- von Bernd Liene -
„Abstiegskampf pur gibt es heute in Minden!“ So hieß es vorher auf der offiziellen Seite der Liqui-Moly-Handballbundesliga. Und – ganz ehrlich – so kam es auch!
Von Beginn an schenkten sich beide Mannschaften nichts, das Spiel fand komplett auf Augenhöhe statt. Dabei hatten die Gastgeber den besseren Start und führten schnell mit +2. Nach dem 5:5-Ausgleich (11.) lag GWD sogar mit +3 vorn (8:5, 15.). Malte Semisch im grün-weißen Tor hatte bis dahin bereits vier Paraden gezeigt. Das HSG-Spiel litt unter technischen Fehlern, Offensivfouls und nicht gut vorbereiteten Würfen.
Für einen 7-Meter kam beim Stand von 10:7 der 40-jährige Carsten Lichtlein ins Tor – seines Zeichens Rekordspieler der Bundesliga (650 Partien) und Weltmeister von 2007. Er parierte den Wurf von Robert Weber dann auch noch, aber trotzdem folgte nun eine Wende im Spiel, denn die nächsten fünf Tore gingen an die HSG. Beim Stand von 10:10 nahm HSG-Trainer Kubes eine Auszeit und monierte, dass sein Team – im Gegensatz zu Minden – nicht ins Tempospiel kam. Die Tore wurden fast ausschließlich im Positionsspiel erarbeitet.
Aber es lief jetzt für unser Team. Auch der gebürtige Mindener und ehemalige GWD-Jugendspieler Björn Buhrmester kam immer besser ins Spiel und nicht zuletzt der Pfosten rettete zweimal für die HSG. Beim 10:12 führten die Rot-Weißen erstmals mit zwei Toren (24.). Bis zur Pause egalisierten die Gastgeber auf 16:16, in den letzten Sekunden ging es jedoch noch einmal richtig zur Sache. Alex Terwolbeck erhielt eine 2-Minuten-Strafe – damit aber noch nicht genug.
Der zweite 40-jährige Weltmeister im GWD-Team, der langjährige Kieler Christian Zeitz, erhielt gleich 2 mal 2 Minuten, die rote und sogar die blaue Karte. Dafür hat er nun sogar eine Sperre zu erwarten. Nach dem Spiel sagte Trainer Frank Carstens, Zeitz sei heute „auf Krawall gebürstet“ gewesen.
Nicht weniger emotional ging es nach der Pause weiter, einmal waren sogar vier Spieler gleichzeitig mit Zeitstrafe draußen. Carsten Lichtlein stand während der zweiten Halbzeit durchgehend im Tor und wurde zunehmend zum „Emotional Leader“ seines Teams. Seine Leistung noch getoppt wurde aber auf der anderen Seite von unserem Keeper Björn Buhrmester, der bis zum Schluss 13 Bälle abwehrte. Well done, Buhrmi!
Hin und her ging es, mit Zeitstrafen – unter anderem für Nils Torbrügge, den zweiten Ex-Mindener im rot-weißen Trikot – und auch einer gelben Karte für die HSG-Bank. Georg Pöhle erhielt in der 40. Minute für seine dritte Zeitstrafe die rote Karte. Und beim 21:20 führte wieder GWD Minden (43.). Der Fight ging weiter, die Spannung war mit Händen zu greifen.
Es folgte das schönste Tor des Tages. Alex Terwolbeck sorgte nach Kempa-Trick wieder für die HSG-Führung (22:23, 50.). Robert Weber bewies Nervenstärke bei zwei weiteren 7-Metern, und fünf Minuten vor Schluss hieß es 26:26. In der 57. Minute war das Alu-Glück unseres Teams aufgebraucht, denn der Wurf von Gulliksen/GWD sprang vom Innenpfosten ins Tor, auf der Gegenseite scheiterte Pavel Mickal am Pfosten. Das Drama steuerte auf seinen Höhepunkt zu.
Nationalspieler Juri Knorr scheiterte nun seinerseits wieder am Pfosten und vergab die Zwei-Tore-Führung. Eine Minute vor Schluss erzielte Alex Terwolbeck auf der Gegenseite den Ausgleich. Und jetzt in Steno: Auszeit. Noch mehr als eine halbe Minute. Chance für GWD zum Sieg. Ballverlust der Grün-Weißen. Auszeit. Noch 14 Sekunden. Wurf von Vorlicek geblockt. Sprung von Weber zum Ball, kein Tor. Schluss.
Robert Weber war am Ende erfolgreichster Werfer unseres Teams (9/5), bester Werfer und auffälligster Spieler bei Minden war Christoffer Rambo. Nach Abpfiff dieses sehr turbulenten Spiels waren auf beiden Seiten eher zufriedene Gesichter zu sehen. Und so fielen auch die ersten Statements der Beteiligten aus. Gemischte Gefühle, aber eben nicht unzufrieden. Unser Radioreporter Tobi Dankert lobte nach dem Spiel den absoluten Willen, den unser Team gezeigt hatte. Recht hat er!
Apropos Radio: Zum ersten Mal überhaupt übertrug das Social-Media-Team der HSG um Hardy Kloßek und Tobi Dankert ein Bundesligaspiel unseres Teams als Audio-Livestream bei Facebook. Und wie hat’s geklappt? Bestens!
Spaß hat’s gemacht, wir können stolz sein auf unsere Jungs, die alles gegeben und einen verdienten Punkt geholt haben. Und am Sonntag (16 Uhr) geht’s schon weiter: Auswärtsspiel bei Hannover-Burgdorf (die Recken verloren heute Abend in Wetzlar mit 24:26). Sicher ist: Auch da geht was! Vorbericht folgt, jetzt erstmal ausruhen.