DO, 19 Uhr: Liegen Löwen der HSG?

06.04.2021

„Mit so einem eindeutigen Ergebnis habe ich nicht gerechnet. Es passte nicht viel zusammen, und auf Balinger Seite alles. Kopf hoch, Mund abputzen!“ – „jeder, der schon einmal Handball gespielt hat, weiß, dass es solche Tage gibt, wo alles gegen einen läuft. Es ist nach wie vor alles offen im Abstiegskampf.“ – „Dass es eine enge Kiste wird, war wohl allen Realisten klar. Also, Kopf hoch u neu fürs nächste Spiel aufstellen.“ Drei positive, aufmunternde und motivierende Kommentare von HSG-Fans in den Sozialen Medien nach dem letzten Spiel.

Natürlich gab es auch viel Kritik, und die ist nicht nur berechtigt, sondern auch sinnvoll – sofern sie sachlich ist. Wenn nicht – dann reden wir hier nicht darüber …

… sondern widmen uns dem nächsten Spiel, der Auswärtspartie bei den Rhein-Neckar-Löwen am Donnerstag, 8.4., um 19 Uhr. Die Gelb-Blauen haben zwar seit Kurzem auch in Heidelberg eine zweite Heimspielstätte, um die Punkte gegen die HSG Nordhorn-Lingen geht es aber in der Mannheimer SAP-Arena. Es ist das erste von drei Spielen, in denen es für unsere Jungs nun gegen die aktuellen Tabellenplätze 4, 3 und 5 geht. Geht da was? 

Unser Kapitän Alex Terwolbeck blickt im Gespräch mit uns zunächst noch einmal zurück auf das auch für ihn sehr enttäuschende Balingen-Spiel am Gründonnerstag. Trotz großen Einsatzes habe nichts funktioniert, seine Mannschaft habe nie einen Zugriff aufs Spiel gehabt, er spricht gar von einem „kollektiven Totalausfall“. Inzwischen sei diese Partie ausführlich analysiert. Wie Trainer Kubeš schon direkt nach dem Spiel unterstreicht jedoch auch Alex, dass sich sein Team trotz aussichtslosen Rückstandes nie aufgegeben und bis zum Schluss vollen Einsatz gezeigt habe. Dies habe man sich schon vor der Saison vorgenommen, gelte für jedes Spiel und nicht zuletzt sei das Team dies auch den vielen treuen Fans schuldig. Gut so, recht hat er!

Vor dem Duell gegen die RN-Löwen schaut er auch auf die vorletzte Auswärtspartie zurück, den überraschenden Punktgewinn bei den anderen Löwen vom Bergischen HC, die ja ihrerseits eine herausragende Saison spielen. „Wenn wir an die Leistung wie gegen den BHC herankommen, dann haben wir auch am Donnerstag eine Chance“, sagt Alex Terwolbeck. Und auch im Hinspiel am Nikolaustag (24:29, siehe Bild) habe die HSG lange gut mitgehalten und über weite Strecken ein richtig gutes Spiel gemacht. 

Die Rhein-Neckar-Löwen sind Deutscher Handballmeister 2016 und 2017 und gehören zweifellos zu den Topmannschaften der Bundesliga. In der abgebrochenen Saison 2019/2020 landeten die Gelb-Blauen auf Platz 5 und qualifizierten sich somit für die European League. Ihre Sechser-Gruppe beendeten sie Anfang März als Erster. Im Achtelfinale trafen sie auf Našice aus Kroatien und kamen im Rückspiel vor acht Tagen hauchdünn weiter.

Auch die letzten Spiele in der Bundesliga verliefen für den aktuellen Tabellenvierten allesamt knapp. Gegen Minden (+2) und in Melsungen (+1) konnten die Löwen doppelt punkten, am Ostersonntag setzte es dagegen in Wetzlar eine überraschende 32:34-Niederlage. Die meiste Zeit im Tor stand dabei der mittlerweile 38-jährige Nikolas Katsigiannis, von 2007-2009 Keeper der HSG Nordhorn und seinerzeit EHF-Pokalsieger mit Daniel Kubeš und Pavel Mickal. Katsigiannis hatte nach dem Ausfall zweier etatmäßiger Torhüter im Oktober einen Vertrag bis zum Saisonende bei den RN-Löwen unterschrieben. „Ein Super-Typ“, sagt Alex, der noch als A-Jugendlicher zusammen mit Katsigiannis trainiert hat. „Wir haben zum Beispiel öfters zusammen Torwarttraining gemacht.“

Bester Werfer am Sonntag in Wetzlar war übrigens Nationalspieler Jannik Kohlbacher vom Kreis, der im internen Ranking mit 76 Treffern auf Platz 3 steht. Übertroffen wird er aktuell von Mannschaftskapitän Andy Schmid (37, fast 200 Länderspiele für die Schweiz, aktuell 110/16 Tore). Schmid mag für reine „WM-Kucker“ unter dem Radar fliegen – dass er zwischen 2014 und 2018 fünfmal in Folge zum MVP der Bundesliga gekürt wurde, sagt jedoch schon alles. Und auch Alex Terwolbeck ordnet ihn weiterhin in die absolute Weltklasse ein. Zu der zählt die lebende Handball-Legende Uwe Gensheimer ohne Zweifel auch. Der Linksaußen traf in dieser Saison bis dato 126 mal (52 7-Meter).

Weitere bekannte Namen im Löwen-Kader sind Nationalspieler Patrick Groetzki (67) sowie die schwedischen Vizeweltmeister Albin Lagergren (67) und Andreas Palicka (Tor). Oliver Roggisch , Teammanager der deutschen Nationalmannschaft, ist zugleich Sportlicher Leiter der RN-Löwen. Nicht weniger populär ist der seit Februar 2020 als Trainer arbeitende Martin Schwalb, der sein Amt jedoch nach dieser Saison aus persönlichen Gründen zur Verfügung stellt. Seit einigen Tagen gibt es Meldungen über seine Nachfolge, angeblich hat der Verein mit Wunschtrainer Sebastian Hinze vom Bergischen HC eine Einigung erzielt.

Das ist am Donnerstagabend alles unwichtig, denn dann gilt es wieder für unsere HSG. Der rot-weiße Tross macht sich nach Training und gemeinsamem Mittagessen am Mittwoch auf den Weg Richtung Rhein und Neckar. Außenseiter sind wir ab 19 Uhr am Donnerstag dann zweifellos, aber das sind wir ja meistens. Hoffen wir gemeinsam auf ein gutes Ergebnis – und freuen wir uns auf die Kommentare der HSG-Fans nach dem Spiel. Auf geht’s, Jungs!