Blick zurück und nach vorn mit vier HSG-Abgängen

Update zu Wasielewski, Feld, Simovic und Ritterbach

24.05.2024

Neben Alex Terwolbeck, Björn Buhrmester, Luca de Boer und Lasse Seidel, die gemeinsam auf mehr als 50 Jahre bei der HSG kommen, verlassen im Sommer noch weitere Spieler unseren Verein. Dazu zählen unter anderem vier Stützen der vergangen zwei bzw. drei Spielzeiten. Wir haben mit ihnen gesprochen und sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft geschaut.

Vor der Saison 2021/2022 stieß der in Halle/Saale geborene JOHANNES WASIELEWSKI zur HSG. Allerdings verlief sein Start im neuen Umfeld sehr schwierig. Denn drei Wochen nach dem ersten Training zog sich der Rückraumspieler einen Mittelfußbruch zu, musste länger aussetzen und neu angreifen. Als es dann lief, brach er sich im Frühjahr 2022 die linke Wurfhand, und auch sein Mittelfuß verursachte noch einmal Probleme. Somit konnte Wasie, wie er genannt wird, erst im Herbst desselben Jahres richtig durchstarten – und entwickelte sich vorn wie hinten immer mehr zu einem zentralen Faktor im HSG-Spiel (bis dato 84 Spiele, 258 Tore)

Zur neuen Saison wechselt der 26-Jährige zum Bergischen HC. Bei Unterschrift des Vertrages war noch kaum absehbar, dass das Team aus Wuppertal und Solingen nach schwacher Rückrunde auf einen Abstiegsrang abrutschen würde. Inzwischen hat der BHC die Hoffnung, bei einem nicht unwahrscheinlichen sportlichen Abstieg wegen des Lizenzentzugs für Hamburg trotzdem die Klasse halten zu können. Und wenn es doch runter in Liga 2 geht? „Im Sport kannst du nie 100-prozentig planen. Ich hatte mich zwischenzeitlich schon fast mit dem Abstieg abgefunden. Wenn es jetzt doch klappt, freue ich mich riesig. Und wenn nicht, dann spielen wir eben nächste Saison um den Wiederaufstieg", sagt Wasie durchaus pragmatisch.

Und wie schaust du auf deine drei Jahre in Nordhorn und Lingen zurück? „Die HSG ist ein sehr familiärer Club. Alle haben es mir von Anfang an super-leicht gemacht, waren immer nett und höflich und haben an einem Strang gezogen. Ich freue mich, für so einen Traditionsverein gespielt haben zu dürfen." Und zur aktuellen, sehr durchwachsenen Saison fügt unsere Nr. 77 hinzu: „Leider hatten wir neben der Platte viel mit anderen Sachen zu tun, z. B. mit vielen Verletzten oder dem Trainerwechsel." Als einen mentalen Knackpunkt, nach dem es abwärts gegangen sei, nennt Wasie die Partie Mitte November in Hamm, als eine deutliche Führung kurz vor Schluss noch in einer Niederlage endete.

Nichtsdestotrotz verspricht er, mit seinen Mannschaftskameraden und Trainer „Schu", den er ausdrücklich lobt, nochmals alles zu geben, um in den letzten beiden Partien bestenfalls zwei Siege zu holen. Dabei trifft er in Vinnhorst übrigens auf HSG-Neuzugang Elias Ruddat, dessen Vater und Großvater in Magdeburger Schulzeiten Wasies Lehrer gewesen sind – die (Handball-)Welt ist klein. Und weil das so ist, freuen wir uns schon jetzt auf ein Wiedersehen und wünschen Johannes alles Gute für seine Zukunft – privat und in der 1. Handball-Bundesliga.

ALEXANDER FELD kam im Sommer 2022 zur HSG. Zu Beginn dieses Jahres hatte er sich – noch im Trikot seines vorherigen Vereins HSG Wetzlar – eine besonders schwere Verletzung im linken Knie zugezogen. Anderthalb Jahre arbeitete und kämpfte sich der Spielmacher zurück, um dann im September 2023 erstmals im roten Trikot auf der Platte zu stehen – übrigens ausgerechnet im Pokalspiel in seiner Geburtsstadt Krefeld. Seitdem gehörte er immer zum Kader der HSG und befand sich langsam, aber sicher auf dem Weg zu seiner alten Stärke – bis ihm bei einem Zweikampf im Mannschaftstraining im Februar eine Sehne in der rechten Wurfschulter riss.

Nun ist der 30-Jährige wieder zur Reha „verdammt", die er wie zuvor in Enschede absolviert. Viermal pro Woche geht's für Alex von Nordhorn aus über die Grenze, denn er will wieder Handball spielen und tut alles dafür, auf die Platte zurückzukommen. „So möchte ich nicht aufhören", sagt er, „dafür hat es immer zu viel Spaß gemacht." Die Erfahrung, dass sich die Tortur in der Reha gelohnt hat, möchte er noch einmal machen und das „tägliche Business", das Mannschaftstraining und alles, was dazugehört, wieder erleben. Etwas anderes kommt nicht infrage: „Dafür liebe ich den Sport zu sehr." Wann das sein wird, ist heute noch nicht zu prognostizieren. Doch Alex ist ab Sommer vertragsfrei, und dass wir ihn z. B. nochmals in Nordhorn oder Lingen spielen sehen – notfalls auch gegen die HSG – gönnen wir ihm von Herzen.

