Ein bis zum Schluss fesselnder Handball-Krimi vor 2.632 Zuschauern endete am Samstagabend in der EmslandArena als Drama für die HSG Nordhorn-Lingen. Gegen den, als Aufsteiger in die DAIKIN HBL feststehenden Spitzenreiter, Bergischer HC boten die Rot-Weißen eine der stärksten Leistungen des Jahres und gingen durch ein Gegentor in der Schlusssekunde doch als Verlierer vom Parkett. Damit ist der Punktestand der HSG mit 29:29 ausgeglichen, während der, in 2025 weiter makellose, BHC in Lingen auch noch die vorzeitig eingefahrene Meisterschaft bejubelte.
Bei der HSG stand dasselbe Personal wie zuletzt in Ferndorf zur Verfügung. Die Anfangs-Sieben bildeten van der Merwe, Jaeger, Lux, Bandlow, Erlingsson sowie im Abwehr-Angriff-Wechsel Pöhle und Marschall. Dass die Gastgeber von Beginn an ganz offensiv in der 3:3-Deckung verteidigten, überraschte die Bergischen sichtlich. Trainer Bult sagte hinterher, diese Variante gar nicht speziell trainiert und sich erst kurz vor der Partie dafür entschieden zu haben, um den Gegner vor neue Aufgaben zu stellen. Und dieses Mittel, das hauptsächlich in der temporeichen Anfangsphase und bis zur Pause immer mal wieder zum Einsatz kam, erfüllte seinen Zweck.
Nichtsdestotrotz war klar erkennbar, dass die hochmotivierten Gäste von Anfang das Ruder in die Hand nehmen wollten. Angeführt von Spielmacher Morante Maldonado, lagen sie beim 3:6 (10.) mit drei, beim 5:9 kurz darauf sogar mit vier Toren in Front (14.). Als es 8:11 stand, hatten die beiden Ex-HSG-Spieler Fraatz und Wasielewski schon jeweils drei Treffer erzielt (21.). Doch die Gastgeber konterten, glichen durch zwei Tore von Bauer zum 12:12 aus und gingen sogar ihrerseits mit Plus-Zwei in Front. Als der das Spiel ausgezeichnet steuernde Erlingsson mit der Rückhand das 16:14 erzielte und Bandlow nach Kempa-Trick auf 17:15 stellte, brandete lauter Jubel durch die EmslandArena. Beim Stand von 17:16 wurden die Seiten gewechselt.
Die zweite Halbzeit wurde dann endgültig zur Werbung für den Handballsport. Die Führungen wechselten ständig und keine Mannschaft konnte sich mit mehr als zwei Toren absetzen. Beim 23:24 lagen die Gäste erstmals wieder vorn. Noah Beyer hatte getroffen. Auf die Platte kam der Linksaußen diesmal nur für die Siebenmeter, die zu seinen Spezialitäten gehören. Neun von elf Versuchen brachte er bis zum Ende ins Ziel und wurde so mit Abstand erfolgreichster Torschütze der Partie.
Doch abermals drehten die Gastgeber das Resultat und lagen beim 28:27 wieder vorn (48.). Als mit Marschall der mit sieben Toren treffsicherste HSG-Schütze fünf Minuten später zum 31:29 traf, stieg die Stimmung in der Arena beinahe zum Siedepunkt. Doch der BHC bewies, warum er zurecht unangefochten auf Platz 1 der Tabelle steht. Erstligareif angefeuert von rund 100 Fans in Blau-Weiß, schlugen die Löwen mit einem 3:0-Lauf zurück. Es hieß 31:32, als Trainer Bult knapp drei Minuten vor Schluss den Auszeit-Buzzer betätigte.
Nun agierten die Gastgeber im Sieben gegen Sechs und Bandlow beendete sechs torlose HSG-Minuten. Weiter ging es hin und her, und auch Bauer konnte nochmals ausgleichen. So stand es 33:33, als der Gastgeber eine knappe Minute vor dem Ende tatsächlich wieder in Ballbesitz kam, mit seinem Angriff jedoch nicht durchdrang. 13 Sekunden waren noch zu spielen, als der BHC die Auszeit nahm, um die letzte Attacke zu besprechen. Und es war Ex-HSG-Akteur Wasielewski, der den Ball in der letzten Sekunde ins Tor jagte. Sein sechster Treffer bedeutete den von den Bergischen Löwen ausgelassen bejubelten Sieg. Den Gastgebern blieb nur der Applaus des Lingener Publikums. Rechtsaußen Fraatz, Morante Maldonado und Kapitän Babak hatten viermal getroffen. Bei der HSG lagen Erlingsson (5/3), Bandlow (5/2) und Lux im Tore-Ranking hinter Marschall.
In der Pressekonferenz sprach Markus Pütz für den BHC von „großem Kino" und einem „Spiel für die Zuschauer", das nach beiden Seiten hätte kippen können. Den Gegner lobte er ausdrücklich: „Jeder hat gesehen, was in der Mannschaft von Mark steckt." Mark Bult verwies auf die Qualität und das Tempo des Bergischen HC und haderte gleichzeitig mit Fehlern in der entscheidenden Spielphase, in der einige Bälle weggeworfen worden seien. Gleichwohl gehöre das Risiko dazu. Alles in allem zeigte er sich stolz auf seine Mannschaft, aus der er den jungen Spielmacher Erlingsson beispielhaft hervorhob.
Nach der nun folgenden Länderspielpause geht es am Sonntag, den 18. Mai, in Essen weiter. Anwurf beim TuSEM ist um 17 Uhr. Das nächste Heimspiel steigt am Samstag, den 24. Mai, um 19:30 Uhr im Nordhorner Euregium gegen den HSC 2000 Coburg.
Der Spielbericht wird präsentiert von BE-MOBIL.