Wir fangen heute wieder hinten an – bei der Pressekonferenz, in der sich unser Trainer Frank Schumann „total enttäuscht" zeigte. „Viel, viel mehr" sei drin gewesen in dieser Partie, die seine Mannschaft auch wegen gravierender Ausfälle bei den Gästen gewinnen wollte und konnte. Einmal mehr monierte er die eklatante Abschlussschwäche seiner Männer: „Wir lassen zu viele freie Bälle liegen." Der Zeitpunkt, an dem das Spiel vor einer „tollen Kulisse" kippte, war Schumann natürlich auch nicht entgangen: „Es stockt in der zweiten Halbzeit" – darauf gehen wir gleich noch ein.
Die großartigen Zuschauer hatte auch der nicht minder enttäuschte Georg Pöhle schon im Field-Interview angesprochen. 2.522 Handballfans hatten das Euregium aufgeheizt, darunter auch annähernd 50 Anhänger aus Hamm, die mit eigenem Bus angereist waren. Gerade für die vielen Kinder in der Halle tat es Pöhle leid, ihnen keinen Sieg geschenkt haben zu können.
Der sich zum Sommer aus dem Profihandball zurückziehende ASV-Coach Michael Lerscht sprach von einer „aufregenden, guten Partie". Diese habe „viel gezeigt vom gesamten Repertoire unseres Sports". Bedeutsame Ausfälle (Schöttle, Dayan, Jungemann) hätten dazu geführt, dass der ein oder andere seiner Akteure nun „nach Hause getragen" werden müsse, so „platt" seien sie. Entscheidend: Seine in der zweiten Halbzeit getroffenen Maßnahmen hätten allesamt gefruchtet, er nannte den Torwartwechsel, das 7 gegen 6 im Angriff sowie die offensivere 5:1-Deckung. Auf Letztere und die „schnellen Beine" seiner Mannschaft hatte auch Spielmacher und HSG-Sommerneuzugang Björn Zintel nach der Partie als wichtigen Schlüssel zum Sieg hingewiesen.
Und damit rein in die Chronologie der Partie: Bei der HSG fehlte im Vergleich zur letzten Partie Sander Visser. Wie schon geschrieben, trat Hamm (wieder) ohne drei wichtige Stützen und insgesamt nur mit 13 Spielern im Aufgebot an. Die erste Halbzeit verlief vollkommen ausgeglichen. Keiner Mannschaft gelang es, mit mehr als zwei Toren in Führung zu gehen. Die letzten beiden Treffer vor der Pause gelangen der HSG, sodass das 13:13 absolut folgerichtig war. Die Heimfans im Euregium zeigten sich zufrieden, denn das Gesicht ihrer Mannschaft war ein anderes als in manchen Partien der jüngeren Vergangenheit.
Durchaus positiv lief es zunächst weiter für die Gastgeber: Über 16:14 ging es auf 19:17. Zu diesem Zeitpunkt waren 42 Minuten gespielt, doch kurz zuvor hatte der ASV schon einige entscheidende Änderungen vorgenommen: Hertlein war für den keineswegs enttäuschenden Colodeti ins Tor gerückt – und parierte gleich die ersten drei von vier Würfen. Die Angriffe wurden nun im 7 gegen 6 vorgetragen und – was womöglich der „Gamechanger" war – die Gästeabwehr agierte nun mit einem vorgezogenen Verteidiger in einer 5:1-Deckung.
Nordhorn-Lingen kam nun nicht mehr durch – und wenn, dann fanden die Würfe nicht den Weg ins Ziel. Mehr als zehn Minuten lang konnte die HSG kein Tor erzielen! Als Wasielewski den Bann brach, hatten die Westfalen schon viermal nacheinander eingenetzt => 20:21 (53.). Beim Spielstand von 22:24 (58.) vereitelte Keeper Hertlein noch einmal eine ausgezeichnete Chance der Roten, was die Entscheidung bedeutete. Am Ende hieß es 23:26.
Auf Seiten des ASV hatte der beste 7-Meter-Schütze der Liga, Fabian Huesmann, siebenmal getroffen – davon fünfmal von der ominösen Linie. Den einzigen Strafwurf, den er nicht direkt im Tor unterbrachte, versenkte er im Nachwurf. In der Offensive der Gäste wussten zudem Rechtsaußen Sterba und Rückraumschütze Haunold zu gefallen. Björn Zintel agierte über weite Strecken der Partie als Regisseur seiner Mannschaft und auch in der Abwehr. Bei der HSG lag Maxi Lux in der Torschützenliste vorn (6/2), gefolgt von Kapitän Terwolbeck (4). Björn Buhrmester konnte gute 12 Bälle parieren. Die Schiedsrichter zogen einige Male den Unmut der Zuschauer und HSG-Spieler auf sich, z. B. bei Zeitstrafen gegen Kalafut, doch waren sicher nicht für den negativen Ausgang der Partie verantwortlich.
Hamm-Westfalen behauptete mit dem fünften Auswärtssieg in Folge Platz 3. Die HSG Nordhorn-Lingen dagegen rutschte durch die fünfte Niederlage nacheinander auf Rang 12 der Zweitligatabelle. Am kommenden Freitag, 19. April (19:30 Uhr), steht dann das äußerst schwere Gastspiel beim 1. VfL Potsdam an. Der Tabellenführer unterlag am Abend beim Team der Stunde, Eintracht Hagen, mit 33:37, doch hat weiterhin sechs Punkte Vorsprung auf Rang 3, der nicht zum Aufstieg berechtigt. Das nächste Heimspiel für unsere Mannschaft findet am Sonntag, den 28. April, um 17 Uhr in der EmslandArena statt, wenn der TV Hüttenberg seine Visitenkarte abgibt. Wir melden uns wieder.