ist es aber noch nicht, obwohl die Vorbereitungen für die kommende Spielzeit in der starken und durchaus attraktiven Zweiten Liga natürlich längst auf Hochtouren laufen. Bis dahin möchte sich unsere Mannschaft anständig, mit erhobenem Haupt und nicht zuletzt auch erfolgreich aus der Handball-Beletage verabschieden.

Eine insgesamt solide Leistung unter Aufbietung des größtmöglichen Einsatzes war dem Kubes-Team auch am Mittwochabend zu bescheinigen. Gereicht hatte es leider nicht. Im Backofen der Firma Euregium hieß es am Ende 26:29 gegen die insgesamt einen Tick besseren Stuttgarter. Und damit zum Sonntagnachmittag und unserem nächsten Gegner, der SG Flensburg-Handewitt:

Zugegeben – manchmal fällt es dem Chronisten gar nicht so leicht, interessante Fakten für den Vorbericht zusammenzustellen. Aber bei Flensburg? Wo ist da der Anfang? Ein Versuch: Champions-League-Sieger 2014, 3 x Deutscher Meister, zuletzt 2018 und 2019, 4 x Pokalsieger, zuletzt 2015. Die abgebrochene Spielzeit 2019/20 beendeten die Blau-Weiß-Roten auf Platz 2 – hinter dem ewigen schleswig-holsteinischen Rivalen THW Kiel.

In der nun zu Ende gehenden Saison sah es lange Zeit top aus. Zur guten Performance der Flensburger gehörte auch ihr 33:26-Sieg gegen unsere HSG am 2. Spieltag. In diesem Match hatte unser Team in der 14. Minute mit 9:6 geführt. Dann riss der Faden und der Gastgeber legte einen 9:0-Lauf hin. In der Halbzeit hieß es 14:18 aus unserer Sicht. Der Slowene Pelko hatte bis dahin bereits achtmal getroffen – dieser Spieler war jedoch nur bis zum Jahresende verpflichtet worden. Nach der Pause fuhr die SG den Sieg gegen die HSG relativ sicher nach Hause, am Ende hieß es 33:26. Aus dem aktuellen Flensburger Kader war neben Keeper Buric (17 Paraden) der Norweger Sogard am erfolgreichsten (6), für unsere Roten (damals in Blau) trafen Mickal (5/3) und Weber (5/1) am häufigsten.

Bis zum Saisonfinale gab es Punktverluste nur im Oktober in Kiel (N), im Dezember bei den RN-Löwen (U), im Februar gegen Lemgo (U) sowie Anfang Mai in Göppingen (U). Darüber hinaus war es des Öfteren durchaus knapp – so schrammte z. B. TuSEM Essen Mitte April gegen den Favoriten haarscharf an der Sensation vorbei, erst ein 7-Meter Sekunden vor Schluss rettete den Sieg für Flensburg.

Mitte Mai musste dann das Ausscheiden im Champions-League-Viertelfinale verdaut werden. Nach einem -5 im Hinspiel war das +4 im Rückspiel gegen den dänischen Meister Aalborg zu wenig. Zudem verletzte sich hier der bosnische Stammtorwart Benjamin Buric. Es folgte zwar der höchste Saisonsieg gegen Melsungen, doch nach dem zweiten Unentschieden gegen die RN-Löwen Ende Mai drohte die SG den THW an der Spitze aus den Augen zu verlieren.

Kurz darauf war Flensburg wieder in den Schlagzeilen, denn der einstige Welthandballer Henning Fritz (Magdeburg, Kiel, RN-Löwen) kehrte neun Jahre nach seinem Karriereende als Alternative für den Norweger Torbjoern Bergerud ins Tor zurück, um der SG im Meisterschaftsrennen zu helfen – er blieb jedoch zunächst ohne Einsatz.

Für Flensburg folgten Siege in Lemgo, gegen Magdeburg und Hannover. Und als Kiel vor zehn Tagen in Magdeburg verlor, war die SG wieder Erster. Das galt natürlich auch noch nach dem Heimsieg gegen Stuttgart – aber eben nur bis zum Donnerstagabend, als die Füchse die Flens-Arena stürmten (siehe oben). Wie konnte das passieren?

In Kurzform: Es ging heiß her vor 2.300 Zuschauern in Flensburg. Erst +3 für die Füchse, dann +4 für Flensburg, in der Halbzeit 15:14 für den Gastgeber. Nach der Pause kippte die Partie zugunsten der Gäste, welche die letzten 15 Minuten mit 11:5 für sich entschieden und am Ende mit 33:29 gewannen. Der Däne Lasse Svan (7) und der Schwede Hampus Wanne (7/2) hatten am Ende die meisten SG-Treffer erzielt. Henning Fritz hatte zumindest für zwei 7-Meter wieder im Tor gestanden, die er jedoch nicht abwehren konnte. So kassierte das Team von Trainer Maik Machulla ihre erste Heimniederlage seit Dezember 2017. Remember? Machulla hatte zwischen 2002 und 2010 das Trikot der HSG Nordhorn getragen.

Von dem Donnerstagspiel abgesehen – aus dem großartigen Kader ragen besonders die folgenden Spieler heraus: Der schon genannte Hampus Wanne (Schweden, Linkaußen, 204/83 Tore), Jim Gottfridsson (Schweden, Rückraum, 167/15), Johannes Golla (Kreisläufer, 122). Weitere wären zu nennen ...

Aber wir wollen sehen, wen wir am Sonntagabend „nennen“! Vielleicht ja wieder Robert Weber, der – ihr habt es mitbekommen – seit Mittwoch Platz 5 in der Ewigen Torschützenliste belegt (2.435 Teffer). Vor Holger Glandorf, dem langjährigen ehemaligen Nordhorner und – ja, genau – Flensburger! Nebenbei: Vor ihm liegen der noch aktive Berliner Hans Lindberg (am Donnerstag gegen Flensburg elf Tore!), Jochen Fraatz, Lars Christiansen und auf Platz 1 der Südkoreaner Kyung-Shin Yoon.

Freuen wir uns gemeinsam auf den Sonntagnachmittag. Dass unser Team wieder alles reinhauen wird, dürfte sicher sein. Was am Ende dabei herauskommt ... Auf geht’s, Jungs!