„Alles richtig gemacht" – Interview mit Björn Buhrmester
Ein paar Tage vor seinem letzten Spiel gegen GWD Minden, wo seine Profikarriere begann, hat uns Björn Buhrmester (39) ein Interview gegeben. In diesem zeigt sich der seit 2009 im Tor der HSG stehende Keeper so, wie wir ihn über all die Jahre erlebt haben: Sympathisch, bescheiden, reflektiert – einfach ein guter Typ. Lest selbst:
Hallo Björn, erste Frage: Wie blickst du auf deine Karriere – insbesondere bei der HSG – zurück? Hättest du im Nachhinein gern etwas anders gemacht?
„Nein, ich bin total mit mir im Reinen und habe das gute Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Es gab zwischendurch Angebote, doch ich glaube nicht, dass es mir mit einem Wechsel heute besser gehen würde. Ich habe es nie bereut, nicht doch mal woanders hingegangen zu sein. Dazu hat auch der Wohlfühl-Faktor beigetragen, der mir immer wichtig war. Ich bin froh, Teil der HSG-Familie gewesen zu sein – und auch zu bleiben."
Was sollen die Leute in Nordhorn und Lingen über dich und deine Karriere sagen?
„Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Es bedeutet mir nicht so viel, was andere denken. Es gibt viel Wichtigeres, allen voran natürlich die Familie. Mir würde es reichen, wenn die Leute mich als sympathischen, umgänglichen Typen in Erinnerung behalten. Und ich freue mich, wenn sie dann sagen: Schön, dich wiederzusehen bzw. dass du noch dabei bist."
Von schlimmen Verletzungen bist du in all den Jahren bei der HSG verschont geblieben, oder?
„Ja, ich klopfe gerade auf meinen Holzkopf (lacht). Bis auf einen Muskelfaserriss hatte ich in Nordhorn tatsächlich nichts wirklich Gravierendes. Das hängt natürlich auch mit meiner Position zusammen. Und damit, dass ich mit einer gewissen Erfahrung inzwischen weiß, wann es besser ist, mal einen Gang zurückzuschalten."
Welche Veränderungen hast du im Handball der letzten 15-20 Jahre beobachtet?
„Der Handball ist definitiv viel schneller geworden. Es gibt mehr Torabschlüsse, und Spiele mit über 30 Treffern pro Mannschaft sind inzwischen normal. Das hat Vorteile, doch natürlich heißt das auch, dass du als Torwart öfter hinter dich greifen musst. Dazu kommen andere Spielertypen. Der ‚klassische' Rückraum-Shooter ist nicht mehr so verbreitet, gefragt sind eher Spieler wie z. B. Mathias Gidsel, die Qualität in allen Bereichen haben, vor allem auch im 1 gegen 1."
Eben hast du es schon angedeutet: Obwohl dein Beruf als Physiotherapeut ab Sommer natürlich sehr viel mehr Zeit und Energie als bisher beanspruchen wird, bleibst du der HSG ja erhalten. Beschreib uns bitte nochmal deinen neuen „Job" für das Team.
„Zusammen mit Ralf Lucas, der das auch schon in den letzten Jahren hervorragend gemacht hat, übernehme ich die Verantwortung für das Torwarttraining. Dass ‚Luci' weiter mit im Boot ist, finde ich super. Da wir beide beruflich stark eingebunden sind, werden wir uns in Absprache mit Mark Bult immer darauf verständigen, was das Beste für die Keeper ist. Und gerade bei den Heimspielen werde ich bzw. werden wir auch in der Halle und bei der Mannschaft sein."
Abgesehen von großen Siegen und Ähnlichem – was wird dir in Erinnerung bleiben?
„Noch vor den sportlichen Erfolgen sind das Dinge, die gar nicht direkt mit dem Handball zu tun haben. Die Menschen, die Momente, das ganze Drumherum. Dinge, die viele von außen gar nicht mitbekommen – z. B. in der Kabine oder im Bus."
Und wie blickst du auf die Fans der HSG Nordhorn-Lingen?
„Die HSG-Fans sind sportlich, herzlich und respektvoll. Sie waren zu 99 % verständnisvoll und auch in schwierigen Zeiten nicht verbittert. Ich hatte nie das Gefühl, dass sie es uns übelgenommen haben, wenn es mal nicht gut lief – wie in dieser Saison."
Dass das letzte Spiel nun ausgerechnet gegen GWD Minden stattfindet, wo du bereits als 17-Jähriger gespielt hast, ist schon etwas Besonderes, oder?
„Ja, irgendwie passt das schon und kann das Ganze schön abrunden. Britta Wagner, die Physiotherapeutin von damals, ist immer noch dabei. Und ich freue mich auch auf Nils Torbrügge, der jetzt GWD-Geschäftsführer ist, und mit dem ich mich auch privat sehr gut verstehe. Klar wollen wir gewinnen, doch ich werde nicht verbissen in das Spiel gehen und es auch genießen."
Lieber Björn, für dich und deine Familie (Ehefrau Julia, Sohn Luke [5] und Tochter Juna [1]), für deinen Beruf als Physiotherapeut und nicht zuletzt für deine neue Tätigkeit als Torwarttrainer der HSG wünschen wir von Herzen viel Glück und Zufriedenheit. Wir freuen uns darauf, dich zu treffen – in der Halle oder irgendwo anders. Und dann werden wir sagen: Schön, dich wiederzusehen!