Es schien, als steckte die weite Aufwärtsfahrt nach Aschaffenburg der ganzen Mannschaft noch in den Knochen, als der Pfiff zum Anwurf fiel. Die HSG verpasste den Spielstart komplett, sechs Tore Differenz für Großwallstadt in der ersten Halbzeit war der höchste Abstand, den das Spiel am Sonntagabend hergab. Nach einem 13:8 Pausenrückstand fand das Team von Mark Bult in den zweiten dreißig Minuten jedoch wesentlich besser ins Spiel und hätte zum Schluss auch einen oder mehr Punkte mitnehmen können. Björn Zintel vergab jedoch Sekunden vor Abpfiff den letzten Wurf und so endete die Partie in einem knappen 24:23-Sieg für Hausherren und die Erfolgsserie der HSG Nordhorn-Lingen stoppte in Aschaffenburg. Auswirkungen auf die Tabellensituation hat die Niederlage jedoch nicht, die HSG steht nach wie vor mit 24:18 Punkten auf dem sechsten Tabellenplatz.
Beim TV Großwallstadt waren mit Patrick Gempp und Maximilian Horner zwei Schlüsselspieler kurzfristig ausgefallen. Die HSG, welche die 400 Kilometer zum Spielort erst am Sonntag zurückgelegt hatte, trat mit dem erwarteten Aufgebot an. In der Linde MH Arena von Aschaffenburg, wo der TVG in dieser Saison zum ersten Mal spielte, begann der Gast mit van der Merwe, Zintel, Jaeger, Sajenev, Pöhle, Lux und dem Ex-Großwallstädter Bandlow.
Die erste Halbzeit war für die HSG womöglich die schwächste seit Monaten. Von Anfang an Beginn an dominierten die Gastgeber und die HSG fand wenig Lösungen gegen die defensiv stehende, sehr aggressive 6:0-Deckung. Früh führten die Blau-Weißen mit 4:1 und bauten den Vorsprung über 6:2 (13. Minute) und 10:6 (23. Minute) kurz vor der Pause sogar auf sechs Tore aus. Den letzten Treffer vorm Halbzeitpfiff erzielte Maximilian Lux zum 13:8, bevor es für beide Teams in die Kabine ging. TVG-Keeper Jan Steffen Minerva stand zu dem Zeitpunkt nach zwölf Paraden bei einer 63%igen Haltequote. Dabei hatte Nordhorn-Lingen offensiv durchaus Lösungen gefunden, sich gute Chancen und frei Würfe erarbeitet. Doch Minerva, der auch die ersten beiden Siebenmeter parierte, schien sich buchstäblich in den Köpfen der Männer von Mark Bult zu befinden. Der Torhütervorteil lag in der ersten Halbzeit also auf Gästeseite, van der Merwe stand parallel bei zwei Paraden.
Der, bereits zum Ende der ersten Halbzeit eingewechselte Tarek Marschall, drückte dem Angriffsspiel der HSG auch im zweiten Durchlauf mehr und mehr seinen Stempel auf und zwang den TVG bald dazu, die Abwehr umzustellen. Trotz der 5:1-Deckung, die HSG brachte den Vorsprung Stück für Stück zum Schmelzen. Ein 3:0-Lauf angefangen in der 41. Minute von Marschall und zweimal Zintel sorgte für den 17:17-Ausgleich.
Kurz darauf bekam Georg Pöhle seine dritte Zeitstrafe, was seine Hinausstellung bedeutete. Sokolic rückte in die Verteidigung. Gleichwohl war die HSG nun am Drücker und ging durch Marschall erstmals mit 18:19 in Führung und bauten diese bis zur 53. Minute sogar 20:22 aus; dies war die höchste HSG-Führung in diesem Spiel. Als Konsequenz folgte das Team Time Out der Gastgeber, denen daraufhin drei Tore nacheinander gelangen. Dagegen riss der Faden bei der HSG, der nun entscheidende Ballverluste und Fehlwürfe unterliefen. Allein Bandlow traf noch einmal per Strafwurf zum Ausgleich, doch das letzte Tor war den Gastgebern vorbehalten. Florian Eisenträger gelang in der Schlussminute ebenfalls per Siebenmeter der Siegtreffer. Die letzten fünfzig Sekunden, in denen die HSG nochmal in Ballbesitz war, waren leider nicht mehr von Erfolg gekrönt.
In der Tor-Statistik standen am Ende der 20-jährige Rückraumspieler Tobias Buck vom TVG sowie Tarek Marschall und Frieder Bandlow mit sechs Treffern an der Spitze. Kristian van der Merwe steigerte seine Torhüterleistung in der zweiten Halbzeit enorm und kam auf insgesamt zwölf Paraden mit einer Haltequote von 34%. Sein Gegenüber Minerva konnte zwar nicht an die Performance der ersten Hälfte anknüpfen, landete jedoch bei einer, immer noch hervorragenden Quote von 44%. Der zur Crunchtime eingewechselte Julian Buchele wehrte vier von acht Versuchen ab.
Ein enttäuschter Frieder Bandlow meinte anschließend im Dyn Interview: „Wir lassen sehr, sehr viele Bälle liegen", und lobte TVG-Keeper Minerva. „Wir konnten leider den Deckel nicht draufmachen", sagte er zur zwischenzeitlichen Führung seines Teams. Hinten habe die HSG insbesondere in der zweiten Hälfte wenig zugelassen, „doch vorn hat es heute nicht gereicht". Er schloss mit Grüßen an seinen verletzten Positions-Kollegen Lucas Firnhaber und einem neuerlichen Verweis auf die Enge der Liga.
Danke an alle Fans, die den Weg nach Aschaffenburg gefunden hatten, um dort wieder für großartigen Support zu sorgen. Es folgt nun eine zweiwöchige Länderspielpause, bevor es am Sonntag, den 23. März, um 17 Uhr in der Lingener EmslandArena weiter geht. Gegner des 23. Spieltags ist der Dessau-Roßlauer HV. Das Team aus Sachsen-Anhalt gewann im Parallelspiel am Sonntagabend etwas überraschend gegen Balingen-Weilstetten mit 30:28 und schob sich dadurch in der Tabelle der 2. HBL auf Rang Acht.
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