Nach der neuerlichen Enttäuschung für die HSG Nordhorn-Lingen gegen Hamm steht am Mittwoch die zweitweiteste Fahrt der Saison ins gut 600 Kilometer entfernte südliche Baden-Württemberg auf dem Programm. Ihr Gastgeber ab 19:30 Uhr wird kein Geringerer als Erstliga-Absteiger HBW Balingen-Weilstetten sein. Schauplatz ist die regelmäßig gut besuchte Sparkassen-Arena, die auch gern als „Hölle Süd" bezeichnet wird. Und wegen vier Siegen in Folge stehen die Gallier von der Alb – so nennen sie sich seit einem Sieg gegen Kiel im Jahr 2009 – hinter Tabellenführer BHC auch schon wieder auf einem Aufstiegsplatz.
Nach zehn Jahren Erstligazugehörigkeit musste Balingen 2017 runter, stieg 2019 gemeinsam mit der HSG wieder auf, um in den vergangenen drei Spielzeiten die Liga jeweils zu wechseln. Zuletzt hielt der Fahrstuhl im Sommer wieder in der in der 2. HBL. Nachdem der HBW in der vergangenen Spielzeit nur fünf Siege einfahren konnte, stand er früh als erster Absteiger fest.
Zur aktuellen Saison gab es einen Wechsel auf der Trainerposition. Der langjährige Spieler und Trainer Jens Bürkle war schon im April freigestellt worden und ist nun Jugendkoordinator und Mitglied der Sportlichen Leitung beim TVB Stuttgart. Nach einer Interimszeit unter Co-Trainer Tobias Hotz übernahm Matthias „Matti" Flohr (42), der bereits Anfang des Jahres für die neue Saison verpflichtet worden war. Der ehemalige Nationalspieler und Champions-League-Sieger (mit Hamburg) kennt die Gallier genau, denn er war schon sechs Jahre auf der Schwäbischen Alb aktiv, und zwar jeweils drei Jahre als Spieler und Co-Trainer. Danach arbeitete er zwei Jahre in Dormagen und schaffte mit dem TSV jeweils den Klassenerhalt in der 2. HBL.
Nach dem sich früh abzeichnenden Abstieg im Sommer gab es beim HBW einen großen personellen Umbruch. Zehn Spieler verließen den Club und acht neue kamen hinzu. Mit ihnen sollte das Saisonziel – ein Platz im vorderen Tabellendrittel – angegangen werden. Zu den Neuzugängen zählen der polnische Torwart Mateusz Kornecki (Eisenach), Rückraumschütze Robert Timmermeister (Rhein-Neckar Löwen bzw. Kolding), Linksaußen Tim Matthes (Leipzig) und Rechtsaußen Sascha Pfattheicher (Stuttgart), die allesamt schon in der 1. Handball-Bundesliga gespielt haben. Zudem wurden die international erfahrenen Schweden Daniel Blomgren (Rückraum Links) und Max Santos (Kreis) verpflichtet. Der neue Spielmacher Jannis Schneibel (Eisenach) lief nach Verletzung am Samstagabend in Lübeck zum ersten Mal für die Gallier auf.
Pfattheicher ist mit 39 Toren, darunter zwanzig Siebenmeter-Toren der bis dato erfolgreichster Torschütze der Rot-Blauen. Teamintern folgt ihm ihr starker Spielmacher, Eigengewächs Elias Huber (23). Rückraumschütze Jerome Müller sowie Kreisläufer und Kapitän Tobias Heinzelmann stehen bei 20 Treffern. Statistisch gesehen haben die Gallier die beste Wurfquote der Liga (70%) – zum Vergleich: Die HSG steht hier bei 59%. Auch bei den Siebenmeter-Toren liegt Balingen ligaweit vorn (29; HSG: 16).
In die aktuelle Saison startete der HBW mit einem knappen Sieg gegen N-Lübbecke, dem zwei Niederlagen in Hüttenberg und gegen Hamm folgten. Doch anschließend gab sich Balingen keine Blöße mehr und fuhr vier teilweise sehr deutliche Siege ein – in Dresden und gegen Dessau (jeweils plus vier), gegen die Eulen (plus acht) und zuletzt am Samstagabend in Lübeck, wo ein spektakulärer 37:25-Auswärtssieg gelang. Anfang Oktober war auch schon Erstligist Wetzlar aus dem Pokal geworfen worden, sodass die Gallier im Achtelfinale nun bei HSG-Bezwinger Empor Rostock antreten dürfen.
In neun Erstligaduellen zwischen Balingen-Weilstetten und Nordhorn-Lingen steht es im Direktvergleich 7:2 für die Rot-Weißen. Dagegen führen die Gallier in den sechs Zweitligabegegnungen mit 5:1. In Balingen hat die HSG zuletzt 2008 gewonnen. Beim jüngsten Aufeinandertreffen auf der Alb im November 2022 behielt der Gastgeber mit 29:24 die Oberhand, auch das Rückspiel im April 2023 ging knapp an das Team aus Balingen, welches auch am Mittwochabend wieder favorisiert sein wird.