Bietigheim Paroli bieten

24.10.2021

Es fällt gar nicht so leicht, nach der Last-Second-Niederlage trotz deutlicher Führung bei den Eulen wieder zur „Tagesordnung“ überzugehen. Müssen wir aber auch gar nicht, denn womöglich gibt’s ja die Reaktion unserer Mannschaft, die wir uns alle wünschen. Abhängig ist der Verlauf der nächsten Partie natürlich auch vom Gegner, den wir jetzt unter die Lupe nehmen: Am Mittwochabend um 19:30 Uhr geht es im Euregium gegen die SG BBM Bietigheim.

Der Club aus der Stadt Bietigheim-Bissingen im Landkreis Ludwigsburg (nördlich von Stuttgart) hieß früher SG Bietigheim-Metterzimmern – so kommt das BBM zustande. Und vorab, so viel Zeit muss sein: Das Frauen-Team der SG gewann 2017 und 19 die Deutsche Meisterschaft, ist amtierender DHB-Pokalsieger und aktueller Tabellenführer der Bundesliga.

Das Männerteam stieg 2005 erstmals in die 2. Bundesliga auf, und 2014 ging’s rauf nach ganz oben. Nach dem direkten Abstieg folgte 2018 der Wiederaufstieg. Am letzten Spieltag der Saison 2019 gab es ein Unentschieden gegen den direkten Konkurrenten Gummersbach – ein Sieg hätte jeweils zum Klassenerhalt gereicht. Am Ende stiegen beide ab, und in der Liga blieben die Eulen Ludwigshafen, die ihr Spiel zeitgleich mit +1 gewannen. Im Vergleich hiermit war jedes „Drama“ ein Kindergeburtstag.

In der im Frühjahr abgebrochenen Saison 2019/20 lag Bietigheim sehr aussichtsreich auf Platz 3 – und musste dennoch Coburg und Essen den Vortritt zum Aufstieg lassen. Die vergangene Spielzeit beendete Bietigheim anschließend „nur“ auf Position 8. Keeper Eðvarðsson ging nach Island zurück, der Kroate Marcec erhielt keinen neuen Vertrag. Dafür kamen Linksaußen Pfeifer aus Großwallstadt, Torwart Poltrum aus Coburg und Rückraumshooter Weßeling aus Emsdetten – und von dem wird noch die Rede sein (siehe unten).

Last but not least gab es auch einen Wechsel auf der Trainerposition. Für den Isländer Jonsson sitzt nun ein echtes Handball-Schwergewicht auf der Trainerbank von Bietigheim: Iker Romero. Der Spanier spielte u. a. lange für den FC Barcelona und gewann mit der Nationalmannschaft 2005 den WM-Titel. In Deutschland war er später vier Jahre für die Füchse Berlin aktiv. Ebenso lange verweilte er auf seiner ersten Trainerposition, nämlich bis zum Sommer als Co von Carlos Ortega bei den Recken von Hannover-Burgdorf. Der ist nun seinerseits Trainer in Barcelona – und Romero coacht die SG BBM Bietigheim.

Und damit kommen wir zur Saison 2021/22.

Bis dato ist Bietigheim den Vorschusslorbeeren sowie vermutlich auch den eigenen Erwartungen nicht ganz gerecht geworden. Im Sommer wurden sie nämlich durchaus zum – zugegebenermaßen recht großen – Kreis der Mannschaften gezählt, denen viele nach oben hin einiges zutrauten. Nach sieben Spieltagen stehen jedoch „nur“ sieben Punkte auf der Habenseite. 

Mit Niederlagen gegen Eisenach (-3), in Dormagen (-1) und einem Remis gegen Emsdetten ging es ernüchternd los. Es folgten großartige Siege bei den bis dahin jeweils verlustpunktfreien Rostockern (+3) sowie gegen TuSEM Essen (+9!). „Wie im Rausch“, hieß es anschließend über die bisher beste Saisonleistung der Bietigheimer. Nach diesem Paukenschlag zeigten die Romero-Schützlinge jedoch ihr anderes Gesicht, in Hamm setzte es wieder eine Schlappe (-6).

Dieses Auf und Ab ging auch am darauffolgenden Spieltag weiter, zeitgleich mit unserer HSG bei den Eulen trat Bietigheim zu Hause gegen Aue an und gewann mit 33:30. Zur Pause hatte der ersatzgeschwächte Gast geführt, auch noch bei 25:26 lagen die Sachsen vorn, bevor Bietigheim mit einem 6:0-Lauf auf die Siegerstraße einbog. Bester Schütze in diesem Spiel war Christian Schäfer. Der Rechtsaußen erzielte 11 Tore (darunter sieben von sieben 7-Metern). Und da war doch noch was? Ja, genau, ebendieser Schäfer steht aktuell zwar „nur“ bei 25 Treffern, er gewann jedoch in der letzten Saison die Torjägerkrone in Liga Zwei (234/103).

Auf Platz 5 dieser Wertung lag am Saisonende ein gewisser Sven Weßeling – und der 1,96-m-Hüne ist nun Topscorer der Bietigheimer! Der langjährige Emsdettener (zuletzt > 200 Tore) kam zur neuen Saison, führte sich glänzend ein und nach dem sechsten Spieltag die Torschützenliste der Zweiten Bundesliga an (45/18). Etwas verrückt: Gegen Aue blieb Weßeling erfolglos (vier Versuche) und büßte den Platz an der Torjäger-Sonne wieder ein (Erster ist nun Savvas/Großwallstadt vor Mappes/Hüttenberg und Robert Weber).

Wir sind gespannt auf die spannende Truppe aus Baden-Württemberg und freuen uns auf ein tolles Handballspiel!