Und wie fällt dein Blick zurück aus? „Sportlich lief es natürlich bei Weitem nicht so, wie wir uns das alle vorgestellt haben. Ich selbst hatte seinerzeit mit großen Ambitionen bei der HSG unterschrieben, doch mit der Verletzung war der Start schon bescheiden. Und auch jetzt hatten wir wieder eine sehr turbulente Saison." Doch Handball ist ja das eine ... „Mit Nordhorn werden wir immer ganz, ganz viel Schönes verbinden", sagt Alex und bezieht damit nicht nur seine Frau Diana mit ein. Denn Töchterchen Merle wurde im Frühjahr 2023 in Nordhorn geboren, und hier fand auch die standesamtliche Trauung der beiden statt.

Abschließend ist ihm noch wichtig zu betonen: „Dem Verein wünsche ich für die Zukunft das Allerbeste. Das Fundament ist da, um irgendwann den Schritt in die 1. Liga gehen zu können. Ich bin davon überzeugt: Wenn dem neuen Team die Zeit gegeben wird, die es benötigt, dann kann hier etwas Großes entstehen – und das wünsche ich der HSG!" Diese positiven Wünsche geben wir gern zurück, Alex – sowohl privat als auch handballerisch – und sagen: Alles Gute und bestimmt bis bald!

Zwei Jahre lang hat auch NEBOJŠA SIMOVIĆ für die HSG Nordhorn-Lingen gespielt. Knapp 70 Partien werden es am Ende sein, in denen der 30-jährige Montenegriner im roten Trikot mit der Nr. 33 immer sein Bestes gegeben hat. Hauptsächlich war der eisenharte 1,93-Mann im Innenblock eingesetzt, doch auch auf der Gegenseite zeigte er als Kreisläufer sein Können – 49 bisher erzielte Tore machen noch Hoffnung auf einen „Jubiläums-Treffer" zum Abschluss.

Mitte April hatte sich Nebo, wie er von allen genannt wird, im Spiel gegen Hamm die Nase gebrochen, was ihn mehrere Wochen außer Gefecht setzte. Inzwischen ist er jedoch wieder voll dabei und will die letzten beiden Partien für die HSG nicht nur genießen, sondern natürlich auch erfolgreich bestreiten. Anschließend wechselt er in die 1. rumänische Liga, wo er bereits von 2019-21 unter Vertrag stand. Sein neuer Club heißt Steaua Bukarest – der Verein hat nicht nur im Handballsport einen großen Namen. Nebo lobt Steaua als gut organisierten Club und freut sich auf seine nächste Station. In der rumänischen Hauptstadt wird er mit seiner Frau Tamara zusammenleben – die beiden hatten Anfang 2024 geheiratet.

„Und wie blickst du auf deine Zeit bei der HSG zurück?", fragten wir den Mann, der außerhalb des Handballfelds immer bescheiden, freundlich und hilfsbereit auftritt. „Ich wollte immer in Deutschland spielen und bin glücklich, dass ich diese gute Erfahrung in Nordhorn machen durfte. Ich habe in jedem Spiel mein Maximum gegeben und die Zeit sehr genossen. Einen großen Dank sage ich an die Fans der HSG. Auch wenn die Resultate gerade in dieser Saison nicht so gut waren, haben sie uns immer unterstützt. Nun verlasse ich Nordhorn, doch ich weiß, dass alles immer aus einem bestimmten Grund geschieht, und ich freue mich auf die Zeit bei meinem neuen Verein."

Nebo, wir werden dich in allerbester Erinnerung behalten – von Herzen alles Gute für deine und eure Zukunft!

Damit zu JOSCHA RITTERBACH, der sich seit dem Abgang von Jaime Fernandez bis zum Saisonende die Linksaußen-Position mit Lasse Seidel teilt. Der Münsterländer war im Frühjahr 2023 kurzfristig als Ersatz für den Spanier verpflichtet worden. Im Sommer wird er die HSG nach dann knapp 1½ Jahren ebenfalls verlassen. Bislang kommt der 30-Jährige, der auch ein guter 7-Meter-Schütze ist, auf knapp 86 Pflichtspieltreffer im roten Trikot. 59 davon entfallen auf die noch laufende Spielzeit, in der Joscha in jeder Partie dabei war.

Emotionalität, Einsatzfreude, Identifikation – das bekommst du auf jeden Fall, wenn du Joscha im Team hast. Mehr als einmal haben wir es erlebt, dass Euregium oder EmslandArena nach einem Ritterbach-Treffer regelrecht „angezündet" waren. Der Rechtshänder, der auch schon für Göppingen und Minden in der 1. Liga aktiv war, will auf jeden Fall weiter professionell Handball spielen. Von größeren Verletzungen ist er in seiner Karriere ohnehin verschont geblieben und auch jetzt sagt er unmissverständlich: „Ich bin absolut topfit und habe Bock". Die Gespräche laufen, doch wohin es ihn zieht, mag er uns noch nicht verraten.

Zu seiner Zeit bei der HSG äußert er sich sehr positiv: „Der Verein ist toll, ich habe hier alles vorgefunden – eine gute Struktur, eine intakte Mannschaft, tolle Leute um mich herum, zwei großartige Hallen, die immer gut gefüllt sind." Mit Blick auf die wenig erfolgreiche Saison – insbesondere die Rückrunde – verweist er auf den Weggang von Markus Stegefelt, die Trennung von Daniel Kubes sowie Spiele und Situationen wie in Hamm, „die uns getragen hätten". Doch immer wieder sei es gegen die HSG gelaufen und die Abwärtsspirale kaum noch aufzuhalten gewesen.

Ausdrücklich lobt er Frank Schumann, über den unsere Nr. 5 „nur Gutes sagen" kann. „Doch das eine bedeutet nicht automatisch das andere", fügt er mit Blick auf den allzu oft ausgebliebenen sportlichen Erfolg hinzu. Genau diesen wünschen wir Joscha Ritterbach auf jeden Fall für seine Zukunft, die wir genau verfolgen werden. Und damit sagen wir schon jetzt: Auf Wiedersehen!